Winterhude. Richterin wirft Polizei Ermittlungsfehler vor. Nun untersucht das Landeskriminalamt die Arbeitsmethoden der Sonderkommission.

Eine vierköpfige Arbeitsgruppe unter Leitung des neuen stellvertretenden Chefs des Landeskriminalamtes, Mirko Streiber, wird die Arbeit der Sonderkommission „Cold Case“ unter die Lupe nehmen. Dabei geht es um die Ermittlungsmethoden der Soko. Die interne Untersuchung soll mehrere Tage dauern.

Ausgelöst hat die Untersuchung eine Richterin, die im Zusammenhang mit Ermittlungen in einem Fall, der 38 Jahre zurück liegt, den Ermittlern von „Cold Case“ schwere Fehler vorwarf. Die Soko hatte einen 54-Jährigen als Tatverdächtigen präsentiert. Er soll 1980 in Steilshoop eine 16-Jährige niedergestochen und missbraucht haben. Vor Gericht wurde der Mann allerdings freigesprochen. Die Richterin warf den Beamten von „Cold Case“ „verbotene Vernehmungsmethoden“ vor.

Mirko Streiber ist Vizechef des Landeskriminalamts
Mirko Streiber ist Vizechef des Landeskriminalamts © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Matthias Benirschke

So soll bei einem Zeugen nach einer in Aussicht gestellten Belohnung die Erinnerung zurückgekehrt sein. Auch ein vom Zeugen beschriebenes Messer, so hieß es vor Gericht, sei bei einer Vernehmung als Foto an der Wand gewesen.

Möglicher Personalwechsel bei Soko „Cold Cases“?

Für die Polizei ist der Fall ein Desaster. Die Soko „Cold Case“ galt als „Vorzeigedienststelle“ für moderne Polizeiarbeit und als Beweis für das unermüdliche Bestreben, Mörder ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Entsprechend schnell wurde nun reagiert.

„Die schriftliche Urteilsbegründung des Gerichts liegt uns noch nicht vor“, sagt Polizeisprecher Ulf Wundrack. „Gleichwohl hat der Leiter des Landeskriminalamtes, Frank Martin Heise, bereits zum jetzigen Zeitpunkt die Arbeitsgruppe eingesetzt.“ Ob sie lediglich die Vernehmungsmethoden und Arbeitsabläufe untersucht oder das Konzept von „Cold Case“­­ insgesamt überprüft, ist nicht bekannt.

Sollten sich Vernehmungen zu Sachverhalten, die Jahrzehnte zurückliegen, als zu stark fehlerbehaftet herausstellen, müssten in Zukunft wohl in erster Linie Altfälle durch heute auswertbare Spuren wie DNA gelöst werden. Ob es bei „Cold Case“ einen Personalwechsel geben wird, ist ebenfalls unklar.

Polizeiintern wird aber befürchtet, dass heute dort arbeitende Ermittler in Zukunft bei Gerichtsverfahren von den Anwälten der Beschuldigten mit Blick auf die aktuellen Vorwürfe generell als „unseriös“ hingestellt werden.