Hamburg. Studio Hamburg plant Film über die frühen Jahre der deutschen Rocklegende. Regie führt die Hamburgerin Hermine Huntgeburth.

Nach dem Ende seiner bislang letzten Tour zu Beginn des Jahres ist es wieder etwas ruhiger geworden um Udo Lindenberg. Das könnte sich aber bald ändern. Studio Hamburg will die frühen Jahre und den Aufstieg des Musikers als Kinofilm umsetzen. Drehstart soll 2018 sein. Das kündigte Michael Lehmann, Produktionschef von Studio Hamburg, jetzt an.

Erzählt werden soll die Zeit von 1965 bis 1975. Sie umfasst Lindenbergs Jugend in Gronau, den Wegzug von dort, seine Reise nach Libyen, die Phase als Drummer in einer G.I.-Band, die Zeit als Kellner in Düsseldorf und Hamburg – und seine Entscheidung, auf Deutsch zu singen. „Wir erzählen von der Zeit, bis er ungefähr 25 Jahre alt ist. Es soll sehr emotional und witzig werden“, sagt Lehmann.

Das Drehbuch schreiben Christian Lyra und Sebastian Wehlings. Hermine Huntgeburth wird Regie führen. Die Hamburgerin hat schon in Filmen wie „Tom Sawyer“ oder „Neue Vahr Süd“ gezeigt, dass sie Humor und Emotionen gut unter einen Hut bekommt. Außerdem passt sie als Frau zu dem Vorhaben des Studios, sich für die Gleichstellungsinitiative ProQuote Regie zu engagieren.

Lindenberg und Leinwand, das ist nicht neu

Es werde auch eine tolle Vater-Sohn-Geschichte, sagt Lehmann über das Drehbuch. „Wir haben es Udo im Hotel Atlantic mit verteilten Rollen vorgelesen.“ Der Sänger sei sehr gerührt gewesen. Als nächstes soll die Finanzierung des Films auf die Beine gestellt werden.

„Udo Lindenberg ist einer der großen Söhne der Stadt, eigen und ein toller Typ“, so der Produzent. „Ich habe seine Songs früher mit dem Kassettenrekorder aufgenommen und hatte ein Poster von Udo über mein Bett gepinnt. Für mich, der ich im Osten aufgewachsen bin, ist das Projekt eine große Freude, Genugtuung und Ehre“, sagt der gebürtige Rostocker.

Studio Hamburg

Zur DDR hatte Lindenberg stets ein besonderes Verhältnis, was sich nicht nur durch Songs wie „Mädchen aus Ostberlin“ und „Sonderzug nach Pankow“ zeigte. Lehmann hofft auf großes Publikumsinteresse, „und zwar bei Jung und Alt“.

Weitere Projekte in Planung

Lindenberg und die Leinwand, das ist nicht neu. Zu Hark Bohms Film „Nordsee ist Mordsee“ (1976) schrieb Udo Lindenberg die Musik. In „Panische Zeiten“ (1980) machte er sozusagen den Til Schweiger, war Produzent, Regisseur, Drehbuchautor, schrieb die Musik und war Hauptdarsteller in einer Doppelrolle. In „WAAhnsinn – Der Wackersdorf-Film“ (1986) ist er als Musiker zu sehen.

Hark Bohm revanchierte sich, als er im Lindenberg-Revuefilm „Atlantic Affairs – Sterne, die nie untergehen“ (2002) die Regie übernahm. In „7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“ (2006) legte der Musiker für seinen alten WG-Kumpel Otto Waalkes einen Cameo-Auftritt hin. Und dann gibt es ja auch noch Konzert-DVDs wie „Ich mach mein Ding“ (2012), „MTV unplugged: Live aus dem Hotel Atlantic“ (2011) oder „Stark wie zwei“ (2008).

Eine Aufnahme aus der Fabrik: Udo in
den 70ern
Eine Aufnahme aus der Fabrik: Udo in den 70ern © Imago | Roba/Siegfried Pilz

Der Lindenberg-Film ist aber nur eins der Projekte, mit denen Studio Hamburg für die Zukunft plant. „Wir haben im Serienbereich unsere Basis – neben dem Entertainment und der Dokumentation“, sagt Lehmann. Gerade der wirtschaftliche Erfolg von Serien wie „Großstadtrevier“ oder „Pfefferkörner“ ermögliche ein Kino-Engagement. Im Bereich der Serien würden verschiedene Genres bedient, deren Finanzierung immer mehr der von internationalen Kinofilmen ähnele. So hat Studio Hamburg in Cannes die Serie „Bad Banks“ vorgestellt, die mittlerweile neben dem ZDF als deutschem Sender und einem luxemburgischen Koproduzenten auch schon einen internationalen Vertrieb hat.

Udo-Film würde zu Filmfest passen

Zunächst steht jetzt aber erst einmal das 25. Filmfest Hamburg (5. bis 14. Oktober) an, auf dem die Komödie „Simpel“ ihre Deutschland-Premiere feiern wird, der nach „Die Pfefferkörner – und der Fluch des schwarzen Königs“ zweite große Kinofilm von Studio Hamburg in diesem Jahr. David Kross und Frederic Lau spielen darin ein ungleiches Brüderpaar, das sich sehr liebevoll umeinander kümmert. Der Clou der Geschichte: Simpel (Kross) ist ein 22-Jähriger auf dem geistigen Stand eines Dreijährigen.

Für Lehmann ist das Filmfest ein echtes Ereignis. Besonderes Lob bekommt von ihm der Festivalchef: „Ich finde, dass Albert Wiederspiel einen Superjob macht, gerade wenn man bedenkt, wie sparsam diese Stadt, die das Tor zur Welt sein möchte, das Filmfest ausstattet.“

Wer weiß, vielleicht feiert der geplante Udo-Film dort ja irgendwann seine Premiere. Wohl kaum ein Stoff würde besser zu diesem Festival passen.