Hamburg. Die Hansestadt ist unbedingt eine Reise wert, wird aus Wien und Kopenhagen versichert. Und man könne manches voneinander lernen.
Hamburger wissen, was sie an ihrer Stadt haben. Ob es auch der Rest der Welt weiß, ist da eher zweitrangig. Jede Rangliste, in der die Hansestadt gut oder weniger gut abschneidet, nimmt man entsprechend gelassen zur Kenntnis. So wie in der vergangenen Woche, als Hamburg im Ranking der lebenswertesten Städte des Magazins „The Economist“ von Platz 10 auf Platz 18 abrutschte. Das bedeute nicht unbedingt, dass die Lebensqualität nachgelassen habe, hieß es von den Autoren der Studie, vielmehr hätten sich andere Städte verbessert und seien vorbeigezogen. Wien und Kopenhagen sind die einzigen europäischen Metropolen, die es dabei in die Top Ten geschafft haben, die österreichische Hauptstadt sogar auf den ersten Platz.
Das Abendblatt hat nachgefragt, was man in den beiden Hauptstädten denn so von Hamburg hält.
Hamburger Hafen wichtiger Partner für Wien
In Wien hat man Hamburg durchaus auf der Rechnung. Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (Oberbürgermeister oder Erste Bürgermeister gibt es dort nicht) sagte dem Abendblatt: „Hamburg und Wien verbindet sehr viel miteinander. Wir sind ja die zweit- und drittgrößten deutschsprachigen Städte. Inzwischen – aber erst seit Kurzem – liegt Wien nach Berlin an zweiter Stelle. Hamburg und Wien nutzen nicht zuletzt aufgrund der vielen Parallelen der beiden Städte und der damit verbundenen Möglichkeiten auch die Chancen der Zusammenarbeit.“
Österreich und speziell Wien seien darüber hinaus sehr wichtige Partner des Hamburger Hafens. „Wir sind in Wien auch immer sehr daran interessiert, Erfahrungen anderer Städte und Metropolen in unseren Planungen und Entscheidungen miteinzubeziehen“, sagt Ludwig, der im Mai seinen langjährigen Vorgänger Michael Häupl abgelöst hat. So habe man mit großem Interesse auch die Internationale Bauausstellung (IBA) Hamburg und die Entwicklung der HafenCty verfolgt. Den Dialog habe man auch auf mehreren Veranstaltungen in Wien und in Hamburg geführt.
Im Jahr 2022 richtet Wien die Internationale Bauausstellung erstmals aus. Im Zentrum steht dort das Thema „neues soziales Wohnen“. Denn die österreichische Hauptstadt, die mit 1,867 Millionen Menschen ähnlich viele Einwohner hat wie Hamburg mit 1,81 Millionen, wird die Zweimillionengrenze voraussichtlich schon 2024/25 erreichen. Hamburg rechnet damit frühestens 2030. Wien hat sich deshalb vorgenommen, die Zahl der geförderten Neubauwohnungen sogar auf 13.000 pro Jahr zu steigern. „Der intensive Austausch mit den Verantwortlichen wird auch auf politischer Ebene gepflegt“, versichert Bürgermeister Ludwig.
Viele Touristen aus Österreich und Dänemark
Auch Kopenhagens Oberbürgermeister Frank Jensen kennt Hamburg sehr gut. Die dänische Hauptstadt hat gut 613.000 Einwohner – der Großraum sogar 1,3 Millionen – und liegt direkt an der Ostsee. „Hamburg ist eine wundervolle grüne Stadt mit vielen Kanälen, Parks, einem gut ausgebauten Nahverkehr und einem pulsierenden kulturellen Leben“, sagt Jensen. Er sei mehrere Male in Hamburg gewesen und habe Bürgermeister Peter Tschentscher nach dessen Amtsantritt schon getroffen. „Ich hatte auch schon einen netten Lauf um die Alster, den ich wirklich sehr genossen habe“, lobt Jensen.
Sowohl Österreich als auch Dänemark zählen nach Angaben der Hamburg Tourismus GmbH zu den wichtigsten Auslandsmärkten. Im vergangenen Jahr hatten Österreicher mit 281.000 Übernachtungen einen Anteil von etwa zwei Prozent an den 13,8 Millionen Übernachtungen, dänische Besucher mit 385.000 von knapp drei Prozent. Nach Angaben von Sascha Albertsen, Sprecher der Hamburg Tourismus GmbH, macht Hamburg in beiden Nachbarländern gezielte Marketingkampagnen und Medienarbeit, außerdem gebe es eine enge Kooperation mit der Reiseindustrie, also Reiseveranstaltern, Airlines und Bahngesellschaften.
Womit wirbt Hamburg im Ausland für sich? „Die Themen unterscheiden sich nach Ländern und Zielgruppen. Wir verstehen Hamburg als Stadt der Kontraste: Hier verbinden sich Tradition und Moderne, raue und schöne Stadtteile. Die größten Schnittmengen bieten die Themenkampagnen ‚Stadtküste/Stadt am Wasser‘, ‚Musikmetropole‘ und ‚Szene und Genuss‘“, sagt Albertsen.
Wiener Staatsoper in HafenCity übertragen
Obwohl Wien (15,5 Millionen Übernachtungen im vergangenen Jahr) mit der Wiener Staatsoper, dem Musikverein und den Wiener Philharmonikern für Klassikfans ein altbewährtes Pilgerziel ist, lobt Norbert Kettner, Direktor von WienTourismus, explizit die Hansestadt: „Hamburg ist mit der Elbphilharmonie auf der Landkarte der globalen Kulturstädte gelandet und hat sich nicht zuletzt durch Initiativen wie das Reeperbahnfestival konsequent neu erfunden. Seid nicht allzu betrübt über ein paar Punkte mehr oder weniger beim aktuellen Ranking“, tröstet er die Hamburger, „ die Stadt ist de facto eine jener großartigen Metropolen in Europa, für die unser Kontinent auf Fernmärkten bekannt und beliebt ist.“
Er kenne Hamburg natürlich, sagt der Österreicher, beispielsweise vom „Wiener Opern Air“. „2012 haben wir eine Live-Übertragung aus der Wiener Staatsoper in der HafenCity organisiert“, so Kettner. Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel damals gerade in der Wiener Staatsoper saß, sei tatsächlich nur ein glücklicher Zufall gewesen.
Nichts ist älter als das Ranking von letzter Woche, könnte man sagen, denn es gibt sie beinahe im Wochentakt. Erst am Donnerstag hatte das „Time“-Magazin die Elbphilharmonie zu den weltweit großartigsten Orten, die man besucht haben muss, gezählt.
Entfalten diese Bestenlisten eigentlich eine Bedeutung, die sich etwa in sinkenden oder steigenden Touristenzahlen äußert? Sascha Albertsen sagt: „Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Rankings und Gästezahlen lässt sich nicht belegen. Entscheidend für den Reiseimpuls sind in der Regel die eigentlichen Kriterien des Rankings, also Aspekte wie der Freizeitwert, die Kulturangebote und die Erreichbarkeit.“
WienTourismus-Chef Kettner hat noch ein großes Plus entdeckt: „Außerdem verfügt Hamburg als Hafenstadt über erfrischende geistig-intellektuelle Durchlüftung.“ Österreicher verstehen sich eben auf Komplimente ...