Hamburg. Kandidatendiskussion auf dem Parteitag der CDU. Roland Heintze und André Trepoll verteidigen ihren Vorschlag.

Die Aussprache auf dem Parteitag der Hamburger CDU am Dienstagabend in der Handwerkskammer dauerte nur etwa 20 Minuten und umfasste sechs Beiträge, doch dabei fielen deutliche Worte: „Ich bin erschüttert darüber, wie man eine schwer kranke Frau so in die Öffentlichkeit zerren kann – das war ein Fehlstart des Wahlkampfs“, sagte Gerd Neumann vom CDU-Ortsverband Oberalster. Es sei zudem „einer demokratischen Partei unwürdig“, wie Parteichef Roland Heintze und Bürgerschafts-Fraktionschef André Trepoll vorgegangen seien, als sie die frühere niedersächsische Sozialministerin Aygül Özkan als Spitzenkandidatin für die Bürgerschaftswahl vorschlugen.

Johann Riekers von der CDU Blankenese rief in den Saal: „Hat sich die Führung der CDU von der Presse treiben lassen?“ Die Delegierte Erika Garbers aus Bergedorf stellte klar, sich nicht vorstellen zu können, „eine muslimische Bürgermeisterkandidatin zu haben“. Sie sei wegen des C, das für christlich steht, in die CDU eingetreten. „Ich befürchte, wir verlassen unser C“, sagte sie. Heintze und Trepoll hatten ihren Vorschlag vor zwei Wochen öffentlich gemacht, obwohl bei Aygül Özkan kurz zuvor eine schwere Krankheit festgestellt worden war. Ob die 47-Jährige gegen Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) antreten kann, ist unklar.

Vielschichtigkeit und Offenheit

Die Hamburger CDU müsse nach ihrem Wahlergebnis von 15,9 Prozent bei der Bürgerschaftswahl 2015 nun „mit Kreativität, Mut und neuen Wegen aufwarten“, sagte Roland Heintze zu Beginn des Parteitags. Özkan verkörpere die Vielschichtigkeit und Offenheit, aber auch die Tradition Hamburgs. André Trepoll sprach nach Heintze erst über den Hafen, den die CDU stärken wolle „im Gegensatz zum Senat“, bevor er die Entscheidung für Özkan verteidigte. Sie wisse, wie die Wirtschaft funktioniert, wie man es mit Leistung nach oben schaffe, wie es ist, in Hamburg Kinder großzuziehen, was Integration bedeutet. Özkan sei eine „hervorragende Kandidatin“ und „im besten Sinne eine Hamburger Deern“, sagte Trepoll.

Auch Bürgerschafts-Vizepräsident Dietrich Wersich befürwortet den Vorschlag, wie er sagte. Die Debatte über Özkan als mögliche Spitzenkandidatin habe die Hamburger CDU belebt. „Es ist ein Lackmus-Test, wie ernst man es meint mit der Forderung nach Integration“, sagte Wersich.