Hamburg. Christian Schwarz muss sich jetzt hauptsächlich um die Personalgewinnung kümmern. 2600 Brandschützer hören auf sein Wort.

Die Urkunde für seine Ernennung zum Feuerwehrchef hatte Christian Schwarz bereits am Morgen gegen 8.30 Uhr im Büro von Innensenator Andy Grote (SPD) bekommen. Der Öffentlichkeit wurde der 50 Jahre alte promovierte Chemiker drei Stunden später vor angetretener Mannschaft an der Feuerwache Berliner Tor vorgestellt. Symbolträchtig übergab Grote dem neuen Feuerwehrchef einen historischen Leder-Löscheimer und einen riesigen Schlüssel. Genauso überdimensional sind die Aufgaben. Mit der Umsetzung des Strategiepapiers in einer wachsenden Stadt wird sich Schwarz vor allem um die Gewinnung von Personal kümmern müssen.

„Die Weichen sind positiv gestellt“, sagt Schwarz über seine neue Aufgabe als Chef der zweitgrößten Feuerwehr Hamburgs mit über 2600 Berufsfeuerwehrleuten. „Ich werde den eingeschlagenen Weg fortsetzen.“ Sein Vorgänger Klaus Maurer, der zwölf Jahre lang an der Spitze der Hamburger Feuerwehr stand, hat ihm dafür ein gut bestelltes Feld hinterlassen. Das neue große Löschboot, dringend nötig für den Hafen, wird demnächst zu Wasser gelassen. Die neue Rettungsleitstelle, ein Hightech-Projekt, ist in der Planung und soll 2022 den Betrieb aufnehmen. Am geplanten Tunneldeckel werden weitere Feuerwachen entstehen.

Sechs zusätzliche Feuerwehrwachen für Hamburg

Als weitere „Baustelle“ bezeichnet Daniel Dahlke, Landesvorsitzender der Deutschen Feuerwehrgewerkschaft, die Umsetzung des Strategiepapiers, das sechs zusätzliche Feuerwachen für Hamburg vorsieht. „Ein großes Thema wird auch die Bezahlung der Notfallsanitäter sein, die sich durch zusätzliche Fortbildung qualifizieren müssen“, sagt Dahlke. „Das gibt es nicht zum Nulltarif.“

Das Schwarz der geeignete Mann für die anstehenden Aufgaben ist, davon ist der Innensenator überzeugt. „Wir sind froh, dass wir mit Herrn Dr. Schwarz einen wirklich absolut ausgewiesenen Feuerwehrfachmann gewinnen konnten, der sehr innovationsorientiert, sehr analytisch und sehr erfahren ist. Ich glaube, dass er mit großer Tatkraft den laufenden Modernisierungsprozess der Feuerwehr Hamburg mit großer Tatkraft die Aufgaben angehen wird“, sagt Grote. Bei der Berufsfeuerwehr ist Schwarz bereits seit mehr als 20 Jahren. Vor seinem Wechsel nach Hamburg war er ab 2002 als Chef der Staatlichen Feuerwehrschule in Geretsried für die Aus- und Fortbildung der Feuerwehren und Katastrophenschutzkräfte in ganz Bayern zuständig. Davor hatte Schwarz nach Studium und Promotion seine Ausbildung für den höheren feuerwehrtechnischen Dienst bei der Berufsfeuerwehr Stuttgart absolviert und war dort bis zum stellvertretenden Leiter der Einsatzabteilung aufgestiegen.

Den ersten Tag verbrachte Schwarz in der Innenbehörde

Vor allem aber die langjährige Verwendung als Leiter einer der größten Ausbildungseinrichtungen der Feuerwehren Deutschlands gibt laut Grote Hamburgs neuem Feuerwehrchef eine hohe Expertise für die Entwicklung der personellen und strategischen Zukunftsfähigkeit der Feuerwehr Hamburg.

Den ersten Tag verbrachte Schwarz zunächst in der Innenbehörde. „In der Früh“, sagt er noch ganz bayrisch, „habe ich meine Ernennungsurkunde bekommen.“ Bei der Feuerwehr am Berliner Tor standen dann administrative Dinge wie die Anmeldung am Computer auf dem Programm. „Das war nötig, um erst einmal arbeitsfähig zu werden“, sagt Schwarz. Auch erste Besprechungen habe es bereits gegeben. In der nächsten Zeit wolle er sich möglichst viele Dienststellen anschauen.

Bei der Feuerwehr der Chef – zu Hause eine „Gemengelage“

Privat ist Christian Schwarz noch in der Orientierungsphase. „Ich habe in der letzten Zeit in einer Interimswohnung gewohnt“, sagt er. „Aber ich bin schon fast mit einem festen Wohnort versehen.“ Im Raum Bergedorf hat er da etwas „im Auge“. Aber es gebe auch „eine zweite und dritte Option“. „Das werde ich aber erst einmal mit meiner Lebensgefährtin besprechen und dann dingfest machen. Mit der neuen Wohnung werden wir dann aber auch privat hier gut angekommen sein.“

Hamburg will er noch kennenlernen „Ich habe mich schon mal ein bisschen umgesehen und war auch schon mal als Tourist hier“, sagt Schwarz. „Aber es gibt sicherlich noch sehr viel zu entdecken, weil Stadt so groß ist und so viele Facetten hat.“ Ganz oben auf der Liste hat er noch nichts. Auch das will er erst mit seiner Lebensgefährtin zusammen planen. Das ihm wichtig. Bei der Feuerwehr ist er der Chef. Zu Hause ist das so eine „Gemengelage“.

Langjähriger Sprecher der Feuerwehr verabschiedet sich

Der eine feierte den Einstand, der andere den Ausstand: Beim Klönschnack hatte Feuerwehrsprecher Werner Nölken seinen vermutlich letzten Auftritt – für alle, die ihn kennen, ungewohnt ohne Uniform, in „Zivil“.

Innensenator Andy Grote (Mitte) verabschiedet Feuerwehrsprecher Werner Nölken (re.). Links neben Andy Grote: Hamburgs neuer  Feuerwehrchef Christian Schwarz.
Innensenator Andy Grote (Mitte) verabschiedet Feuerwehrsprecher Werner Nölken (re.). Links neben Andy Grote: Hamburgs neuer Feuerwehrchef Christian Schwarz. © Daniel Herder

Innensenator Andy Grote (SPD) verabschiedete den langjährigen Sprecher in Anerkennung seiner Verdienste: Nölken habe beste Arbeit geleistet. Mit einem Augenzwinkern sagte Grote: Man hätte sich gewünscht, dass Werner Nölken noch um ein Jahr verlängert. Nölken schlagfertig: "Da müssen Sie meine Frau fragen." Typisch Werner!