Hamburg. Die 47-Jährige erklärt in einer E-Mail ihren Verzicht. Sie war noch vor der Bekanntgabe ihrer Kandidatur schwer erkrankt.
Die von CDU-Parteichef Roland Heintze und Fraktionschef André Trepoll als Bürgermeisterkandidatin 2020 vorgeschlagene Aygül Özkan wird nicht bei der Wahl antreten. In einer persönlichen Mail an die Parteispitze, die dem Abendblatt vorliegt, erklärte sie jetzt ihren Verzicht. Özkan war bereits vor der Bekanntgabe einer möglichen Kandidatur schwer erkrankt.
„Nach intensiver Überlegung und reiflicher Abwägung bin ich zu dem Entschluss gekommen, der CDU Hamburg nicht als Spitzenkandidatin für die Bürgerschaftswahlen 2020 zur Verfügung zu stehen“, schreibt die 47-Jährige Hamburgerin mit türkischen Wurzeln an Heintze und Trepoll. „Diese Entscheidung erfolgt auch aus Respekt vor der bedeutenden und herausfordernden Aufgabe. Es ist für mich keine einfache Entscheidung, zumal ich auch aus der Partei in den letzten Wochen sehr großen Zuspruch bekommen habe. Aber es gibt Momente im Leben, in denen man innehält, Ereignisse und bisherige Pläne überdenkt und neu bewertet. In der Folge musste ich meine Prioritäten anders und neu setzen.“
Özkan dankt der CDU für das große Vertrauen
Sie bedanke sich bei der Partei „für das große Vertrauen, das man mir entgegen gebracht hat“. Ihr besonderer Dank gelte Heintze und Trepoll. „Ihr habt mich als Kandidatin vorgeschlagen und euch für mich stark gemacht. Umso mehr tut es mir leid, dass ich dem Wunsch, als Spitzenkandidatin anzutreten, nicht nachkommen kann. Gleichwohl bin ich sicher, dass die Partei eine Person als Spitzenkandidatin/einen Spitzenkandidaten wählt, die die CDU als Volkspartei in der Hansestadt sehr gut repräsentieren wird; eine Person, die die Probleme der Bürger offen angeht – aber auch die Annehmlichkeiten herausstellt, in der schönsten Stadt Deutschlands zu leben. Ich bitte euch um Verständnis für meine Entscheidung.“
Heintze und Trepoll gaben diese Nachricht an die CDU-Ortsvorsitzenden am Sonnabend per Mail weiter. „Damit ist jetzt leider das eingetreten, was wir natürlich nicht erhofft haben“, schreiben sie in der Mail, die dem Abendblatt vorliegt. „Es zeigt sich mal wieder: Nichts ist wichtiger als die Gesundheit und die Genesung von Aygül Özkan geht jetzt vor. Wir haben ihr in einem persönlichen Gespräch für ihre Bereitschaft, als Spitzenkandidatin der CDU Hamburg anzutreten, gedankt und ihr im Namen der ganzen Partei eine schnelle Genesung gewünscht. Nach Absprache mit Aygül Özkan geht eine kurze Pressemitteilung mit Ihrer persönlichen Erklärung am Sonntagmittag raus, bis dahin bitten wir Euch, die Information als vertraulich zu behandeln und nicht weiterzugeben.“
CDU sieht sich nicht unter Zeitdruck, neuen Kandidaten zu benennen
Der Landesvorstand habe den Fraktionsvorsitzenden und den Landesvorsitzenden damit beauftragt, einen gemeinsamen Vorschlag für die Spitzenkandidatur der Hamburger CDU zu erarbeiten. „Diesen Auftrag haben wir mit Aygül Özkan als unseren gemeinsamen Vorschlag erfüllt und damit u.a. unter Beweis gestellt, dass wir eine mutige und moderne Großstadtpartei in Hamburg sind“, so Heintze und Trepoll weiter. „Wir danken Euch für die breite Unterstützung dieses Vorschlags, gerade auch in vielen Gesprächen an der Parteibasis.“
Natürlich stehe nun die Frage im Raum, wie es mit der Spitzenkandidatur weitergehe. „Aber rund 16 Monate vor der Wahl gibt es aus unserer Sicht zum jetzigen Zeitpunkt keinen übertriebenen Zeitdruck“, so Heintze und Trepoll. „Zur Erinnerung: Schleswig-Holstein hat erst sechs Monate vor der Wahl die Kandidatenfrage nochmal völlig neu geklärt. Aber natürlich ist das nicht unser Ziel! Unruhe entsteht nur, wenn wir diese zulassen. Wir haben in den letzten Jahren gezeigt, dass wir als Partei geschlossen und gut zusammenarbeiten. Lasst uns diese Geschlossenheit nach innen und außen nutzen, um nun miteinander in der gebotenen Ruhe eine gute und tragfähige Lösung für die kommenden Wahlauseinandersetzungen zu finden. Wir wollen 2020 wieder Regierungsverantwortung übernehmen und werden unseren Anspruch mit einem guten Programm und einem guten personellen Angebot auch entsprechend deutlich machen“, schreiben Partei- und Fraktionschef.
Am kommenden Montag werde der Hamburger CDU-Landesvorstand in einer Sondersitzung über das weitere Vorgehen beraten.