Hamburg. Autorin Kirsten Boie und prominente Mitstreiter sorgen sich um die Lesekompetenz von Kindern. Ein Appell an Bildungspolitiker.

Mit einer "Hamburger Erklärung" haben mehr als 25 Hamburger Persönlichkeiten gefordert, in den Grundschulen das Lesen stärker zu fördern. Das Lesenlernen müsse viel stärker in den Fokus der Bildungspolitik rücken, heißt es in der vorgestellten Resolution. Unter change.org – Jedes Kind muss lesen lernen sammelt die Initiative vom heutigen Mittwoch an Unterschriften.

Initiiert wurde die "Hamburger Erklärung" von der Schriftstellerin Kirsten Boie. Zu den Erstunterzeichnern zählen Alt-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD), die Moderatorin Bettina Tietjen, die Schriftstellerin Ulla Hahn, der Liedermacher Rolf Zuckowski, Michel-Hauptpastor Alexander Röder und der Journalist Ulrich Wickert. Auch das PEN-Zentrum Deutschland unterstützt die Initiative.

Zu viele Kinder können nicht gut lesen

Verwiesen wird auf die Internationale Iglu-Studie, wonach 19 Prozent der Zehnjährigen in Deutschland nicht so lesen können, dass sie den Text auch verstehen. Im internationalen Vergleich sei Deutschland damit seit 2001 von Platz 5 auf Platz 21 abgerutscht und liege unter dem EU-Durchschnitt, so die Initiatoren. Zudem sei Deutschland das Land, bei dem das Ergebnis am stärksten von der sozialen Herkunft abhänge. Wer nach der Grundschulzeit nicht ausreichend lesen könne, werde es in den weiterführenden Schulen auch nicht lernen, weil Lesefähigkeit hier vorausgesetzt werde.

Gerichtet ist der Appell an die Bildungsminister der Bundesländer, die Bundesbildungsministerin und die Kultusministerkonferenz. Am Welttag des Kindes (20. September) sollen die Unterschriften übergeben werden. Es müsse Schulbibliotheken, Lesungen und Lektüreprogramme gerade an solchen Schulen geben, deren Schülerschaft nicht so gebildet sei. Für das Lesenlernen müssten genügend Mittel in den Haushalten ausgewiesen werden. Das Lesen dürfe nicht den Bemühungen um die Digitalisierung der Schulen zum Opfer fallen.

Lesen ist eine Schlüsselqualifikation

Lesen sei noch immer eine entscheidende Schlüsselqualifikation für die Teilhabe an der Gesellschaft, heißt es. Mangelnde Lesefähigkeit werde erschreckende Folgen für die Gesellschaft haben. Die 16 Länder, die Deutschland im Ranking seit 2001 überholt haben, würden beweisen, dass es möglich sei, die Lesefähigkeit aller Kinder zu steigern.