Hamburg . Anfang des Jahres sind Tausende an der Influenza erkrankt. Neuer Wirkstoff soll nun eine erneute massive Grippewelle verhindern.

Während die Hamburger bei rund 25 Grad Celsius den Sommer im Oktober genießen, dürften nur wenige auf die Idee kommen, sich jetzt schon gegen die Grippe impfen zu lassen. Doch Experten raten dazu. "Das Wetter spielt dabei keine Rolle", sagt Susanne Glasmacher, Sprecherin des Robert-Koch-Instituts und fügt hinzu: "Entscheidend ist, rechtzeitig einen Schutz gegen die Viren aufzubauen." Deswegen empfiehlt das Bundesinstitut für Infektionskrankheiten grundsätzlich die Monate Oktober und November.

Neu in diesem Jahr ist, dass auch gesetzlich Versicherte die bessere Grippe-Impfung von der Kasse bezahlt bekommen. Damit wird auf die besonders schwere Grippesaison Anfang dieses Jahres reagiert. Allein in Hamburg waren 9900 Menschen an der Influenza erkrankt. Damit hat sich die Zahl im Vergleich zu den Vorjahren fast verdreifacht. So hat das Robert-Koch-Institut Anfang vergangenen Jahres 3408 Erkrankte in der Hansestadt registriert. In der Grippesaison 2015/2016 wurden 3327 Grippe-Fälle in Hamburg bekannt.

Kassenpatienten haben schlechteren Impfstoff bekommen

Grund für den massiven Anstieg war, dass der Impfstoff, den Kassenpatienten erhalten haben, nicht ausreichend vor den Viren schützte. Während Privatpatienten einen Vierfach-Impfstoff bekommen haben, gab es für gesetzlich Versicherten nur den etwa halb so teuren Dreifach-Wirkstoff. Privatpatienten waren somit auch gegen die sogenannte Yamagata-Linie der Influenza-B-Erreger geschützt. Und dieser Erreger trat besonders häufig auf.

Um ein erneutes Ausmaß der Grippewelle wie 2017/2018 zu verhindert, bekommen auf Empfehlung der Ständigen Impfkommission des Robert Koch-Instituts nun auch Kassenpatienten den besseren Grippeschutz. Doch nicht bei jedem übernimmt die Kasse die Kosten. Nach Angaben des Verbands der Ersatzkassen ist die Impfung für Risikogruppen kostenlos. Dazu zählen Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranke und Schwangere.

Auch für Menschen mit einem besonders hohes Ansteckungsrisiko übernimmt die Kasse die Kosten. "Allgemein sind das diejenigen, die viel Menschenkontakt haben, wie beispielsweise Pfleger in Heimen oder Krankenhäusern oder die täglich mit der Bahn fahren", erklärt Torsten Nowak, Sprecher der Barmer und fügt hinzu: "Der Arzt entscheidet, ob jemand besonders gefährdet ist." Sollte ein Patient nicht in eine Risikogruppe fallen, muss er für den Impfstoff je nach Hersteller zwischen 20 und 23 Euro zahlen.

Jedes Jahr wird der Impfstoff angepasst

Drei Anbieter gibt es, die laut Nowak alle den gleichen Wirkstoff verwenden. "Der eine ist beispielsweise erst für Patienten ab 18 Jahren zugelassen, die anderen bereits für Kleinkinder ab sechs Monaten." Einen Unterschied zwischen gesetzlich und privat Versicherten gebe es nicht mehr, betont der Barmer-Sprecher an dieser Stelle.

Doch ist mit dem erweiterten Grippeschutz jetzt mit einem deutlich milderen Verlauf der Grippewelle zu rechnen als in den Vorjahren, insbesondere als Anfang dieses Jahres? Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut wagt noch keine Prognose. Denn schließlich könne nie zu Hundert Prozent bestimmt werden, welcher Virenstamm besonders häufig auftreten wird. "Ende Februar erarbeitet die Weltgesundheitsorganisation die Zusammensetzung des Impfstoffes für die kommende Saison", erklärt Glasmacher. Damit reagiere die WHO auf das sich ständig verändernde Virus.

"Deswegen können wir heute noch nicht sagen, ob die richtige Mischung gewählt wurde", sagt Glasmacher. Ferner habe sie innerhalb von zehn Jahren nur einmal erlebt, das die Zusammensetzung des Wirkstoffs für die nächsten Saison unverändert blieb. "Allerdings bleibt der Vierfach-Impfstoff jetzt Standard."

Nur bei jedem Zweiten wirkt die Impfung

Doch auch dieser bietet keinen 100-prozentigen Schutz. "Die Impfung wirkt nur moderat bis mäßig", sagt die Institutssprecherin. Durchschnittlich jeder zweite geimpfte Mensch erkrankt an der Influenza. Das Immunsystem jedes einzelnen spiele dabei eine Rolle. "Selbst wenn der Impfstoff genau auf die Viren abgestimmt war, haben wir bei jungen, gesunden Menschen eine Quote von 80 bis 85 Prozent, die nicht erkrankt."

Dennoch empfiehlt das Robert-Koch-Insitut den Grippe-Schutz. "Es ist nunmal die beste Impfung die wir haben." Zudem verlaufe die Influenza bei geimpften Patienten deutlich milder, als bei Menschen oder Grippe-Schutz. Somit könnte eine Impfung verhindern, dass die Krankheit tödlich endet. In Hamburg sind während der vergangenen Saison 15 Menschen an den Folgen einer Infektion gestorben. Auch in den Vorjahren waren es im Schnitt so viele Opfer.

Weil es keinen 100-prozentigen Impfschutz gibt, empfiehlt Susanne Glasmacher unabhängig von einer Impfung während der Grippe-Saison besonders auf Händehygiene zu achten. "Nur mit Wasser waschen reicht nicht. Ordentlich mit Seifen einreiben."