Hamburg. Bahnen fuhren nicht, Straßen waren gesperrt. Das Quarree und ein Pflegeheim wurden evakuiert. Tausende mussten ihre Häuser verlassen.
Die hochsensible Arbeit hatte erst mit fast zwei Stunden Verspätung beginnen können – war dann aber sogar schneller erledigt als geplant. In Hamburg-Wandsbek ist am Mittwochabend eine Fliegerbombe entschärft worden. Um 21.30 Uhr hat die Feuerwehr Hamburg Entwarnung gegeben.
U- und S-Bahn haben ihren regulären Betrieb wieder aufgenommen. Bis sich der Busverkehr wieder einpendelt, werde es nach Angaben der Hochbahn noch "etwas dauern".
Die Entschärfung hatte um 20.45 Uhr begonnen. Nachdem Bauarbeiter am Nachmittag die 1000 Pfund schwere Weltkriegsbombe gefunden hatten, war dort der Verkehr zeitweise regelrecht zusammengebrochen. Die Polizei musste den Brauhausstieg sowie umliegenden Straßen sperren. Die Wandsbeker Chaussee und der Brauhausstieg sind Hauptausfallwege für den Pendlerverkehr aus der Stadt heraus. Gegen 20 Uhr hatten sich die Staus zum großen Teil aufgelöst, auf den Nebenstraßen um den Sperrbereich herum floss der Verkehr aber immer noch nur zäh.
Hier sehen Sie die aktuelle Verkehrslage in Hamburg
Betroffen von den Sperrmaßnahmen war auch der Nahverkehr: Diverse Buslinien fuhren Umwege oder verkürzte Strecken, seit 17.30 Uhr wurden die Haltepunkte Wandsbek Markt und Wandsbeker Chaussee der U-Bahn ohne Halt durchfahren, Gleiches galt für die S-Bahn-Stationen Wandsbeker Chaussee und Friedrichsberg. Seit etwa 20.20 Uhr war der Verkehr sowohl der S- als auch der U-Bahn auf den Teilstrecken, die durch die Sperrzone führen, dann unterbrochen.
Die Entschärfung war zunächst für etwa 19 Uhr geplant, verzögerte sich aber, da die Evakuierungsmaßnahmen nicht früher abgeschlossen werden konnten. Anwohner, möglicherweise die eines Alten- und Pflegeheimes in der Sperrzone, sollen sich den Maßnahmen widersetzt haben.
Alle Häuser im Umkreis von 300 Metern um die Fundstelle am Brauhausstieg mussten geräumt werden. Polizei und Hilfsorganisationen organisierten die Evakuierung von rund 840 Gebäuden, darunter auch das Einkaufszentrum Wandsbek Quarree. Allein 7300 Menschen haben innerhalb der Sperrzone ihren Wohnsitz.
Während Anwohner im Sperrradius ihre Häuser verlassen mussten, konnten Menschen im sogenannten Warnradius in den Gebäuden bleiben. Dieser erstreckt sich weitere 300 Meter um die Sperrzone. Allerdings darf sich in der Warnzone während der Entschärfung niemand auf der Straße befinden. Die Feuerwehr spricht dabei vom sogenannten luftschutzmäßigen Verhalten. Dazu gehört auch, dass Anwohner sich innerhalb der Gebäude in der zur Bombe abgewandten Seite aufhalten sollen.
Bombe hatte zwei Zünder
Für Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten, hatte die Stadt eine Notunterkunft im Matthias-Claudius-Gymnasium an der Witthöftstraße eingerichtet. Das Bezirksamt Wandsbek hatte ein Bürgertelefon geschaltet: Unter der Rufnummer 040 42828-1619 wurden Fragen von Anwohnern beantwortet.
Burkhard Mantsch, einer der Entschärfer vor Ort, hatte die Fliegerbombe bereits begutachtet. Er hatte geschätzt, dass die Entschärfung rund eine Stunde dauern würde. "Auf den ersten Blick ist die Bombe nicht übermäßig stark verformt. Allerdings hat sie zwei Zünder", sagte der Sprengmeister. Dabei soll es sich um Aufschlagzünder handeln.