Hamburg. Michael Westhagemann hatte viele Jahre die Siemens-Niederlassung Hamburg geleitet. Am Donnerstag soll er gewählt werden.

Michael Westhagemann soll neuer Wirtschaftssenator in Hamburg werden. Das hat Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) am heutigen Montagnachmittag bekanntgegeben, wie zuvor bereits das Abendblatt berichtet hatte. Westhagemann folgt auf Frank Horch, der das Amt seit 2011 bekleidet und sich nun zurückzieht, um sich um seine kranke Ehefrau kümmern zu können. Am Donnerstag soll der neue Senator in der Bürgerschaft gewählt werden.

Der Informatiker Westhagemann hatte unter anderem viele Jahre die Siemens-Niederlassung Hamburg geleitet und von dort aus das Windkraftgeschäft des Konzerns verantwortet – dieses Engagement für erneuerbare Energien macht ihn auch den Grünen sympathisch, die zusammen mit der SPD regieren. Außerdem war er Vizepräsident der Handelskammer und Vorstandsvorsitzender des Industrieverbandes Hamburg.

2017 hatte sich Westhagemann, Jahrgang 1957, als Wirtschaftsberater selbstständig gemacht. Horch hatte seinen Rückzug Anfang September angekündigt. „Jetzt ist der Zeitpunkt da, zu erkennen, dass mein Privatleben nicht länger mit dem Amt vereinbar ist“, sagte der 70-Jährige damals. „Der Spagat zwischen familiärer Verpflichtung und Beruf ist inzwischen so intensiv, dass es für mich nicht mehr leistbar sein wird.“ Bis ein Nachfolger gefunden sei, längstens aber bis Ende des Jahres, stehe er noch zur Verfügung, so Horch. Dem Abendblatt sagte er: „Es war eine schwere Entscheidung – aber die Krankheit meiner Frau muss jetzt Vorrang haben.“

Bei der ersten Anfrage lehnte Westhagemann ab

Schon in jenen Tagen war Westhagemann – neben dem ehemaligen Bahn-Chef Rüdiger Grube – als möglicher Nachfolger gehandelt worden. Schließlich passten beide perfekt ins Anforderungsprofil: Wirtschaftsfachleute, die Hamburg gut kennen, keine „Parteilösung“ – wie Horch selbst, der vor dem Wechsel in den Senat lange Präses der Handelskammer und zuvor Manager beim Schiffbauer Blohm + Voss war. Im Prinzip suche man ein Modell „Horch 2.0“, hieß es immer aus Regierungskreisen. Doch Mitte September sagten beide Favoriten ab: „Ich stehe nicht zur Verfügung“, sagte Westhagemann damals dem Abendblatt.

Doch offensichtlich gab der Bürgermeister sein Werben nicht auf und hatte den profilierten Industriemanager stets im Blick, während öffentlich andere Namen gehandelt wurden. Einen neuen Zuschnitt der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI) wird es übrigens nicht geben. Nachdem zwischenzeitlich überlegt worden war, den Bereich Verkehr herauszulösen und einer anderen Behörde zuzuschlagen, bleibt nach Informationen des Abendblatts nun alles wie gehabt.

In einer ersten Reaktion begrüßten die Vorsitzenden der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Anna von Treuenfels-Frowein und Michael Kruse, die anstehende Neubesetzung im Senat: „Mit Michael Westhagemann wird ein erfahrener Manager Wirtschafts- und Verkehrssenator. Wir wünschen ihm viel Erfolg dabei, die Hamburger Wirtschaft gegen den anstehenden Abschwung zu rüsten und den Verkehr in der Stadt endlich zum Fließen zu bringen. Leicht wird es für Westhagemann nicht, diese Ziele gegen den selbstbewussten Koalitionspartner durchzusetzen. Ein Jahr ist dafür wenig Zeit.“