Hamburg. HVV stellte ein Drittel zu wenig Plätze im Ersatzverkehr für die Strecke Hamburg–Harburg bereit. Was der Senat ändern will.

Das Chaos auf der S-Bahn-Strecke nach Harburg in den Sommerferien war auch die Folge einer massiven Fehlplanung des HVV. Das jedenfalls ergibt sich laut Linksfraktion aus der Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage ihrer Verkehrspolitikerin Heike Sudmann.

Hintergrund: Zwar wurde der S-Bahn-Verkehr wegen von Bauarbeiten zwischen Wilhelmsburg und Harburg Rathaus in den vergangenen Wochen zeitweise komplett eingestellt. Allerdings stellten die Verantwortlichen den Fahrgästen nur einen Teil der Kapazitäten im Schienenersatzverkehr zur Verfügung.

Im normalen Betrieb der S3 und S31 gibt es laut Senatsantwort rund 5200 Sitzplätze pro Stunde. Man rechnet dazu laut Linkfraktion etwa die selbe Anzahl an Stehplätzen. Obwohl also eine Beförderungskapazität von 10.400 Plätzen pro Stunde hätte ersetzt werden müssen, stellte der HVV laut Senatsantwort lediglich 3600 Plätze pro Stunde durch die als Ersatz eingesetzten Busse zur Verfügung.

Metronom konnte keine S-Bahn-Kunden aufnehmen

Und damit nicht genug der Fehlplanung. Eigentlich sollten die Metronom-Züge zumindest einen Teil der S-Bahn-Kunden aufnehmen. Dabei hatten die Planer allerdings offenkundig übersehen, dass auch der Metronom durch Bauarbeiten am Hauptbahnhof nicht so häufig wie normalerweise fahren konnte. Vielmehr musste ein Teil der laut Senat sonst täglich rund hundert Fahrten gestrichen werden.

Normalerweise liegt die Kapazität des Metronom in der Hauptverkehrszeit laut Senatsantwort bei 8200 Sitzplätzen pro Stunde. Durch die Behinderungen sank sie auf 7600 Sitzplätze. Rechnet man auch hier mit der etwa gleich großen Zahl von Stehplätzen, so sank die Kapazität von insgesamt 16.400 auf nur noch 15.200 Plätze – also um 1200 Plätze pro Stunde in der Hauptverkehrszeit. Rechnet man die Zahlen zusammen, so zeigt sich, dass der Senat es während der Bauarbeiten hingenommen hat, dass auf der stark frequentierten Strecke 30 Prozent weniger Plätze zur Verfügung standen – nämlich statt insgesamt 26.800 Plätzen pro Stunde nur noch 18.800.

Unterwegs in der S3/S31: "Wie in der Sardinenbüchse"

„Keine S-Bahn-Strecke ist so überfüllt wie die S3/S31“, sagte Linken-Verkehrspolitikerin Heike Sudmann. „Wie in der Sardinenbüchse müssen die Fahrgäste in der Hauptverkehrszeit stehen. Wieso die Verkehrsunternehmen und der Senat dann glaubten, mit 8000 Sitz- und Stehplätzen weniger pro Stunde den Verkehr bewältigen zu können, ist mir schleierhaft.“

Die vom Senat jetzt vorgelegten Zahlen legten „einen erschütternden Mangel an Sachverstand im Öffentlichen Personennahverkehr offen“, so Sudmann. „Die Kapazität um fast ein Drittel zu reduzieren kann auch in den Sommerferien nicht gut gehen.“

Als Konsequenz forderte die Linken-Politikerin eine verbesserte Abstimmung bei Bauarbeiten, auch über die Grenzen von Verkehrsunternehmen hinweg. „Warum mussten einige Metronom-Züge eigentlich in Harburg enden?“, fragt Sudmann. „Wäre es nicht während der Bauphase sinnvoller gewesen zum Beispiel den RE7 aus Flensburg nur bis Altona fahren zu lassen? Damit wären im Hauptbahnhof Bahnsteiggleise für Züge aus Richtung Harburg freigeworden.“

Überlagerung von Bauarbeiten soll vermieden werden

Der Senat selbst räumt in seiner Antwort auf die Linken-Anfrage Fehler ein. „Trotz des Ersatzangebots stellte die verkehrliche Verbindung und die konkrete Situation vor Ort für viele Fahrgäste zeitweise eine große Belastung dar. Der HVV hat bereits deutlich gemacht, dass sich eine solche Lage in keinem Fall wiederholen darf.“

Zwar seien umfangreiche Baumaßnahmen auf den Bahnhöfen und im Schienennetz notwendig, um die „Leistungsfähigkeit des Netzes zu erhalten“. Künftig aber solle „eine zeitliche und räumliche Überlagerung mehrerer Baumaßnahmen, beispielsweise parallel auf S- und Regionalbahnlinien, möglichst vermieden werden“, heißt es in der Antwort auf die Sudmann-Anfrage.

„Wenn im Bereich der S-Bahn gebaut wird, muss gewährleistet sein, dass die Regionalzüge aus diesem Raum ohne Probleme den Hauptbahnhof erreichen können.“ Auch müsse der „Schienenersatzverkehr leistungsfähiger gestaltet werden". Zudem solle bei ähnlichen Fällen in Zukunft mehr Sicherheits- und Servicepersonal zur „Fahrgastlenkung und -information vor Ort“ eingesetzt und die „digitale Fahrplanauskunft“ ausgebaut werden.