Hamburg. Erste Projekte sind Herzzentrum und Martini-Klinik sowie die Erweiterung des Forschungscampus. Baubeginn bereits 2019.

Es gibt einen lauten Knall. Dann kracht ein Stück Dachrinne scheppernd zu Boden. Der Direktor des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE), Professor Burkhard Göke, sieht sichtlich zufrieden aus – er thront auf einem Bagger, mit dem er gerade begonnen hat, das Dach eines alten Gebäudes auf dem Klinikgelände einzureißen. Das nicht mehr benötigte Bauwerk soll dem geplanten Prostata-Krebszen­trum weichen. Mit dem Baggereinsatz gab Göke den Startschuss für den „Zukunftsplan 2050“, den er am Montag zusammen mit Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) vorstellte.

Der Zukunftsplan sieht vor allem Neubauten vor, die in den kommenden Jahren bei laufendem Betrieb realisiert werden sollen. 500 Millionen Euro werden dafür bis 2030 investiert, schätzt UKE-Vorstandschef Göke. „Schon in den vergangenen Jahren haben wir den Schritt vom Pavillonkonzept zu einer interdisziplinär vernetzten Universitätsmedizin unter einem Dach geschafft“, sagte Göke und weiter: „Darauf bauen wir mit unserem Zukunftsplan 2050 auf und werden in den geplanten Neubauten schon heute die medizinischen Erfordernisse der Zukunft abbilden.“

Teil eines Zukunftsplanes

Drei Neubauten stehen am Anfang des Zukunftsplans, der insgesamt zehn Neu- und Erweiterungsbauten auf dem UKE-Gelände vorsieht. Die Bauarbeiten für zwei davon sollen bereits im Mai nächsten Jahres beginnen. Zum einen der Bau eines neuen Herzzentrums im Osten des Klinikgeländes, für das rund 200 Millionen Euro eingeplant sind. Acht Stationen mit bis zu 388 Betten (aktuell: 270), davon 76 Intensivbetten, neun Operationssäle, neun Herzkatheterlabore sowie eine Tiefgarage mit 460 Stellplätzen sind vorgesehen. Im bisherigen Herzzentrum werden pro Jahr rund 10.000 Patienten stationär und 18.000 Patienten ambulant behandelt.

Zum anderen soll im nächsten Frühjahr der Neubau der auf Prostatakrebs-Operationen spezialisierten Martini-Klinik beginnen – der Klinik, mit den laut UKE weltweit meisten operativen Behandlungen von Prostatatumoren. 2400 Operationen würden jährlich durchgeführt. Damit sei die Klinik „Spitzenreiter“, so UKE-Chef Göke. Die neue Martini-Klinik wird über vier Stationen mit 100 Betten (aktuell: 72) und acht Operationssäle verfügen. Zurzeit dienen Container als Anbau.

Labore für Biochemie, Molekular- und Zellbiologie

Der Neubau soll rund 70 Millionen Euro kosten. Das dritte geplante Projekt, für das der Startschuss Mitte 2020 fallen soll, ist die Ausdehnung des Bereichs Forschung und Lehre im Norden des Klinikgeländes. Im Neubau Campus Forschung II und Hamburg Center for Translational Immunology (HTCI) sollen rund 150 Labore für die Bereiche Biochemie, Molekular- und Zellbiologie entstehen. Dafür werden rund 70 bis 80 Millionen Euro benötigt. Der Neubau der Martini-Klinik werde sich finanziell selbst tragen, die beiden anderen Projekte werden von der Stadt gefördert.

Dass im UKE so vielen Menschen geholfen werden könne, liege auch an „der herausragenden Forschungsleistung und einer sehr guten Ausbildung des Nachwuchses“, sagte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank. Das UKE bildet jährlich rund 3400 Mediziner und Zahnmediziner aus.

Wohnungen für Mitarbeiter

Auch das Thema Wohnungsbau nehme die Klinik in Angriff, „um beim Wettbewerb um zukünftige Mitarbeiter mithalten zu können“, sagte UKE-Direktor Göke. „Tatsächlich gibt es sich konkretisierende Pläne für ein Projekt im Nordwesten Hamburgs, das mittelfristig umsetzbar wäre“, so Göke. „Mietoptionen für erschwingliche Wohnungen, die insbesondere für junge Menschen, auch mit Familien, attraktiv wären, werden zukünftig ein wichtiger Faktor sein, um zum Beispiel Pflegekräfte nach Hamburg zu locken.“ 300 bis 400 neue Einheiten seien geplant, ein Investor bereits gefunden.

Die Neubauten, die bis 2050 auf dem UKE-Gelände realisiert werden sollen, seien notwendig, um die vorhandenen Kapazitäten zu erweitern und die Qualität zu verbessern, so UKE-Direktor Göke. Aktuell stoße die Klinik mit einer fast vollständigen Auslastung an ihre Kapazitätsgrenzen. Auch die 2017 in Betrieb genommene Kinderklinik sei voll belegt. „Das UKE muss wachsen, um den Aufgaben gerecht zu werden“, betonte Göke. „Wir wollen mit den geplanten Maßnahmen ein topmodernes Klinikum bauen, was aus sich heraus zukunftsfähig ist.“ So sei auch der IT-Ausbau ein großes Thema, der in den alten Gebäuden nur sehr schwierig umsetzbar wäre.

Bäume werde gefällt

Im Zuge der Umbaumaßnahmen sollen vier Gebäude abgerissen werden, denkmalgeschützte Bauten des seit 1889 bestehenden Klinikums sind davon ausgenommen. „Wir wollen den Charakter des Geländes beibehalten, aber die Liegenschaften verbessern“, sagte Carol Wallerich, verantwortlich für die Bauplanung. Von den 850 Bäumen auf dem Gelände würden voraussichtlich 46 gefällt und mit Ausgleichspflanzungen ersetzt, so UKE-Vorstandschef Göke. Ob er selber an den weiteren Abrissarbeiten beteiligt wäre? „Das würde mir großen Spaß bringen“, scherzte Göke. Einmal mit einem Bagger arbeiten, damit sei ein „Kindheitstraum in Erfüllung gegangen“.