Hamburg. Opposition nennt die Fahrgastzahlen enttäuschend: „Tickets zu teuer“. Verkehrsverbund weist Vorwürfe zurück.

Die Fahrgastzahlen bei den großen HVV-Unternehmen sind im ersten Halbjahr 2018 nur moderat angestiegen. Die S-Bahn verzeichnete im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 einen Zuwachs von 1,1 Prozent, und auf den U-Bahn-Linien waren 1,5 Prozent mehr Gäste unterwegs – genauso wie in den Bussen der Hochbahn. Das entspricht in allen drei Fällen exakt den Zuwächsen, die es von 2016 auf 2017 in diesen Segmenten gegeben hatte. Etwas geringer fiel der Zuwachs bei den Bussen der Verkehrsbetriebe Hamburg Holstein (VHH) mit 0,9 Prozent aus.

2017 waren die Fahrgastzahlen hier noch um 1,7 Prozent gestiegen. Einen Einbruch in der Gunst von Hamburgern und Touristen verzeichneten dagegen im ersten Halbjahr die Hadag-Elbfähren. War ihre Kundenzahl 2017 noch um 8,8 Prozent gestiegen, so ging sie im ersten Halbjahr 2018 um exakt ein Prozent zurück.

Diese Zahlen gehen aus der Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage des CDU-Verkehrspolitikers Dennis Thering hervor. Und, wie so oft bei Zahlen: Auch diesmal fallen die Bewertungen der Daten recht unterschiedlich aus. „Die schwachen Zuwächse bei S-Bahnen, U-Bahnen und Bussen sind eine herbe Enttäuschung“, findet CDU-Mann Thering. „Bei den Fähren der Hadag gibt es sogar weniger Fährgäste als im Vorjahreshalbjahr. Von den rosigen Zahlen früherer Jahre sind wir in Hamburg meilenweit entfernt.“

„Wiederbelebung“ des ÖPNV auf der Alster

Eine Ursache der aus seiner Sicht ungenügenden Zuwächse seien „die vielen unverständlich hohen Steigerungen der Ticketpreise seit 2012“, so Thering. „Dass der HVV erst kürzlich angekündigt hat, die Ticketpreise abermals durchschnittlich um 2,1 Prozent und damit über der Inflationsrate erhöhen zu wollen, ist geradezu grotesk.“ Neben dem Verzicht auf solche Erhöhungen könnte aus CDU-Sicht auch „die sofortige Abschaffung der P+R-Gebühren“ für einen höheren Zuwachs sorgen.

Weitere Vorschläge der CDU sind die „Wiederbelebung“ des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) auf der Alster, „ein preislich attraktives 24-Stunden-Ticket, bessere Angebote für Jüngere und Menschen mit kleinem Portemonnaie oder die ebenfalls von uns geforderte Verbesserung des Tarifsystems im niedersächsischen Umland“. Zudem müsse der Komfort der Busse und Bahnen dringend verbessert werden. „Überfüllte Busse und Bahnen müssen endlich der Vergangenheit angehören“, so Thering. Fazit des CDU-Verkehrspolitikers: „Bahnen und Busse sind das Rückgrat der Mobilität in unserer Stadt. Dies gilt angesichts immer neuer Stauinfarkte und –rekorde umso mehr. Die aktuellen Zahlen zeigen allerdings: Das Rückgrat leidet, eine Schmerzgrenze ist erreicht.“

Das sieht man beim HVV selbst naturgemäß anders. Die Entwicklung der Fahrgastzahlen liege „auf dem Niveau der Jahre 2014 und 2017“, betont HVV-Sprecher Rainer Vohl. „Überdies liegt der HVV damit deutlich über dem ÖPNV-Bundesdurchschnitt, der im ersten Halbjahr lediglich einen Zuwachs von 0,4 Prozent aufweist.“ Auch ein Zusammenhang zwischen der Fahrgastzahlentwicklung und den zuletzt erfolgten Tarifanhebungen lasse sich nicht herstellen, da diese zuletzt mit 1,4 Prozent (2017) und 1,2 Prozent (2018) sehr moderat ausgefallen seien.

4,75 Millionen Gäste auf den Elbfähren im ersten Halbjahr

„Die zum 1.1.2019 beantragte Tarifanpassung um 2,1 Prozent wird – anders als von Herrn Thering dargestellt – aller Voraussicht nach nicht ,deutlich oberhalb der Inflationsrate‘ liegen“, so der HVV-Sprecher weiter. „In den vergangenen Monaten lag die Preissteigerung laut Statistischem Bundesamt zwischen 2,0 und 2,2 Prozent.“ Was die künftige Entwicklung der Fahrgastzahlen angehe, sei man beim HVV optimistisch, so Vohl. Diese werde „von der Angebotsoffensive zum Fahrplanwechsel im Dezember profitieren“.

Laut den vom Senat zitierten Angaben der Unternehmen transportierte die S-Bahn in Hamburg im ersten Halbjahr 2018 insgesamt 153 Millionen Fahrgäste. Damit ist sie klar der größte Verkehrsträger im ÖPNV. Es folgen die U-Bahnen mit 127,5 Millionen Passagieren, die Hochbahn-Busse mit 108,3 Millionen und die VHH-Busse mit 40 Millionen Gästen. Auf den 25 Hadag-Elbfähren fuhren im ersten Halbjahr dieses Jahres 4,75 Millionen Menschen. Trotz des moderaten Rückgangs bei der Nutzung zeigt sich der neue Hadag-Vorstand Tobias Haack, der zum 1. Juli sein Amt antrat, zufrieden: „Über den gesamten Sommer haben sich die Fahrgastzahlen im Rahmen unserer Erwartungen bewegt.“

Der HVV weist bei alldem darauf hin, dass er selbst seine Fahrgastzahlen anders erhebt als die einzelnen Unternehmen. Jemand, der auf einer Fahrt etwa Bus, U- und S-Bahn benutzt, wird beim HVV nur einmal als Fahrgast gezählt – während jedes der drei Unternehmen ihn auch einmal separat zählt. Deswegen lägen die jetzt vom Senat veröffentlichten Zahlen in der Summe deutlich über den HVV-Jahreszahlen.