Hamburg. Räder bekommen höhere Lenker und niedrigere Einstiege. Doch Kunden müssen künftig mehr zahlen. Und es gibt noch einen Nachteil.
Knapp zehn Jahre nach seiner Einführung ist das Hamburger Leihfahrradsystem Stadtrad eines der erfolgreichsten in Deutschland: 2450 Räder an mehr als 200 Stationen, 450.000 registrierte Nutzer und mehr als 2,5 Millionen Ausleihvorgänge im Jahr sprechen für sich.
Jedes Jahr fünf Euro Gebühr zahlen
Im kommenden Jahr wird das System nun komplett erneuert – und damit ändert sich für die Nutzer einiges, vor allem die Preise. Die werden nach Abendblatt-Informationen deutlich steigen. Muss jeder neue Nutzer bislang bei der Registrierung einmalig fünf Euro bezahlen, die jedoch als Guthaben „abgefahren“ werden können, werden künftig jedes Jahr fünf Euro fällig – wobei diese nur im ersten Jahr als Guthaben stehen bleiben.
Während die erste halbe Stunde wie gehabt gebührenfrei bleiben soll, steigt der danach fällige Minutenpreis von acht auf zehn Cent – beziehungsweise von sechs auf acht Cent für HVV-Kunden oder Bahncard-Inhaber. Die maximale Leihgebühr pro Tag steigt von zwölf auf 15 Euro. Mit den zusätzlichen Einnahmen soll der geplante Ausbau des von der Stadt mit gut 2,5 Millionen Euro pro Jahr bezuschussten Systems finanziert werden.
Im Januar gibt es gar keine Leihräder
Im Januar ruht das von einer Tochter der Deutschen Bahn betriebene System komplett, um die Leihstationen auf Vordermann zu bringen und die gesamte Flotte auszutauschen. Mit 2630 Rädern wird es dann 180 mehr geben als bisher. Perspektivisch soll die Fahrradflotte sogar auf bis zu 350 Stationen und 4.500 Räder erweitert werden.
Das neue Modell ist ebenfalls in dem auffälligen Rot lackiert, verfügt aber über einige Neuerungen: „Der Durchstieg ist etwas tiefer, der Lenker dafür höher“, sagte Olaf Böhm, in der Verkehrsbehörde für das Projekt Stadtrad zuständig, bei der Vorstellung im Wilhelmsburg. Damit reagiere man auf Wünsche der Kunden. Neu ist auch, dass die Bedieneinheit, die bislang oberhalb der Nabe des Hinterrads installiert war, an den Lenker verlegt wurde. Damit soll die Bedienung bequemer werden. Außerdem enthält die Sattelstütze künftig eine Skalierung, sodass häufige Nutzer sich die für sie passende Einstellung merken können.
Neue Elektro-Lastenräder
Ebenfalls neu sind vorerst 20 E-Lastenräder, sogenannte Pedelecs. Werden sie gut angenommen, kann ihre Zahl kann auf bis zu 70 gesteigert werden. Die Prise für das Ausleihen eines Lastenrads sind identisch mit denen für normale Räder, außer dass der maximale Tagespreis bei 24 Euro liegen soll.
„Wir sind auf dem Weg zu einer fahrradfreundlichen Stadt“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Anschluss an die jährliche „Fahrradwerkstatt“ aus Vertretern der zuständigen Behörden. Seit 2011 seien 200 Kilometer Radwege fertiggestellt worden, der Anteil des Radverkehrs sei einer bundesweiten Studie zufolge auf 15 Prozent gestiegen (2002: neun Prozent). „Das hilft allen Verkehrsteilnehmern, auch denjenigen, die nicht Fahrrad fahren, nämlich den Autofahrern“, sagte Tschentscher. Denn je mehr Menschen vom Auto aufs Rad umsteigen, desto mehr Platz gebe es auf den Straßen.