Cambridge. UKE wirbt zwei Wissenschaftlerinnen in Harvard an. Delegation aus der Hansestadt besucht Biotechunternehmen.

Wie man es organisiert, dass aus wissenschaftlichen Ideen wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen werden können, die Innovationen vorantreiben – das konnte die Hamburger Wissenschaftsdelegation in Cambridge bei Boston (US-Bundesstaat Massachusetts) von einem Experten lernen. Ganz in der Nähe der Harvard University hat der gebürtige Deutsche Johannes Frühauf in einem umgebauten alten Fa­brikgebäude Lab Central mit gegründet.

Hier können sich 60 Start-up-Firmen vor allem im Bereich der Biotechnologie einmieten und bekommen hoch spezialisierte Labors. Als Dreingabe gibt es Kontakte zu anderen Forschern, zu Risikokapital-Geldgebern und zu großen Pharmafirmen. So entsteht eine „Suppe produktiven Unternehmertums“, wie Frühauf Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) und den mitreisenden Hochschulchefs erläuterte. „Wir können als Netzwerk Marktzugänge vermitteln.“

Start-ups profitieren von der Wissenschaft

Lab Central wurde mithilfe einer Anschubfinanzierung des Staates Massachusetts gegründet. Firmen, die hier hineinwollen, werden genau auf ihre Erfolgschancen geprüft, können dann aber mit sehr viel weniger eigenem Geld zu arbeiten beginnen, als sie benötigen würden, wenn sie alles selbst anschafften. Lab Central wurde so zu einem Knotenpunkt der boomenden Biotechnologiebranche im Großraum Boston/Cambridge. In viereinhalb Jahren seien 3,5 Milliarden Dollar in die Firmen geflossen, die rund 1000 Jobs geschaffen hätten, so Frühauf.

Die Hamburger Hochschulchefs Ed Brinksma (Technische Universität) und Micha Teuscher (Hochschule für Angewandte Wissenschaften) sowie Desy-Chef Helmut Dosch waren beeindruckt. Bei Desy ist im Laser­bereich Ähnliches geplant, allerdings in kleinerem Maßstab – mit dem Innovationszentrum in Bahrenfeld von 2020 an. Dosch: „Die Start-ups profitieren von der Wissenschaft, umgekehrt befruchten sie die Wissenschaft mit guten Ideen.“

Personalien sind hochkarätig

Nach zwei Tagen in Washington besuchte die Hamburger Delegation die renommierte Harvard University. Das UKE will in Harvard zwei Forscher anwerben und eine Kooperation eingehen. Den Weg hatte Dekan Uwe Koch-Gromus schon vorher bereitet. Die Personalien sind hochkarätig: Eine Forscherin, die an der Harvard Medical School und am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in der Infektionsforschung tätig ist, soll im Rahmen des Humboldt-Programms an die Elbe kommen. „Das ist eine Top-Forscherin, die wollen wir unbedingt am UKE haben“, sagt Koch-Gromus. Schließlich will das UKE die Infektionsforschung ausbauen. Eine andere Forscherin im Bereich der Neurobiologie würde gern eine Heisenberg-Professur einwerben und diese am Zentrum für Neurobiologie realisieren.

Eine Kooperation erwägt das UKE mit Professor Joseph Loscalzo, nach Koch-Gromus’ Worten einer der führenden Kliniker an der Harvard Medical School mit einer vielleicht nobelpreisträchtigen Idee: Er vertritt den neuen Ansatz einer Systemmedizin, die aus riesigen Datenmengen mithilfe ausgeklügelter Informationstechnologie neue Erkenntnisse über die Entstehung von Krankheiten und bessere Therapien gewinnt, und will ein Institut gründen, an dem sich das UKE beteiligen könnte.