Hamburg. Fliegerbombe fiel nach Entdeckung in Schute. Personal brachte sich sofort in Sicherheit. Spezialisten seit Tagen im Einsatz.

    Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit läuft seit Dienstag im vierten Seehafen in Harburg eine der schwierigsten Blindgängerentschärfungen der vergangenen Jahre. Eine vermutliche Fliegerbombe ist dort unabsichtlich in einer mit Schlick gefüllten Schute gelandet. Diese muss nun von Spezialisten so weit entladen und bewässert werden, dass ein Taucher an die Bombe kommen kann.

    Bei Baggerarbeiten im vierten Seehafen, gleich neben den Tanks der dortigen Raffinerie, war der vermeintliche Blindgänger aus dem Hafenbecken geholt worden. Als der Baggerfahrer bemerkte, was er dort in der Schaufel hatte, war es bereits zu spät. Die Bombe fiel in die nahezu voll beladene Schute und versank in der breiigen Masse.

    Berüchtigte Langzeitzünder

    Das Personal brachte sich sofort in Sicherheit. Es ist völlig unbekannt, um was für eine Fliegerbombe es sich handelt und ob sie mit einem der berüchtigten Langzeitzünder bestückt ist. Das würde die Situation unberechenbar machen. Wird ein solcher Blindgänger bewegt, kann der Zündmechanismus erstmals oder erneut in Gang gesetzt werden. Solche Zünder sind darauf ausgelegt, in einer Zeitspanne von einem bis sechs Tagen nach der Aktivierung zu explodieren.

    Der Kampfmittelräumdienst rückte an. Er muss erst einmal die vermeintliche Bombe lokalisieren. Dazu muss ein Großteil des Schlicks, mehrere Hundert Tonnen an Masse in der Schute, wieder ausgeladen werden. Dann muss der restliche Inhalt so verwässert werden, dass ein Taucher zu der Bombe kann. Erst dann wird man wissen, ob es sich tatsächlich um eine Bombe handelt und wenn ja, mit was für einem Zünder sie bestückt ist. Für die Entschärfung wird der mutmaßliche Blindgänger aus dem verwässerten Schlick gehoben. Wann die Arbeiten abgeschlossen sind, stand am Mittwoch noch nicht fest.

    Harburger Hafen wurde stark bombardiert

    Der Harburger Hafen wurde im Zweiten Weltkrieg mehrfach stark bombardiert. In dem zu einem Großteil unbebauten oder mit Kleingärten belegten Gebiet werden auch noch zahlreiche Blindgänger vermutet – nicht nur in den Hafenbecken, sondern auch auf dem Landstreifen zwischen der Seehafenstraße und der Bundesstraße. Bei Bauarbeiten werden dort regelmäßig Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Erst im vergangenen Dezember hatte der Kampfmittelräumdienst eine 1000 Pfund schwere Fliegerbombe auf dem Gelände eines ehemaligen Baumarkts entschärft, die bei Bauarbeiten entdeckt worden war.