Berlin. Angesichts des Klimawandels fühlen sich viele Menschen hilflos. Dabei kann jeder etwas dagegen tun – indem er sich bewusster ernährt.

Du bist, was du isst, sagt ein Sprichwort. Doch das ist noch stark untertrieben. Denn mit seinem täglichen Essverhalten beeinflusst der Mensch nicht nur seine eigene Gesundheit, sondern auch die des Planeten.

Genauso wie die Fragen, wie man wohnt und sich fortbewegt, hat auch die Ernährung Folgen fürs Klima. Denn bis das Essen auf unserem Teller landet, hat es eine lange Reise hinter sich – von der Produktion über Transport, Lagerung und Einkauf bis zur Zubereitung.

Die gute Nachricht: Die tägliche Ernährung ist sehr viel schneller geändert als ein Elektroauto angeschafft oder Solarzellen aufs Dach montiert. Doch was genau bedeutet klimafreundliche Ernährung? Wir erklären, worauf man achten muss, wenn man umweltbewusst essen will.

Weniger tierische, mehr pflanzliche Produkte

„Der Klimawandel liegt auch auf dem Teller – den größten Einfluss hat schlicht, ob wir eher Fleisch oder eher Gemüse essen“, sagt Isabelle Weindl vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Hinter Fleisch und tierischen Produkten stecken meistens mehr Treibhausgasemissionen als bei pflanzlichen Lebensmitteln. Wichtigster Hebel für eine klimafreundliche Ernährung sei es daher, statt täglich Fleisch, Wurst und Co. zu essen, öfter auf Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte und Obst zu setzen.

Das sehen auch Wissenschaftler des Öko-Instituts so und fordern einen Steuerrabatt für Gemüse. „Wie wäre es, wenn du den Mehrwertsteuersatz für tierische Produkte auf 19 Prozent erhöhst und gleichzeitig eine Vergünstigung pflanzlicher Lebensmittel ermöglichst?“, heißt es in einem Papier des Instituts, das als Brief an die Mehrwertsteuer formuliert ist. So würden relativ klimafreundliche Nahrungsmittel günstiger, eher klimaschädliche Produkte teurer.

Derzeit gilt für viele Nahrungsmittel der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent, die Experten vom Öko-Institut wünschen sich für pflanzliche Lebensmittel einen Satz von nur fünf Prozent.

Zahlen darüber, wie viele Treibhausgasemissionen genau pro Kilogramm Lebensmittel verursacht werden, schwanken je nach Studie – abhängig davon, welche Berechnungskriterien zugrunde gelegt werden. Ob etwa nur die reine Herstellung in die Berechnung miteinbezogen wird oder auch Transport und Lagerung. Eines aber haben die Studien gemeinsam: Pflanzliche Produkte sind mit Abstand mit den geringsten Treibhausgasemissionen verbunden. Am schlechtesten schneidet hingegen Rindfleisch ab, gefolgt von Schweinefleisch und Geflügel.

Nach Zahlen des Umweltbundesamts verursacht die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch zwischen sieben und 28 Kilogramm Kohlenstoffdioxid (CO2). Obst und Gemüse lägen hingegen bei weniger als einem Kilogramm.

Dass insbesondere Rindfleisch so viele Treibhausgase verursacht, liegt daran, dass Rinder Wiederkäuer sind – und bei der Verdauung Methan produzieren. Das Gas wirkt 23-mal stärker auf das Klima als CO2. Hinzu kommt der Verbrauch von Land sowie Dünge- und Futtermittel. Letzteres verwerten Rinder weniger effizient als etwa Hühner.

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Darum sollen Deutsche nur noch halb so viel Fleisch essen

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    Wer klimafreundlicher essen will, muss aber nicht gleich Veganer werden. Würden die Deutschen nur noch so viel tierische Produkte essen, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfehle, könnten rund 22 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr eingespart werden, hieß es bereits 2016 in einem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz.

    Die DGE rät, nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche zu essen. Nach Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung isst jeder Deutsche im Schnitt aber fast doppelt so viel.

    Bio statt konventionell

    Wenige bis keine Pestizide, möglichst artgerechte Tierhaltung – Bioprodukte haben viele Vorteile. Laut Bundesumweltamt lassen sich mit dem Kauf zudem knapp 20 Prozent der CO2-Emissionen einsparen. Andere Experten sind vorsichtiger. „Bio ist differenziert zu betrachten, da es geringere Flächenerträge gibt“, sagt Martin Hofstetter, bei Greenpeace verantwortlich für die Bereiche Biodiversität und Landwirtschaft.

    Während etwa der konventionelle Landwirt auf der gleichen Menge Land neun Tonnen Weizen ernte, erhalte der Bio-Bauer nur sechs Tonnen. „Dafür setzt er aber keinen energieintensiven Dünger ein. Das gleicht sich also grob wieder aus“, so Hofstetter.

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      Und Bio ist nicht gleich Bio. Weil die Nachfrage immer stärker wächst – 2017 wurden laut dem Bund für Ökologische Lebensmittelwirtschaft erstmals mehr als zehn Milliarden Euro mit Biolebensmitteln umgesetzt – kommen hiesige Biobauern mit der Produktion nicht hinterher. So kann es sein, dass auch Bioprodukte einen langen Transportweg hinter sich haben – und damit an Klimafreundlichkeit einbüßen.

      Regional und saisonal statt global

      Wer klimafreundlich essen will, sollte deshalb auch auf Regionalität und Saisonalität achten. Vor allem Ware, die per Flugzeug nach Deutschland komme, belaste die Umwelt stark, sagt Dietlinde Quack vom Öko-Institut. Allerdings ist für den Verbraucher nicht zu erkennen, ob der Apfel aus Chile nun per Flieger oder Containerschiff transportiert wurde. „Man kann sich aber durchaus auf seinen gesunden Menschenverstand verlassen“, sagt Greenpeace-Experte Hofstetter: „Erdbeeren im Januar sind mit ziemlicher Sicherheit geflogen.“

      Regionalität alleine ist aber nicht zwingend gut fürs Klima. So könne eine Tomate im Gewächshaus aus Bayern schlechter abschneiden als eine Tomate, die im Winter in Spanien reift und transportiert werden muss, so Hofstetter weiter. „Wenn geheizt werden muss, ist das oft deutlich umweltschädlicher als Transporte.“ Sofern es nicht per Flugzeug geschieht.

      Frisch statt tiefgekühlt und hoch verarbeitet

      Je höher ein Lebensmittel verarbeitet ist, desto stärker belastet es das Klima. Lagert es zusätzlich in der Tiefkühltruhe, fällt seine Ökobilanz noch schlechter aus. Doch nicht nur die Fertigpizza ist wenig umweltfreundlich. „Auch Milcherzeugnisse wie Butter und Käse haben eine hohe Klimabilanz – eine deutlich schlechtere als Milch. Logisch, da für ihre Herstellung sehr viel Milch benötigt wird“, erklärt Weindl.

      Und auch der Vegan-Trend ist nicht per se klimafreundlich. „Wenn viele Zusatzstoffe genutzt werden und die Produkte hoch verarbeitet sind, kann auch vegane Ernährung schwierig sein“, so Quack.

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      Nahrungsmittel der Zukunft

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        Lebensmittelabfälle vermeiden

        Schätzungen des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zufolge wirft jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr Lebensmittel im Wert von rund 330 Euro weg. Bis zu 20 Millionen Tonnen Nahrungsmittel werden so vergeudet. Öko-Institut-Expertin Quack rät deshalb zu „bedachtsamem Einkaufen“. Und sollte doch mal etwas übrig sein, mit dem man nichts anzufangen weiß: Die App „Zu gut für die Tonne“ gibt Tipps für Restegerichte.

        Noch kein Label zur Klimafreundlichkeit

        Tierwohl-Siegel gibt es viele, ein Label, das CO2-Emissionen auf Produkten auszeichnet, sucht man jedoch vergeblich. Das Problem liegt vor allem in der schwierigen Vergleichbarkeit. „Transparenz ist immer ein wichtiger erster Schritt, damit Verbraucher erkennen können, was genau sie kaufen“, sagt Weindl, „aber natürlich ist hier auch die Politik gefragt.“

        „Man muss sich auf Regeln einigen, die einen korrekten Vergleich ermöglichen“, sagt auch Quack. „Sonst trifft der Verbraucher am Ende doch eine falsche Entscheidung.“ Hofstetter hingegen wäre schon mit einer groben Hilfe in Form einer Ampel zufrieden: „Das brächte schon mehr Orientierung.“

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