Hamburg. Beliebte Leihräder sollen deutlich teurer werden. Christdemokraten warnen: “Kunden nicht verprellen.“ Kritik auch vom ADFC.

Die CDU in der Bürgerschaft kritisiert die geplanten neuen Gebühren für das Leihfarradsystem StadtRad. „Die Kosten für die notwendige Weiterentwicklung von StadtRad Hamburg dürfen nicht auf die Kunden abgewälzt werden“, sagte CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering am Donnerstag. Dass eine Refinanzierung über Werbung auf den Leihrädern und an den Ausleihstationen funktionieren könne, hätten Konkurrenten wie ‚nextbike‘ bereits bewiesen, so Thering. „Gerade in Zeiten von Staurekorden, chronisch überfüllten Bussen und Bahnen sowie Problemen mit Schadstoffemissionen kann es sich Hamburg nicht leisten, potentielle StadtRad-Kunden durch Preiserhöhungen zu verprellen.“

Künftig 5 Euro Gebühr pro Jahr

Wie das Abendblatt exklusiv berichtet hatte, soll im Zuge der kompletten Umrüstung der Flotte auf 2630 neue Räder Anfang 2019 auch ein neues Gebührenmodell eingeführt werden. Muss jeder neue Nutzer bislang bei der Registrierung einmalig 5 Euro bezahlen, die als Guthaben „abgefahren“ werden können, werden künftig jedes Jahr 5 Euro fällig – wobei diese nur im ersten Jahr als Guthaben stehen bleiben. Somit müssen auch langjährige Kunden, die bisher nichts bezahlt haben, bald 5 Euro pro Jahr entrichten.

Während die erste halbe Stunde wie gehabt gebührenfrei bleiben soll, steigt der danach fällige Minutenpreis von acht auf zehn Cent – beziehungsweise von sechs auf acht Cent für HVV-Kunden oder Bahncard-Inhaber. Die maximale Leihgebühr pro Tag steigt von 12 auf 15 Euro. Mit den zusätzlichen Einnahmen soll der Ausbau des von der Stadt mit gut 2,5 Millionen Euro pro Jahr bezuschussten Systems finanziert werden.

Geplant sind 4500 Räder an 350 Stationen

Im Januar ruht das von einer Tochter der Deutschen Bahn betriebene System jedoch zunächst für gut vier Wochen, um die Leihstationen auf Vordermann zu bringen und die gesamte Flotte auszutauschen. Mit 2630 Rädern wird es von Februar an dann 180 mehr geben als bisher. Perspektivisch soll die Fahrradflotte sogar auf bis zu 4500 Räder an bis zu 350 Stationen erweitert werden.

Das neue Modell ist ebenfalls rot, verfügt aber über einige Neuerungen: „Der Durchstieg ist etwas tiefer, der Lenker dafür höher“, sagte Olaf Böhm, in der Verkehrsbehörde für das Projekt StadtRad zuständig. Damit reagiere man auf Wünsche der Kunden. Neu ist auch, dass die Bedieneinheit, die bislang oberhalb der Nabe des Hinterrads installiert war, an den Lenker verlegt wurde. Damit soll die Bedienung bequemer werden. Außerdem enthält die Sattelstütze künftig eine Skalierung, sodass regelmäßige Nutzer sich die für sie passende Einstellung merken können.

Ebenfalls neu sind 20 E-Lastenräder, sogenannte Pedelecs. Werden sie gut angenommen, kann ihre Zahl auf bis zu 70 gesteigert werden. Die Leihgebühren sind identisch mit denen für normale Räder, allerdings soll der maximale Tagespreis bei 24 Euro liegen.

Kritik kommt auch vom ADFC

Auch der Fahrradclub ADFC hatte die neuen Gebühren kritisiert: „So wichtig ein städtisches Leihfahrradsystem ist, so wenig hat die aktuelle Preissteigerung und Abwälzung der Mehrkosten auf die Nutzer mit nachhaltiger Radverkehrsförderung zu tun“, sagte ADFC-Sprecher Dirk Lau. „Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass eine Verteuerung des Angebots zur Reduzierung der Nutzerzahlen führt.“ Grundsätzlich gelte dennoch: „Der Fahrradclub freut sich natürlich über neue Stadträder – vor allem über das längst fällige Angebot von Leih-Lastenrädern.“