München. Modell des – gerichtlich gestoppten – Bahnhofs Diebsteich präsentiert. 66-köpfige Delegation reist an. Kritik der Opposition.
Die Immobilienbranche trifft sich seit Montag auf der Expo Real in München. Hamburg ist auf der internationalen Fachmesse für Immobilien und Investitionen auf dem Messegelände mit einem 840 Quadratmeter großen Gemeinschaftsstand vertreten. 63 Partner aus der Hansestadt sind dabei. Auf dem Areal in Halle B 2 fällt sofort ein etwas überdimensionales Modell ins Auge, das den geplanten Fernbahnhof Altona am Diebsteich zeigt. Vor diesem posierte am frühen Montagabend Politprominenz: Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt und Finanzsenator Andreas Dressel (beide SPD) waren aus Hamburg angereist.
Dass nun gerade dieses umstrittene Bauvorhaben von gleich zwei Senatoren beworben wurde, ist etwas pikant. Denn es ist überhaupt noch nicht klar, ob das 360-Millionen-Euro-Projekt überhaupt umgesetzt werden kann. „Wir werden jetzt gemeinsam mit den Beteiligten alles dafür tun, dass diese für Hamburg so wichtige Verlegung des Fernbahnhofs Altona realisiert werden kann“, sagte Senator Dressel dem Abendblatt.
Fernbahnhof sollte 2023 in Betrieb gehen
Wie berichtet, hatten die Richter am Hamburgischen Oberverwaltungsgericht (OVG) Ende August einem Eilantrag des Verkehrsclubs Deutschland, Landesverband Nord, gegen den Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahnbundesamtes stattgegeben und einen Baustopp für den geplanten Fernbahnhof Altona verhängt. Die Richter hatten bemängelt, dass der Bahnhof keine Verladeeinrichtung für Autoreisezüge aufweist, wie das am jetzigen Standort der Fall ist. Einen Verhandlungstermin für das Hauptsacheverfahren vor dem OVG gibt es nach wie vor nicht. Mit diesem wird aber auch erst 2019 gerechnet.
Allerdings bestätigte ein Gerichtssprecher auf Abendblatt-Anfrage: „Das Gericht wartet in dem Verfahren weiterhin auf Unterlagen, die vom Eisenbahnbundesamt und von der Deutschen Bahn angefordert wurden. Wenn diese vorliegen, kann sich dazu die Klägerseite äußern.“ Dann bedürfe es weiterer Sachverhaltsklärungen, bevor ein Verhandlungstermin sinnvollerweise angesetzt werden könne. Wann dieser sein werde, sei derzeit noch völlig offen. Eigentlich sollte der Fernbahnhof 2023 in Betrieb gehen. Inzwischen geht die DB davon aus, dass die Verzögerung „nicht weniger als zwei Jahre betragen wird.“
Opposition reagierte mit Kritik
Die Opposition reagierte mit Kritik auf den PR-Auftritt: „Das sich jetzt hochrangige Senatsmitglieder in München für ein Projekt feiern lassen wollen, welches aufgrund von Planungsfehlern bis heute nicht genehmigt ist, ist völlig überflüssig“, sagte CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering. Dem Senat ist die Expo Real ein wichtiges Anliegen. So sind immerhin 66 Mitarbeiter aus Behörden beziehungsweise städtischen Unternehmen vor Ort.
Ingesamt wird mit Reisekosten von rund 95.000 Euro gerechnet. Für den Hamburg-Stand auf der Expo Real wird von Kosten von rund 1,1 Millionen Euro netto ausgegangen. Diese Kosten sind durch den „Verkauf von Beteiligungsflächen an Standpartner vollständig gedeckt“, heißt es in der Antwort des Senats auf eine Anfrage der FDP-Fraktion.