Neustadt. Einst befand sich dort der Ufa-Palast, nun sind Büros und Wohnungen geplant. Entwurf von Stararchitekt Teherani favorisiert.
Die Pläne sind noch streng geheim. Bislang wurde nur der Bezirk Mitte informiert, und der Bauausschuss tagte dazu im nicht öffentlichen Teil. Die Rede ist vom Abriss des Deutschlandhauses am Gänsemarkt. Der weit sichtbare, 1929 erbaute Gebäudekomplex, in dem vor dem Zweiten Weltkrieg der Ufa-Palast, das mit 2667 Plätzen damals größte Kino Europas, untergebracht war, erstreckt sich vom Valentinskamp über die Dammtorstraße bis hin zur Drehbahn.
Die markante Immobilie gehört einer von der ABG Gruppe geleiteten Objektgesellschaft, die nun dort in bester Innenstadtlage ein neues Quartier plant. Der Bezirk Mitte hat bereits einen Bauvorbescheid erteilt, der die Grundlage für die spätere Baugenehmigung bildet. Die Planungen sollen im kommenden Jahr abgeschlossen und dann ein Abrissantrag gestellt werden.
25 Wohnungen zum Valentinskamp hinaus
Auf dem Filetgrundstück soll ein Gebäudekomplex mit rund 39.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche entstehen, 5700 Quadratmeter sind für Büros und Einzelhandelsflächen vorgesehen. Außerdem sind 25 Wohnungen hin zum Valentinskamp geplant, wobei sich die Zahl noch ändern kann.
„Das bestehende Gebäude entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen moderner Nutzer und den Standards der Nachhaltigkeit“, sagte ABG-Geschäftsführer Bernhard Visker dem Abendblatt. „Unser Ziel ist es, an dieser prominenten Stelle von Hamburg ein architektonisches Konzept zu realisieren, welches den Marktanforderungen und der besonderen Lage gerecht wird.“
Die ABG hat bereits mehrere Architekturbüros Entwürfe für den Neubau machen lassen. Favorisiert wird ein Entwurf des Hamburger Stararchitekten Hadi Teherani. Dieser solle jedoch noch nicht der Öffentlichkeit präsentiert werden, teilte sein Büro mit. Teherani gehört zu den bekanntesten Vertretern seiner Branche und hat in Hamburg unter anderem den Berliner Bogen am Berliner Tor und die Tanzenden Türme an der Reeperbahn entworfen.
Bezirksamtsleiter Droßmann unterstützt das Projekt
Dem Bezirk und der Politik wurden die Planungen bereits vorgestellt. Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg kennt den Entwurf und sagte: „Das neue Deutschlandhaus nimmt von seiner Gestaltung das zerstörte Haus vor dem Krieg auf und schafft den Sprung in die jetzige Zeit mit Helligkeit und Auftritt.“ Dass in dem neuen Gebäude nicht nur Büros entstehen, hat die Politik angeregt. „Besonders stolz sind wir, dass wir hier auch Wohnen durchgesetzt haben.“
Mittes Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) unterstützt das Bauvorhaben: „Die Projektentwicklung an diesem Standort mitten in der Innenstadt ist von großer städtebaulicher Bedeutung. Deshalb legt die Stadt auch Wert auf eine ansprechende Architektur, die der prominenten Lage gerecht wird.“
Wie gut die Lage ist, bestätigt Branchenexperte Richard Winter: „Das Deutschlandhaus liegt in prominenter Ecklage zum Gänsemarkt und ist für Nutzungen wie Büro, Einzelhandel, Hotel und Wohnen hervorragend geeignet“, sagte der Niederlassungsleiter des Immobiliendienstleisters Jones Lang LaSalle. „Es zählt damit zweifellos zu den neuen Top-Adressen in Hamburg.“
Commerzbank soll im kommenden Jahr ausziehen
Die Mieter der Ladenflächen, darunter die Drogeriekette Rossmann und das Bistro Campus Suite, müssen sich neue Flächen suchen. Das EuroEyes Augenlaser-Zentrum hat bereits neue Räume um die Ecke am Valentinskamp angemietet und räumt die bisherige Fläche bis Ende des Jahres. Dem Vernehmen nach werden bereits auch Gespräche mit der Commerzbank geführt, die den Großteil der Büroflächen angemietet hat. Das Ziel ist, dass die Bank 2018 auszieht.
Mit der Entwicklung der Deutschlandhaus-Fläche soll der Standort weiter aufgewertet werden. In den vergangenen Jahren wurden in das Quartier bereits rund sieben Millionen Euro investiert. Mit dem Business Improvement District (BID) Opernboulevard, das 2011 von Grundeigentümern gegründet wurde, flossen rund 2,86 Millionen Euro in das Areal. Das Ziel war, die Dammtorstraße zu einer Flaniermeile umzugestalten. Es wurden breite Fußwege angelegt, auf der im Sommer auch mehrere Restaurants eine Außengastronomie haben.
Die Stadt investierte weitere zwei Millionen Euro in die Grundinstandsetzung der Straße. Das BID Gänsemarkt hat zudem rund 2,1 Millionen Euro für die Neugestaltung des prominenten Platzes ausgegeben. Erst im September wurde hier die Einweihung gefeiert.