Hamburg . Die Langenfelder Brücke wurde am Freitag mit viel Polit-Prominenz wiedereröffnet. Freie Fahrt bedeutet das aber noch nicht.
„Arbeitet lieber!“ Dem Lkw-Fahrer auf der A 7 passte es offensichtlich nicht, dass er nur im Schneckentempo vorwärtskam, während die andere Seite der Autobahn für einige Herren im Anzug reserviert war, die vor großem Publikum Reden hielten.
Nun, vielleicht hätte es den Mann etwas besänftigt und davon abgehalten, den Bundesverkehrsminister, den Bürgermeister und den Wirtschaftssenator anzubrüllen, wenn er gewusst hätte, dass die Männer gekommen waren, um eben jenes Stück Autobahn einzuweihen. Und dass die Arbeit, die dort vorher geleistet worden war, eher Applaus verdient hatte als einen Anpfiff.
A7-Brückenbau im laufenden Verkehr: Firmen haben "Großartiges geleistet"
Denn die Aufgabe lautete: Die sechsspurige Langenfelder Brücke, die zwischen den Anschlussstellen Volkspark und Stellingen auf einer Länge von 400 Metern 19 Bahngleise und zwei Straßen überspannt, abzureißen und achtspurig neu zu bauen – und das bei laufendem Verkehr, sprich: täglich 150.000 Autos auf der Brücke und 800 Züge darunter. „Dass dieses Projekt bei laufendem Betrieb fertiggestellt wurde, ist etwas Besonderes“, befand Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) daher, und auch Verkehrssenator Frank Horch (parteilos), der die Baustelle mehrfach besucht hatte, hob hervor, dass die Planungsgesellschaft Deges und die beteiligten Firmen „Großartiges geleistet“ hätten.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) betonte: „Was die Ingenieurskunst betrifft, kann man nur mit der Zunge schnalzen.“ Davon abgesehen sei die Langenfelder Brücke auch sonst „ein Rekordprojekt, ein Megaprojekt“, so Scheuer, wobei nicht ganz klar wurde, ob er das auf die Baukosten oder die Bauzeit bezog. Beides – 110 Millionen Euro wurden in vier Jahren verbaut – blieb jedoch im gesteckten Rahmen, was die beteiligten Ingenieure auch damit erklärten, dass man die Abläufe vorher fast sechs Jahre lang minutiös durchgeplant habe.
Scheuer: "Ohne Hamburg können wir nicht Exportweltmeister sein"
Den enormen Aufwand begründeten Scheuer und Tschentscher mit der Bedeutung der Autobahn: „Die A 7 ist eine der wichtigsten europäischen Nord-Süd-Achsen des Landes“, so der Bürgermeister. „Sie ist aufgrund ihrer Lage mitten in der Stadt auch eine wichtige innerstädtische Verbindung für Pendler und Wirtschaftsverkehre.“ Der Ausbau schaffe neue Kapazitäten. „Gleichzeitig verringern wir den Verkehrslärm für die Anwohner mit modernen Lärmschutzmaßnahmen“, so Tschentscher, der auf die mehr als sieben Meter hohen Schallschutzwände an der Langenfelder Brücke und die drei neuen Tunnel verwies.
Scheuer hob hervor, dass der Bund alleine in der Metropolregion Hamburg für den Neu- und Ausbau der Bundesfernstraßen rund drei Milliarden Euro aufwende, davon allein eine Milliarde für den A-7-Ausbau zwischen dem Elbtunnel und Bordesholm. „Wer die A 7 stärkt, stärkt den bedeutendsten Logistiknotenpunkt Nordeuropas“, sagte der CSU-Politiker und fügte noch einen weiteren Satz hinzu, den man in der Hansestadt vor allem aus dem Mund der zuletzt stets aus Bayern stammenden Bundesverkehrsminister gern hört: „Ohne Hamburg können wir nicht Exportweltmeister sein.“
Langenfelder Brücke ist zentraler Baustein der A7-Erweiterung
Die Langenfelder Brücke ist ein zentraler Baustein in der Erweiterung der A 7, denn erst mit ihrer Fertigstellung kann der Ausbau nördlich und südlich davon voranschreiten. So entsteht nördlich der Brücke derzeit der fast 900 Meter lange Stellinger Lärmschutztunnel, dessen erster Teil Anfang 2019 in Betrieb gehen soll, der zweite 2020. Wenige Kilometer weiter nördlich bei Schnelsen verschwindet der Verkehr bereits unter einem 550 Meter langen Deckel, dessen zweite Hälfte 2019 fertig sein soll. Von 2020 an wird dann ein dritter, 2200 Meter langer Tunnel in Altona entstehen.
Bis 2025 soll die gesamte Autobahn zwischen Elbtunnel und Dreieck Nordwest achtspurig sein und von dort bis Bordesholm sechsspurig. Außerdem soll der gut vier Kilometer lange Abschnitt der A 7 südlich des Elbtunnels auf acht Spuren erweitert sein.
Bereits am Sonnabend die nächste Vollsperrung
Zunächst werden jedoch auf der fertigen Langenfelder Brücke zwei der acht Spuren nicht genutzt, da auch nördlich und südlich davon nur sechs Fahrspuren zur Verfügung stehen. Wegen der weiteren Arbeiten wird es von diesem Sonnabend, 21 Uhr, bis Sonntag, 7 Uhr, und von Sonntag, 21 Uhr, bis Montag, 5 Uhr, zwischen dem Tunnel Stellingen und der Langenfelder Brücke in beide Fahrtrichtungen nur je einen Fahrstreifen geben. Von Montag, 21 Uhr, bis Dienstag, 5 Uhr, werden in Richtung Flensburg die Anschlussstellen Volkspark und Stellingen gesperrt. Von Dienstag, 22 Uhr, bis Mittwoch, 5 Uhr, wird die A 7 in beide Richtungen zwischen Volkspark und dem Dreieck Nordwest voll gesperrt.