Hamburg. Radwegetest, Teil 5: Vieles ist auf der Veloroute 4 noch in der Planung. Richtig schön wird es direkt an der Alster.

Als Radfahrer kann man viel verkehrt machen. Und manchmal möchte man wieder in der Grundschule anheuern und fragen, ob man den Fahrradführerschein nachholen darf. Denn gleich am Beginn der Veloroute 4 am Rathausmarkt stellt sich als Erstes die Frage: Darf man ihn mit dem Rad befahren? Es gibt keine Schilder, deshalb queren wir ihn schnell und biegen rechts ab in die kurze Kopfsteinpflasterstraße Plan, die zum Jungfernstieg führt.

Wer hat sich bloß einfallen lassen, auf dem Jungfernstieg den Radweg in Richtung Gänsemarkt auf dem Fußweg anzulegen? Zwei schmale Linien markieren den Radweg, leider ignorieren das ganz viele Fußgänger. „Der Jungfernstieg bekommt einen Radfahrstreifen auf der Straße, das dürfte die Situation entschärfen“, sagt Andrea Kupke. Sie ist Sprecherin der Bezirksgruppe Nord beim ADFC und hauptberuflich Diplom-Ingenieurin an der HAW. Am Neuen Jungfernstieg müssen Radfahrer sich den schmalen, rot gepflasterten Radweg in beide Richtungen teilen, daneben laufen die Fußgänger. Keine ideale Situation. Doch die Straße soll auf beiden Seiten Fahrradstreifen bekommen. Ungelöst ist das Problem der Wegeführung durch die Unterführung unter der Bahn in Richtung Alsterglacis, weil die Route weiter Richtung Alsterufer geführt wird. Derzeit gilt eher das Motto: Augen zu und durch, denn Radler müssen sich hier wieder stellenweise den Radweg in beide Richtungen teilen.

Veloroute 4

„Das ist einer der wichtigsten Punkte hier“, sagt Kupke, da gebe es dringenden Handlungsbedarf. Radler müssten hier oft an vier Ampeln warten, nur um geradeaus zum Alsterufer zu fahren. Wenn man die breite Straße hinter sich gelassen hat, wird es am Alsterufer erneut eng, denn Radfahrer sind in beide ­Richtungen unterwegs, ebenso viele Fußgänger. Erst hinter dem Amerikanischen Generalkonsulat wird das Einfallstor zum Radlerparadies. Die erste Fahrradstraße Hamburgs am Harvestehuder Weg ist geradezu perfekt. Hier kann man nebeneinander radeln, es sind verhältnismäßig wenige Autos unterwegs. Der Asphalt ist durchgehend ebenmäßig, das Rad rollt fast von selbst. Aber an der Krugkoppel sind die herrlichen Zustände vorbei. Es gibt wieder einen Zweirichtungsradweg, der aber zu schmal ist. Aber Besserung ist in Sicht. Geplant ist ein Kreisverkehr, die Radfahrer bekommen eine eigene Spur als Rechtsabbieger.

Im Kreisel bekommen die Radfahrer eine eigene Spur

Der Leinpfad ist die nächste Pforte ins Radlerparadies: Die Straße wurde ebenfalls zur Fahrradstraße ausgebaut. Unklar ist die Lage aber an der Klärchen­straße. Wer darf hier zuerst fahren? Die Radler auf dem Leinpfad haben Vorrang, aber wissen das auch alle Autofahrer, die von der Klärchenstraße kommen? Eine Pflasterung soll es ihnen anzeigen, und tatsächlich bremsen hier alle ab, aber ein wenig unbehaglich ist es einem als Radler schon. „Es gibt viele Fastunfälle“, sagt Andrea Kupke. Danach wird der Leinpfad schmaler. Weil die Parkplätze auf die Fahrbahn ragen, ist es hier nur noch 4,5 Meter breit. Da wird es eng, wenn ein Auto kommt.

An der Hudtwalckerstraße ist die Situation für Radfahrer und Fußgänger ziemlich beengt und umständlich. Hier entsteht laut ADFC eine weitere Kreuzung am Ende des Leinpfads. „Wir haben dazu viele Stellungnahmen geschrieben,“, sagt Kupke, „das hat offenbar gewirkt“. Nach dem Umbau können Radler die Straße unkomplizierter queren. Nach einem kurzen Stück Richtung Winterhuder Marktplatz macht die Veloroute einen Knick in dieBebelallee. Seit dem Umbau gibt es einen Fahrradstreifen. Hier kommt man jetzt richtig gut voran. An der Wilhelm-Metzger-Straße biegt der Radfahrstreifen ebenfalls nach links ab. Die alten Radwege an der Rathenaustraße wurden nicht zurückgebaut und sind als Flickwerk noch vorhanden. Dafür gibt es am ersten Abschnitt einen nagelneuen Schutzstreifen, der nur leider nach ein paar Hundert Metern wieder endet. Man radelt auf der Fahrbahn weiter Richtung Sengelmannstraße. Hier verläuft ein benutzungspflichtiger Radweg. Der Knotenpunkt Sengelmannstraße/Maienweg wird noch umgebaut. Auch der Maienweg bekommt Radfahrstreifen (gehört nicht zur Veloroute).

Am Suhrenkamp biegt die Veloroute rechts ab. Eine große Aufstellfläche macht die Situation für Radler sicherer. „Der Suhrenkamp wäre ideal für eine Fahrradstraße“, sagt Reinhard Borchers, ebenfalls beim ADFC aktiv. Der pensionierte Polizeibeamte kennt die Strecke wie seine Westentasche. Man fährt auch jetzt schon über glatten Asphalt, es gibt nur wenig Verkehr. An der Kreuzung Röntgenstraße ist ein Kreisverkehr geplant. Am anderen Ende des Fuhlsbütteler Damms gibt es bereits einen Kreisverkehr, weiter geht es in den Erdkampsweg.Auch hier sind nach der Sanierung Radfahrstreifen angelegt, allerdings werden sie gelegentlich da unterbrochen, wo Sprunginseln für Fußgänger angelegt wurden. Viele Radler würden dann ganz rechts fahren und von Autofahrern abgedrängt, weiß Kupke. Dabei hätten sie das Recht auf eineinhalb Meter Abstand. DerWacholderweg ist eine 30er-Zone, eine liebliche asphaltierte Wohnstraße, in der links und rechts Autos parken. Völlig pro­blemlos.

Die Straße Kleekamp führt direkt an der U-Bahn-Station Fuhlsbüttel vorbei. Gleich dahinter macht die Route einen Knick nach links in den Ohkamp, eine 30er-Zone mit vielen Mehrfamilienhäusern. Die Straße geht über in die Moorreye, kreuzt dabei die Flughafenstraße. Auch hier ist laut Kupke ein Kreisverkehr geplant. Höpen ist eine kleine Wohnstraße, die ebenfalls einen glatten Untergrund aufweist. „Hier kann man gut radeln“, sagt Borchers. Zwischen Willersweg und Willerstwiete wird Höpen zur Fahrradstraße ausgebaut.

Weiter geht es auf der Zickzackstrecke rechts hinein in die Straße Am Ohlmoorgraben, die viele Schüler nutzen. Am Ohlmoorgraben wird eine Fahrradstraße ganz ohne Kfz-Freigaben mit einem getrennten Gehweg geplant. Die Straße wird verbreitert, der Radweg vom Fußweg getrennt. Die schmale Straße endet am stark befahrenen Gehlengraben.Hier, unweit vom Langenhorner Markt, soll ebenfalls umgebaut werden. Ein zweistreifiger Zweirichtungsradweg auf der Einkaufszentrumsseite, eine diagonale Wegführung für Radler. Kupke hat erhebliche Zweifel an dieser Lösung. Der Radweg an derTangstedter Landstraße ist ein Flickenteppich aus Pflaster, Asphalt und Grandflächen, aber als die Route auf den Wördenmoorweg abknickt, ist die Fahrbahn wieder angenehmer.

Der Borner Stieg ist eine kleine asphaltierte Straße, ideal zum Radeln. Nach einem kleinen Linksschlenker macht die Veloroute 4 einen Rechtsdrall hinein in den Laukamp. Die Straße wird gern als Ausweichstraße benutzt, wenn Langenhorner Chaussee und Tangstedter Landstraße voll sind, weiß Borchers, aber ansonsten ist sie sehr angenehm, bis sie auf die Straße Hohe Liedt trifft. Hier ist ein Radschutzstreifen geplant, wo derzeit noch ein Radweg ist. Die Fibigerstraße ist wieder hervorragend zu fahren. Rechts parken die Autos, aber es ist kaum Verkehr, das Rad rollt fast von selbst.

Kritisch wird es wieder an der Langenhorner Chaussee. Hier wäre nach Ansicht von Kupke ein Radfahrstreifen ideal, um die unechte Zweispurigkeit aufzuheben. Der Radweg bis zum ­U-Bahnhof Ochsenzoll soll hier auf drei Meter verbreitert werden und in beide Richtungen zu benutzen sein, um den Verkehrsfluss der Autos nicht durch eine weitere Ampel zu unterbrechen. „Wir haben gegen diese autogerechte Planung protestiert“, sagt Kupke, die Situation bleibe unbefriedigend. Am Ochsenzoll endet die Veloroute. Eine gute weiterführende Verbindung Richtung Norderstedt gibt es leider nicht.

Am Mittwoch lesen Sie: Veloroute 5 von der City nach Duvenstedt