Hamburg . Hamburg steht in den kommenden Jahren die Wärmewende bevor. Für einen Teil der HafenCity beginnt die Zukunft schon jetzt.
Hamburgs Wärme wird künftig überwiegend südlich der Elbe erzeugt. Die Stadt hat sich entschieden, das Fernwärme-Netz des Energieversorgers Vattenfall komplett zu übernehmen. Das überalterte Kohlekraftwerk Wedel wird in den nächsten Jahren ersetzt. Die Fernwärme kommt dann aus Müllverbrennungsanlagen und Industriefabriken vom anderen Elbufer sowie einem neuen Gaskraftwerk. Dafür wird eine Leitung unter der Elbe hindurchgeführt. Doch bis alles fertig ist und das Kraftwerk Wedel vom Netz gehen kann, werden noch mindestens vier Jahre vergehen.
Schneller kommt die Wärmewende für den östlichen Teil der HafenCity voran, der gegenwärtig in Richtung der Elbbrücken entsteht. Er wird auch mit Fernwärme aus der Kupferhütte Aurubis versorgt. Am kommenden Montag wird die 3,5 Kilometer lange Wärmeleitung, die unter den Elbbrücken montiert wurde, mit einer Feier auf dem Aurubis-Gelände offiziell in Betrieb genommen. Mit dabei sind Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne), ebenso wie die Vorstandsvorsitzenden von Aurubis und dem Energieversorger Enercity, das sind die bundesweit tätigen Stadtwerke von Hannover, die auch eine Niederlassung in Hamburg unterhalten.
In der HafenCity herrscht Anschlusszwang
Die östliche HafenCity wird nicht von Vattenfall mit Energie versorgt, sondern von Enercity. In dem Stadtteil sollen bis 2030 Wohnraum für 14.500 Menschen und 45.000 Arbeitsplätze entstehen. Bislang hat Enercity ein Blockheizkraftwerk errichtet, das sowohl Strom wie auch Wärme produziert und mit Biogas betrieben wird. Die Abwärme aus den industriellen Prozessen bei Aurubis wird nun hinzugefügt. Bislang wurde die überschüssige Wärme in die Elbe geleitet. Da sie nun zum Heizen verwendet wird, entsteht praktisch kein zusätzliches CO2. Die Leitung mit einem Durchmesser von rund 50 Zentimetern hat eine Kapazität von 60 Megawatt, genug für die Versorgung von 6000 Haushalten.
In der HafenCity herrscht – im Gegensatz zum übrigen Stadtgebiet – Anschlusszwang für die Fernwärme. Alle Immobilien müssen damit beheizt werden. Die westliche HafenCity gehört zum Versorgungsgebiet von Vattenfall und wird aus verschiedenen Quellen versorgt, darunter auch erneuerbaren, und von einem gasbetriebenen Heizkraftwerk.
In Elbphilharmonie kümmern sich 16 Mitarbeiter um Haustechnik
Die spektakulärste Immobilie, die am Hamburger Fernwärmenetz hängt, ist die Elbphilharmonie. Hinter der prächtigen Fassade findet sich nicht nur ein glanzvoller Konzertsaal, ein Edelhotel und teure Luxuswohnungen. Sondern auch Hunderte von Quadratmetern Haustechnik auf verschiedensten Etagen, zum Heizen und zum Kühlen, zur Strom- und Wasserversorgung. Das System ist hochkomplex: Der Konzertsaal stellt andere Anforderungen als das Hotel oder die Wohnungen. Allein 16 Mitarbeiter kümmern sich im Mehrschichtbetrieb um die Haustechnik. Die Elbphilharmonie wird mit rund sechs Megawatt Leistung versorgt.
Die Energieversorgung der HafenCity wirft auch Aufträge für zahlreiche Dienstleister und Zulieferfirmen ab. „Ich bin hier in jedem Keller“, sagt Ulrich Eckelmann vom dänischen Danfoss-Konzern. Seine Firma liefert die Heiztechnik, die in der Elbphilharmonie Vattenfall-Heißwasser mit einer Temperatur von 110 Grad Celsius auf verbraucherfreundliche 55 bis 70 Grad herunterkühlt und in die Heizungs- und Warmwassersysteme einspeist.