Hamburg. Die Zweite Bürgermeisterin wird zwar nicht die Erste, führt aber die Geschäfte. So schreibt Katharina Fegebank Hamburger Geschichte.

41 Jahre alt ist sie gerade geworden – und das Leben und die Karriere könnten für Katharina Fegebank gerade nicht besser laufen. Wer hätte es der jungen Grünen einst an der politischen Wiege gesungen, dass sie eines Tages in Hamburg Geschichte schreiben würde? Sie stand bei politischen Beobachtern nicht ganz oben auf dem Zettel, obwohl spätestens seit der Begründung der rot-grünen Koalition mit Olaf Scholz (und der SPD) nach der Bürgerschaftswahl 2015 klar war: Katharina Fegebank ist die Frau, auf die man schauen muss.

Nun ist die Top-Grüne zwar immer noch Wissenschaftssenatorin, Zweite Bürgermeisterin und nicht Erste nach dem Weggang von Scholz nach Berlin als Finanzminister, wo er am Mittwoch vereidigt wurde. Aber Fegebank ist nach Helga Elstner, die nach Ulrich Kloses Rückzug 1981 kurzzeitig die Geschäfte übernahm, erst die zweite Frau als Senatschefin. Sie ist die erste Grüne, die Hamburg offiziell regiert.

Fegebank führt im Senat die Geschäfte

Sie führt die Geschäfte, auch wenn sie niemanden in den Senat berufen oder aus dem Hamburger Regierungskabinett entlassen darf. Bis zur geplanten Wahl von Peter Tschentscher (SPD) als Scholz-Nachfolger am 28. März wird sie die Senatssitzungen leiten und alle für den, pardon: die Bürgermeisterin relevanten repräsentativen Aufgaben übernehmen.

Video: Interview mit Katharina Fegebank

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    Das tat Fegebank bereits, als Altkanzler Helmut Schmidt im November 2015 gestorben war und Scholz in Fernost weilte. Ausgerechnet. Fegebank trug sich als Erste in das Kondolenzbuch ein und nahm für den Senat die Trauerbekundungen aus aller Welt entgegen. Scholz hielt dann die Trauerrede im Michel.

    Sogar Anglo-German-Club passt sich an

    „Wir bereiten uns als Senat und als rot-grüne Koalition darauf vor, einen guten Übergang von Olaf Scholz zu Peter Tschentscher zu organisieren und dann gemeinsam kraftvoll durchzustarten“, erklärte Fegebank am Mittwoch. Das klang geschäftsmäßig hanseatisch. Beim Durchstarten – und da darf man beim vermeintlichen Juniorpartner der Koalition nach dem Abgang von Scholz sicher sein – bedeutet das: Mehr Gas geben als bislang.

    Noch ein historischer Schritt: Der Anglo-German-Club an der Alster wird erstmals in seiner Geschichte eine Frau als Mitglied aufnehmen. Frau Fegebank sei "herzlichst eingeladen", einen Antrag zu stellen. Der vornehme Club teilte dem Abendblatt mit, man mache Fegebank zur Ehrenpräsidentin bis zur Wahl Tschentschers, wenn sie es denn annehme.

    Anmerkung der Redaktion: In der ersten Version dieses Textes stand, dass Katharina Fegebank die erste Frau als Senatschefin sei. Recherchen der Landespolitik-Redaktion des Abendblattes haben ergeben, dass Helga Elstner (SPD) dieses Amt 1981 kurzzeitig ausübte.