Hamburg/Paris. Ehemalige Oberfinanzdirektion am Rödingsmarkt wird zum Fünf-Sterne-Haus umgebaut – nach Vorbild eines einstigen Pariser Grandhotels.
Die Luxushotellerie in der Hansestadt bekommt einen weiteren Mitbewerber. Zum ersten Mal drängt eine Kette aus Asien auf den Hamburger Markt. Im Februar 2019 wird die Frasers-Hospitality-Gruppe aus Singapur ihr erstes „Fraser Suites Hotel“ in der denkmalgeschützten ehemaligen Oberfinanzdirektion am Rödingsmarkt eröffnen.
Vorbild dafür ist das einstige Grandhotel Le Claridge an der berühmten Avenue des Champs-Élysées in Paris, das vor mehr als 100 Jahren eröffnet wurde. Hier waren Berühmtheiten wie Schriftsteller Ernest Hemingway, Maler Salvador Dalí und Sängerin Edith Piaf Stammgäste.
Gebäude mit Geschichte in bester Lage
Das Unternehmen hat das imposante Gebäude an der Prachtstraße in der französischen Hauptstadt übernommen und 2007 als Fünf-Sterne-Haus Fraser Suites wiedereröffnet. „Wir setzen für unser Premiumprodukt auf historische Gebäude mit Geschichte in bester Lage. Das ist in Paris der Fall und in Hamburg haben wir ebenfalls mit der ehemaligen Oberfinanzdirektion so ein Juwel gefunden und aufwendig zu einem individuellen Luxushotel umgestaltet“, sagt Sin-Han Thiede. Die Frasers-Hospitality-Marketingdirektorin ist verantwortlich für den deutschen Markt und den wollen die Asiaten erobern.
Bis 2023 wollen sie 20 Hotels eröffnen. In Berlin und Frankfurt gibt es bereits zwei Vier-Sterne-Häuser der Marke Capri by Fraser – und jetzt also die Hansestadt. „Wir haben Hamburg gewählt, weil es eine aufstrebende Metropole ist. Wir sehen sehr viel Potenzial in dieser Stadt und wollen vor allem mehr internationale Gäste für diese Destination begeistern“, sagt Thiede.
Die Marketingexpertin zeigt eine der 60-Quadratmeter-Suiten im Pariser Fraser Suites Le Claridge mit Blick in den großen Innenhof. Goldgerahmte Gemälde und Spiegel hängen an den Wänden, die Lampen sind üppig verziert, die weiß lackierten Stühle sind mit grünem Samt gepolstert: Als einen Mix aus modern und elegant beschreibt Thiede die Einrichtung. Das sei auch das Konzept für das neue Hamburger Haus. In dem einstigen Pariser Palasthotel stehen auch Antiquitäten aus der mehr als 100-jährigen Le-Claridge-Geschichte.
Auch in der denkmalgeschützten früheren Oberfinanzdirektion soll einiges an die Vergangenheit erinnern. „Es wurden Leuchter und die Stuckdecken sowie die Marmorsäulen aufwendig restauriert“, sagt Thiede.
100 Millionen-Euro-Investition
Wie viel die Asiaten, die weltweit 105 Hotels haben, in Hamburg investiert haben, ist geheim. Aber es dürften inklusive Ankauf der Immobilie und dem Umbau des Hauses zum Hotel weit mehr als 100 Millionen Euro gewesen sein.
Die Luxushotellerie in Hamburg ist hart umkämpft. Der Dehoga hat aktuell zwölf Fünf-Sterne-Häuser gelistet, acht davon tragen den Zusatz „Superior“. Das strebt auch das Fraser Suites an. Dazu kommen Hotels wie das Marriott, Le Méridien und das The Westin. Die spielen auch in dieser Kategorie mit, verzichten aber auf die Dehoga-Sterne. Doch vor der geballten Konkurrenz fürchten sich die Asiaten nicht: „Wir bieten ein Produkt, welches es in dieser Kategorie noch nicht gibt. Wir werden neben den Zimmern 44 Suiten haben, das ist ein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Thiede. Diese haben auch eine voll ausgestattete Küche: „Das ist vor allem für anspruchsvolle Geschäftsleute interessant, die für mehrere Wochen oder Monate für Projekte immer wieder in Hamburg sind. Außerdem sind sie bei unseren internationalen Gästen beliebt, die die Größe unserer Suites schätzen“, sagt Thiede. Zudem gibt es 110 Zimmer, die zwischen 25 und 41 Quadratmetern groß sind.
Gebäude im Stil des Neobarocks
Das Gebäude im Stil des Neobarocks hatte Frasers Hospitality im November 2014 von der Stadt erworben. Die stellte die Bedingung, dass dort ein Fünf-Sterne-Hotel entstehen soll. Nun soll das Gebäude, das seit Frühjahr 2016 zur Nobelherberge umgebaut wird, auch für die Hamburger erlebbar gemacht werden: „Wir wollen hier einen Ort schaffen, an dem sich die Hamburger und unsere internationalen Gäste wohlfühlen“, sagt Thiede. Es wird ein Fine-Dining-Restaurant (an dem Konzept wird noch gefeilt) geben und eine Bar. Auch eine Bibliothek und mehrere kleine Bankett- und Konferenzräume sind Teil des Hotels. Zudem gibt es Wellnessbereiche und 24-Stunden-Zimmerservice. Aber noch wichtiger ist Thiede: „Unsere Philosophie ist es, dass unsere Mitarbeiter Gastgeber mit Herz sind. Dafür werden sie speziell geschult.“
Als Direktor ist Olivier Briand, der zuletzt in Riad ein Hotel der Kette führte, verpflichtet worden. Zahlreiche Positionen wurden schon besetzt, aber vor allem im Service sind noch Stellen frei.
Es könnte durchaus sein, dass das Fraser Suites nicht das einzige Hotel der Gruppe in Hamburg bleibt: „Wenn wir einen passenden Standort finden, wäre Hamburg natürlich auch für unsere Marke Capri by Fraser interessant“, sagte Thiede.