Hamburg. Miriam M. soll eine 93-Jährige angegriffen und 32-mal auf sie eingestochen haben. Sie brauchte Geld für Drogen, sagte sie.
Nachdem sie sich hinterlistig als Pflegerin ausgegeben und sich so in die Wohnung der alten Dame im Poppenbütteler Altenheim „Hospital zum Heiligen Geist“ geschlichen hatte, stach sie 32 Mal auf die gebrechliche 93-Jährige ein. Dann flüchtete Miriam M. mit der Beute: 405 Euro, das Handy der 93-Jährigen und ihre EC-Karte. Sie habe die alte Dame mit dem Messer angegriffen, habe sie aber nicht töten wollen, hieß es in einem von ihrem Verteidiger am Donnerstag verlesenen Geständnis.
Bereits am vorherigen Prozesstag hatte ihr Opfer, Irene B., von der Messerattacke berichtet, die sie nur mit viel Glück überlebt hatte. „Sie müssen denken, dass ich ein Monster bin, aber das bin ich nicht. Ich brauche Hilfe und weiterhin Therapie“, erklärte die Angeklagte am Donnerstag vor dem Landgericht. Dort legt ihr die Staatsanwaltschaft versuchten Mord und schweren Raub zur Last.
Angeklagte hat ein Drogenproblem
Wie es in der Erklärung weiter heißt, habe Miriam M. lange unter depressiven Phasen und Angstzuständen gelitten. Zudem habe sie Drogen wie Speed und Crystal Meth konsumiert und über das Darknet bezogen. „Wenn ich Geld hatte, habe ich Crystal bestellt“, so die Angeklagte. Sie habe so viel von dem Stoff genommen, dass sie unter Begleitsymptomen wie offenen Stellen im Gesicht litt. Zwischenzeitlich habe sie sich gefühlt wie „ferngesteuert“, hinzu seien „Hoffnungslosigkeit und ein starker innerer Druck“ gekommen.
Wie berichtet hatte die Angeklagte auf ihrem Handy vor der Tat im Internet nach Dingen gesucht wie „Menschen töten aus Spaß“ oder „Menschen töten leicht“. Die Suchverläufe waren bereits am vorherigen Prozesstag in die Verhandlung eingeführt worden. „Viele der Begriffe habe ich nicht eingegeben, sondern ergaben sich durch Verweise“, so die Angeklagte am Donnerstag.
Miriam M. brauchte ständig Geld
Sie habe ständig Geld benötigt, um ihre Drogensucht zu finanzieren. Über die Möglichkeit, an Bares durch Einbrüche oder Diebstähle zu gelangen, habe sie anfänglich nur „fantasiert“. Dann habe sie darüber nachgedacht, „jemanden zu zwingen, dass er mir Geld gibt“, so die Angeklagte. „Schließlich kam mir der Gedanke: Du musst das jetzt tun.“
Ein Überfall in dem Poppenbütteler Seniorenstift lag da nahe – schließlich hatte Miriam M. dort zwischen 2013 und 2016 als Auszubildende zur Altenpflegerin gearbeitet. Mit einem Rucksack und einem Messer sei sie am Morgen des 10. März in den ersten Stock des Altenheimes gegangen und habe an einer Tür geklingelt.
Warum stach sie so oft zu?
„Es wurde geöffnet, ich bin sofort auf sie losgegangen, habe sie gepackt und Geld gefordert“, so Miriam M. Sie habe die alte Frau gestochen, damit sie ihr Geld gebe. „Weil es so wenig war, habe ich weitergemacht.“ Sie habe jedoch nicht gedacht, dass ihr Opfer so schwer verletzt worden sei. „Es fehlen mir die Worte, wie leid es mir tut. Ich bin froh, dass sie überlebt hat“, so Miriam M.
Vor der Erklärung hatte eine Altenpflegerin unter Tränen ausgesagt, wie sie die alte Frau am Tattag, von unzähligen Stichen übersät, in der Wohnung entdeckt hatte. Weil die 54-Jährige noch immer unter dem Eindruck der brutalen Attacke steht, wurde sie bei ihrer Vernehmung im Gerichtssaal von einer Therapeutin begleitet.