Hamburg . Bund gibt Millionen für neue Plätze und Gebäude. Areal der Evangelischen Stiftung wird umgestaltet zur „Straße der Inklusion“.

Das Herz von Alsterdorf soll wieder pulsieren: Das Areal der Evangelischen Stiftung Alsterdorf soll aufwendig umgestaltet und sieben historische Gebäude auf dem Gelände, darunter die neugotische Stiftungskirche St. Nicolaus, denkmalgerecht saniert werden. Die Kosten für das Projekt: 15 Millionen Euro. Die Hälfte davon kommt vom Bund. Das hat der Haushaltsausschuss in Berlin am Donnerstag bei der Vergabe der Bundesmittel für das Jahr 2019 beschlossen.

Akademie der Inklusion geplant

„So kann ein zukunftsfähiges und für die Inklusion beispielhaftes Quartier entstehen“, sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß, der sich gemeinsam mit seinem SPD-Kollegen Johannes Kahrs im Bundestag für das Fördergeld eingesetzt hatte. Mit diesen 7,5 Millionen Euro könnten zahlreiche Ideen umgesetzt werden, sagt Kahrs. „So ist es beispielsweise angedacht, im ‘Alten Kaiser’ eine Akademie der Inklusion einzurichten.“ Allein um aus dem Volkmar-Herntrich-Haus, wie das 1878 ursprünglich mit Backsteinfassade errichtete und nicht nur wegen der Kriegszerstörungen danach mehrfach umgebaute Versammlungsgebäude offiziell heißt, zu einem modernen Zentrum für Seminare und Veranstaltungen zu machen, sind mehr als zwei Millionen Euro veranschlagt.

Neue Nutzung für baufällige Gebäude

Menschen mit Behinderung, aber auch Älteren, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, das Wohnen und damit auch das Leben zu erleichtern, ist das zentrale Anliegen der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, die mit mehr als 6500 Beschäftigten zu den größten Arbeitgebern der Stadt zählt. So sollen die insgesamt sieben, derzeit baufälligen Gebäude, künftig eine „Straße der Inklusion“ bilden. Ziel solle es sein, anhand der unterschiedlichen Bauten zu zeigen, wie sich der Umgang mit Behinderten verändert hat und die mehr als 150-jährige Geschichte der Alsterdorfer Anstalten und heutigen Evangelischen Stiftung Alsterdorf zu veranschaulichen.

Gedenken an Massenermordung in der Nazi-Zeit

Die Straße soll ein „Gedenk- und Lernort“ werden, an dem sich Besucher auch mit der systematischen Massenermordung behinderter Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzen können. „Denn ohne die Verantwortung für die Vergangenheit droht Inklusion zum Strohfeuer zu werden“, sagt Professor Hanns-Stephan Haas, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Stiftung Alsterdorf.

Dass es den beiden Hamburger Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD) und Christoph Ploß (CDU) gelungen sei, den Bundestag von der geschichtlichen Bedeutung des Projekts zu überzeugen, freut Haas. „Es ist ein Geschenk, parteiübergreifend zwei so engagierte Mitstreiter an unserer Seite zu wissen.“

St. Nicolaus-Kirche wird verschönert

Doch nicht nur die Stiftung selbst soll von der Aufwertung profitieren, sondern der gesamte Stadtteil: Der neue Platz vor der St. Nicolaus-Kirche, die für mehr als 2,6 Millionen Euro zu einem „hellen Ort des Glaubens“ umgestaltet wird, in den durch eine Glaswand mehr Tageslicht fällt, soll als neue Brücke in den Stadtteil dienen und eine „konsequent barrierefreie Verbindung zum Alsterdorfer Marktplatz“ herstellen, wie die Planer vom Architekturbüro Zymara und Loitzenbauer aus Hannover schreiben.

Um die etwa 20 Meter hohe Kastanie herum sind auf dem Kirchplatz beispielsweise Bänke vorgesehen, damit er zu einem Treffpunkt im Quartier wird. Außerdem soll die Straße zwischen der sogenannten Kulturküche und dem Volkmar-Herntrich-Haus zu einem Skulpturenweg aufgewertet werden und zwischen Alsterdorfer Markt und Krankenhaus wird ein Steingarten angelegt.

Paul-Stritter-Weg wird zur Allee

Neben diesen Maßnahmen zur Verschönerung – so soll der Paul-Stritter-Weg als östlicher Abschluss des Quartiers als Allee bepflanzt werden – geht es darum, den Verkehr eindeutiger zu führen. So sollen die Wege für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer klarer zu erkennen und die Gehwege barrierefrei sein. Bestehende Wohnungen bleiben erhalten und werden unter anderem im Gebäude der Alten Verwaltung weiter ausgebaut.

In den vergangenen 30 Jahren hat die Evangelische Stiftung Alsterdorf die Öffnung des früher hermetisch zur Umgebung geschlossenen Geländes vorangetrieben. Schule und Krankenhaus wurden durch Neubauten ergänzt, ein Wohngebiet entstand, Einzelhandel wurde angesiedelt, um den Alsterdorfer Markt attratkiver zu gestalten. Mit den Millionen vom Bund könne diese Geschichte erfolgreicher Quartiersentwicklung weitergehen, so Christoph Ploß.

Millionen für Alsterschwimmhalle

Auch für die Alsterschwimmhalle, Hamburgs größtes und bekanntestes Schwimmbad, beginnt ein neues Kapitel: Die Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden „Schwimm-Oper“ aus dem Jahr 1973 unterstützt der Bund mit zehn Millionen Euro, wie gestern bekannt wurde. Insgesamt werden die Gesamtkosten, wie berichtet, auf mehr als 70 Millionen Euro geschätzt. „Wir freuen uns, dass jetzt ein weiterer Baustein der Finanzierung steht“, sagt Michael Dietel von Bäderland. Ab 2020 wird die Alsterschwimmhalle für vier Jahre geschlossen und aufwendig umgebaut und erneurt.