Hamburg. Die frühere Sängerin der 4 Non Blondes spricht mit dem Abendblatt über Frauen und Männer im Musikgeschäft.
Linda Perry (53) ist eine der wichtigsten Song-Schreiberinnen ihrer Generation. Sie war die Produzentin und Song-Schreiberin von Pink, Britney Spears, Christina Aguilera und Gwen Stefani, brachte das erste millionenfach verkaufte Album von James Blunt „Back to Bedlam“ auf ihrem Label Custard Records heraus. Zuvor hatte sie als Sängerin der 4 Non Blondes mit „What’s up“ den Hit einer Generation geschrieben. Heute ist sie, als Sprecherin der Diskussion „Women in Music“, zu Gast auf dem Reeperbahn Festival.
Jeder kann „What’s up“ mitsingen, viele wurden durch den Song inspiriert. Ist Ihnen eigentlich bewusst, wie viel Einfluss Sie als Hit-Produzentin auf die heutigen Erwachsenen hatten?
Linda Perry: Als ich Sängerin der Band 4 Non Blondes war, hatten wir keine Ahnung, dass wir eines Tages erfolgreich sein würden. Wir haben von Herzen gerne Songs geschrieben, wir haben aber nicht darüber nachgedacht.
Die 4 Non Blondes waren die erste Frauenband. Das war damals, Anfang der 1990er-Jahre, sehr progressiv.
Perry: Ja, war es. Alle meine Songs gehen aber von mir aus. Ich war frustriert, ich wusste nicht weiter, aber ich habe damit keine Aussage für andere verbunden. Es war meine Musik und ich wollte Menschen, nicht Frauen oder Männern, ein gutes Gefühl mitgeben. Wir können nur uns selbst treu sein.
Ärgert es Sie, dass männliche Musikproduzenten häufiger in der Öffentlichkeit stehen?
Perry: Das ist mir egal, weil ich weiß, was ich kann. Was mich ärgert, ist, dass in den USA mittlerweile eine gewisse Genervtheit von der #metoo-Debatte herrscht. Männer unterdrücken Frauen seit über 2000 Jahren, schon in der Bibel, und uns als Frauen soll plötzlich nicht mehr erlaubt sein, darüber zu debattieren, ohne allgemeine Gereiztheit zu erzeugen? Aber vor allem dürfen wir Frauen uns nicht gegenseitig runterziehen.
Sie werden als Gast und Jurorin auf dem Reeperbahn Festival erwartet – freuen Sie sich auf Hamburg?
Perry: Ja, sehr! Ich denke, dass manche Dinge ein Wink des Schicksals sind. Ich will viele junge Bands und Musiker hören. Und wer weiß, vielleicht treffe ich in Hamburg auch auf meinen nächsten Künstler.