Hamburg. Der Gebäudekomplex mit Geschäften, Gastronomie und Büros in bester Innenstadtlage wurde 1979 eröffnet. Abriss wäre möglich.

Ausverkauf in der Innenstadt: Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die traditionsreiche Einkaufspassage Hanseviertel an amerikanische Investoren verkauft wurde. Jetzt steht nach Abendblatt-Informationen ein weiteres bekanntes Einkaufszen­trum in der City zum Verkauf. Die Rede ist von der Gänsemarkt Passage, die 1979 eröffnet wurde.

Im Untergeschoss, Erdgeschoss und in der ersten Etage gibt es zahlreiche Ladenflächen und Gastronomie, darunter auch das Block House und das Edelrestaurant Casse Croute. Die oberen Etagen sind Büroflächen, hier stehen zurzeit rund 400 Quadratmeter leer. Der Immobiliendienstleister BNP Paribas sucht jetzt im Auftrag der Meag, der der Gebäudekomplex mit rund 15.000 Quadratmetern Fläche gehört, nach einem Käufer.

Gebäude muss modernisiert werden

Bei Immobiliendeals dieser Größenordnung gilt äußerste Diskretion. Deshalb gibt sich eine Sprecherin auch zurückhaltend: „Die Meag prüft als Asset Manager regelmäßig den Marktwert der verwalteten Immobilien, derzeit auch den der Gänsemarkt Passage. Eine Entscheidung hinsichtlich eines Verkaufs der Immobilie ist derzeit noch völlig offen.“ Dem Vernehmen nach dürfte es mehrere Interessenten für die Einkaufspassage mit Eingängen an den Colonnaden und am Gänsemarkt geben.

Für Investoren dürfte diese Immobilie interessant sein. Auch ein Abriss wäre möglich, denn das Objekt steht nicht unter Denkmalschutz. Sollte das Gebäude erhalten werden, müsste einiges investiert werden. „Natürlich ist uns darüber hinaus aber bewusst, dass bei der Immobilie mit einem Baujahr 1979, insbesondere was die Gebäudetechnik und die Gebäudehülle betrifft, in den nächsten Jahren Investitionsbedarf besteht“, sagte die Meag-Sprecherin dem Abendblatt.

Hochattraktiver Standort

Für Branchenexperte Andreas Wende, geschäftsführender Gesellschafter der Nai apollo group, die weltweit auf Immobilienberatung spezialisiert ist, steht fest: „Das ist ein hochattraktiver Standort für Büro und Einzelhandel. Da aber immer mehr im Internet bestellt wird, müssen sich Einkaufscenter durch besondere Konzepte auszeichnen.“ Ein Abriss müsste unter wirtschaftlichen Aspekten geprüft werden, wäre aber eine Option. Auf jeden Fall sollte die Fassade der Passage neu gestaltet werden, sagte Wende.

In den vergangenen Jahren sind in der Innenstadt Hunderte neue Wohnungen entstanden. „Das wäre sicherlich auch für diesen Standort eine interessante Option, weil Wohnraum in zentraler Lage momentan sehr nachgefragt ist“, so Wende weiter.

Deutschlandhaus wird 2019 abgerissen

Während die Zukunft der Gänsemarkt Passage noch ungewiss ist, steht die des Deutschlandhauses in der Nachbarschaft bereits fest. Der Abriss des markanten Gebäudes, das 1929 errichtet und im Zweiten Weltkrieg beschädigt und anschließend wieder aufgebaut wurde, ist bereits beschlossen.

Der Abbruch soll Anfang 2019 beginnen. Der Neubau, der auch wieder eine Backsteinfassade haben wird, wurde von dem Hamburger Stararchitekt Hadi Teherani entworfen. Das neue Quartier mit rund 40.000 Quadratmetern Fläche soll bis 2021 fertiggestellt und eine Mischung aus Einzelhandel, Gastronomie, Büros und Wohnungen bieten.

Ladenflächen in den Stadthöfen

Unterdessen sollen in den Stadthöfen demnächst die ersten Ladenflächen bezogen werden. Weitere 10.000 Qua­dratmeter stehen ab Frühjahr 2019 am Alten Wall im Gebäude der ehemaligen Vereins- und Westbank zur Verfügung. Das Flächenangebot ist also derzeit nicht gerade gering. „Es ist sicherlich eine Herausforderung, für all die neuen Flächen die passenden Mieter zu finden“, urteilt der Immobilienexperte Andreas Wende.