Hamburg. Mehr als 240 Komplettausfälle der Anlagen bei der Hochbahn. Warum die Klimatisierung vor allem in der U-Bahn nicht funktioniert
Ausgerechnet die Kühlung in den U-Bahn-Zügen der neuen Generation fiel in diesem Supersommer bei den hohen Außentemperaturen besonders häufig aus: Die Kühlungsanlagen von 31 Fahrzeugen der Baureihe DT5 waren in den Monaten Juni und Juli komplett lahmgelegt. Insgesamt gab es in Bussen und Bahnen der Hamburger Hochbahn in diesem Sommer 246 Ausfälle.
Häufig war es in Bussen und Bahnen unerträglich heiß, weil die Anlagen gar nicht oder nur unzureichend kühlten. Bei Stichproben des Portals Nahverkehr Hamburg Ende Juli in verschiedenen U- und S-Bahnen wurden bis zu 37 Grad gemessen. Die Klimaanlagen fielen nicht nur in Einzelfällen aus, sondern im großen Stil, wie aus der Antwort auf eine Anfrage der Linken-Bürgerschaftsabgeordneten Heide Sudmann hervorgeht.
Demnach mussten allein im Juni und Juli 31 Züge der Baureihe DT5 in die Werkstatt, weil die Kühlung nicht funktionierte. Das entspricht einem Drittel der DT5-Flotte von 91 Fahrzeugen. Diese Züge waren erst vor sechs Jahren in Betrieb genommen worden, bis zum Jahr 2019 soll die DT5-Flotte auf dann 118 Fahrzeuge erweitert werden.
Diese Modelle sind die einzigen von derzeit 245 U-Bahnen, die überhaupt mit einer Klimaanlage fahren. Die anderen Modelle wie das Modell DT4 (die klassischen rot- weißen Fahrzeuge) sind teilweise älter als 40 Jahre und fahren ohne Klimaanlagen – genau wie die DT3-Fahrzeuge, die allerdings nur noch vereinzelt eingesetzt werden.
Die Kühlung in den U-Bahnen erfolgt nicht über klassische Hochleistungsklimaanlagen, sondern lediglich über Entfeuchtungsanlagen. Und die haben ohnehin eine geringere Leistung. „Diese Entfeuchtungsanlagen kühlen die Luft um zwei bis drei Grad, bei mehr als 30 Grad schaffen die Geräte nur noch den Ausgleich von Außen- und Innentemperatur“, so Hochbahn-Sprecherin Constanze Dinse. Im Normalfall sollen diese Kühlungsanlagen ab einer Außentemperatur von 22 Grad im Innenraum für kühle Luft sorgen, etwa zwei bis drei Grad unter der Außentemperatur.
Die hohen Temperaturen lässt Heike Sudmann, verkehrspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, nicht als Argument gelten: „Heißes Wetter ist der schlechteste Grund für den Ausfall der Klimaanlagen. Busse und Bahnen als rollende Sauna vergraulen Fahrgäste“, sagt sie. „Der HVV und der Senat müssen ein großes Interesse daran haben, dass gerade an heißen Tagen niemand aufs Auto umsteigt und damit womöglich die Ozonwerte in die Höhe treibt.“ Funktionierende Klimaanlagen seien deshalb unerlässlich.
Allerdings gibt es in Hamburg eine Besonderheit: Aufgrund der vielen U-Bahn-Viadukte darf die Achslast der Bahnen von zehn Tonnen nicht überschritten werden. „Klassische Klimaanlagen wären zu schwer“, sagt Dinse.
So ganz schnell ließen sich die Kühlungssysteme der Bahnen nicht immer reparieren: Manchmal dauerte es lediglich Stunden, teilweise aber auch mehrere Tage, etwa dann, wenn Ersatzteile geliefert werden mussten. Im Schnitt dauerten die Reparaturen 29 Stunden. Fiel die Kühlung im Fahrgastraum aus, entriegelte die Hochbahn die verschlossenen Fenster in den Zügen.
Die Hamburger U-Bahnen überhitzen vor allem dann, wenn die Waggons an einem überirdischen Bahnhof vorübergehend abgestellt werden. Fahren diese Züge wieder ab, kann es Stunden dauern, ehe die Temperatur im Innenraum wieder sinkt.
Nicht nur die Kühlung in den U-Bahnen war nicht ausreichend – auch die Klimaanlagen in den Bussen: 215-mal gab es im Juni und Juli in den 987 Bussen der Hochbahn und ihrer Tochtergesellschaft Süderelbe Bus, die über eine Klimaanlage verfügen, Komplettausfälle. Constanze Dinse: „Wenn die Busse unter Volllast zwölf Stunden lang bei über 30 Grad fahren, sind wir vor Ausfällen nicht gefeit.“ Es sei aber zu keinen größeren Fahrausfällen gekommen.
Unmittelbare Konsequenzen zieht die Hochbahn aus den Ausfällen zunächst nicht. „Dieser Sommer war auch extrem. Wir schauen, welche Leistungsmodelle bei der Kühlung möglich sind“, so Dinse. Aber derzeit entsprächen die DT5-Modelle dem aktuellsten Stand.
Bei der S-Bahn sind die 112 Züge der Baureihe 474 nicht klimatisiert und sollen auch nicht nachgerüstet werden. Auch diese Fahrzeuge würden sonst zu schwer werden. Sie sind voraussichtlich noch bis 2033 im Einsatz. Die Fahrzeuge der Baureihe 472, so eine Bahnsprecherin, sollen im kommenden Winter durch Züge der Reihe ET 490 ersetzt werden, Diese Züge sind klimatisiert – und zwar mit einer voll funktionsfähigen Klimaanlage auf Wärmepumpenbasis.
„Diese arbeitet wie ein Kühlschrank und entzieht dem Innenraum die warme Luft und leitet sie nach draußen“, sagte die Sprecherin. Im Winter funktioniert das genau umgekehrt als Heizung. Diese Technik sei bundesweit ein Novum, es gebe sie so dann nur in Hamburg. Die Fahrzeuge der Baureihe 490 sind bereits seit Mai dieses Jahres im Probebetrieb mit Fahrgästen unterwegs – offensichtlich mit Erfolg. „Wir sind mit den Testläufen, auch mit den Klimaanlagen, zufrieden“, so die Sprecherin.