Hamburg. Nur fünf Schüler teilen sich einen Computer. Senator Rabe: „Smartphones bald nutzen wie Schulbücher“.

Beim großen Zukunftsthema Digitalisierung stehen die Hamburger Schulen im bundesweiten Vergleich sehr gut da. Das jedenfalls hat laut Schulbehörde eine interne Befragung ergeben, an der sich 318 der 338 Grund-. Sonder- und Stadtteilschulen beteiligt hätten. Demnach gebe es an Hamburgs Schulen etwa 30.000 Computer für die Schülerinnen und Schüler.

„Rechnerisch teilen sich 5,4 Schülerinnen und Schüler ein Gerät“, so die Schulbehörde. Im Bundesdurchschnitt müssten sich 11,5 Schüler einen Computer teilen. Bundesweit einzigartig sei es, dass in Hamburg alle staatlichen Schulen an das schnelle Glasfasernetz angebunden seien und jeder Klassenraum einen eigenen Netzwerkanschluss besitze. In drei Vierteln aller Klassenräume gebe es mittlerweile ergänzend zur klassischen Tafel ein sogenanntes Whiteboard, mit dem auch Internetseiten aufgerufen, Bilder und Filme gezeigt werden können.

Internetbasiertes Lernen

Auch beim kabellosen Internet gebe es große Fortschritte, so die Behörde. So sei die Zahl der WLAN-Zugänge seit 2014 „um knapp 70 Prozent von 1062 auf jetzt 1759 gesteigert“ worden. Ziel sei es, WLAN in jedem Unterrichtsraum zu ermöglichen. Vom 9. September an sollen alle Stadtteilschulen und Gymnasien zudem Zugriff auf die internetbasierten Lernprogramme „Bettermarks“ und „kapiert.de“ für den Mathematikunterricht haben.

„Computer dominieren heute alle Lebensbereiche, insbesondere Beruf, Wirtschaft und Wissenschaft“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) dem Abendblatt. „Wir wollen Schülerinnen und Schüler auf die digitalisierte Wirklichkeit in Beruf, Studium und Freizeit besser vorbereiten. Besonders erfreulich ist, dass wir in Hamburg beim Ausbau der Infrastruktur schon vor dem Start des geplanten Digitalpakts von Bund und Ländern deutlich vorangekommen sind.“ Ziel sei es, „dass in jedem Schulfach digitale Medien wie Tablets, Computer oder Smartphones genauso selbstverständlich genutzt werden wie Arbeitsheft und Schulbuch“, so Rabe. „Digitalpakt Schule“ soll den Ausbau weiter fördern. Ab 2019 stellt der Bund den Ländern für fünf Jahre jährlich eine Milliarde Euro zur Verfügung. Hamburg bekommt 25 Millionen Euro pro Jahr.

Flächendeckendes WLAN

Als „nächste Entwicklungsstufe“ bei der Digitalisierung der Schulen plant der Senat „die flächendeckende Ausstattung mit WLAN in jedem Unterrichtsraum“. Damit solle den Schülern ermöglicht werden, „auf dem eigenen Smartphone oder Tablet im Unterricht mit Lernprogrammen aus dem Internet zu arbeiten“, so die Schulbehörde. „Jede allgemeinbildende Schule der Hansestadt verfügt heute über mindestens einen WLAN-Accesspoint“, sagte Behördensprecher Peter Albrecht dem Abendblatt. Insgesamt gebe es an den gut 300 befragten Schulen 1759 WLAN-Zugangspunkte. „Bei 35 Schulen ist der Ausbau des flächendeckenden WLAN in jedem Unterrichtsraum abgeschlossen oder in die Planung eines bereits laufenden Um- oder Neubaus eingebunden“, so Albrecht. „Der weitere Ausbau soll von 2019 an starten und mit den Mitteln aus dem Digitalpakt zwischen Bund und Ländern finanziert werden.“

Der Einsatz sogenannter Whiteboards, auf denen sich auch Internetseiten aufrufen lassen, sei in Hamburg schon sehr verbreitet. „Zurzeit gibt es an den Schulen bereits 5605 Whiteboards“, so Albrecht. Das sei ein Anstieg von mehr als 30 Prozent seit 2014. „Spitzenreiter sind die Stadtteilschulen mit durchschnittlich 32,5 Geräten pro Schule, gefolgt von den Gymnasien (24,7), den Sonderschulen (15,5) und den Grundschulen (11,4)“, so Albrecht.

Die Verhandlungen über die Teilhabe Hamburgs am „Digitalpakt Schule“ des Bunds gestalteten sich derweil für Hamburg nicht einfach. „Der Bund will in den Ländern vor allem den Anschluss der Schulen an das Glasfasernetz, schulische Server und den Ausbau von WLAN finanzieren“, so Albrecht. „Da Hamburg bis auf das flächendeckende WLAN-Netz alle anderen Projekte aus eigener Kraft abgeschlossen hat, besteht die Gefahr, dass die zweckgebundenen Bundesmittel nur noch geringe Verbesserungen ermöglichen.“ Bildungsstaatsrat Rainer Schulz und Schulsenator Ties Rabe verhandelten derzeit mit dem Bundesbildungsministerium über die Eckpunkte des Digitalpaktes.