Hamburg . Die Kinderbuchautorin Kirsten Boie hat die Leseinitiative erst vor zwei Tagen gestartet und schon jetzt viele Unterstützer.
Die Lese-Initiative „Jedes Kind muss lesen lernen“ der Hamburger Kinderbuchautorin Kirsten Boie hat innerhalb von zwei Tagen bereits fast 24.000 Unterschriften gesammelt (Stand Freitag, 13 Uhr). Eine solch rasante Entwicklung übersteige die Erwartungen bei Weitem, erklärte die Schriftstellerin am Freitag. „Die Reaktion zeigt, dass wir einen Nerv getroffen haben.“
Unter „change.org – Jedes Kind muss lesen lernen“ werden im Internet seit Mittwoch Unterschriften gesammelt. Mehr als 25 Hamburger Persönlichkeiten hatten als Erstunterzeichner gefordert, in den Grundschulen das Lesen stärker zu fördern. Das Lesenlernen müsse viel stärker in den Fokus der Bildungspolitik rücken, heißt es in der „Hamburger Erklärung“.
Appell an die Bildungsminister gerichtet
Lesen sei Grundlage für selbstständiges Denken, sagte Ulrich Wickert, ehemaliger „Tagesthemen“-Moderator und einer der Erstunterzeichner. „Wenn wir diese Bildung nicht mit allen Mitteln unterstützen, werden wir unendlich viel in die Sozialhilfekassen zahlen müssen.“ Weitere Erstunterzeichner sind Altbürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD), die Moderatorin Bettina Tietjen, die Schriftstellerin Ulla Hahn, der Liedermacher Rolf Zuckowski und Michel-Hauptpastor Alexander Röder.
Gerichtet ist der Appell an die Bildungsminister der Bundesländer, die Bundesbildungsministerin und die Kultusministerkonferenz. Am Welttag des Kindes (20. September) sollen die Unterschriften übergeben werden. Es müsse Schulbibliotheken, Lesungen und Lektüreprogramme gerade an solchen Schulen geben, deren Schülerschaft nicht so gebildet sei. Für das Lesenlernen müssten genügend Mittel in den Haushalten ausgewiesen werden.
Verwiesen wird auf die Internationale Iglu-Studie, nach der 19 Prozent der Zehnjährigen in Deutschland nicht so lesen können, dass sie den Text auch verstehen. Im internationalen Vergleich sei Deutschland damit seit 2001 von Platz 5 auf Platz 21 abgerutscht und liege unter dem EU-Durchschnitt, so die Initiatoren. Zudem sei Deutschland das Land, bei dem das Ergebnis am stärksten von der sozialen Herkunft abhänge. Wer nach der Grundschulzeit nicht ausreichend lesen könne, werde es in den weiterführenden Schulen auch nicht lernen, weil Lesefähigkeit hier vorausgesetzt werde.