Hamburg. Bombe vor ehemaligem Max-Bahr-Markt nach stundenlanger Verzögerung entschärft. B 73 in Heimfeld und Bahnstrecke gesperrt.
Der Fund einer 1000 Pfund schweren Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg hat am Donnerstagabend in Harburg zu erheblichen Behinderungen geführt. Unter anderem musste die Bundesstraße 73 und die Bahnlinie zwischen Harburg und Buxtehude gesperrt werden. Um kurz nach 20 Uhr wurde die Bombe schließlich erfolgreich entschärft.
Es war schon der zweite Einsatz für die Kampfmittelräumer an diesem Tag in Heimfeld. Am Nachmittag waren in der Nähe – an der Heimfelder Straße – Zünder von Artilleriegranaten gesprengt worden. Noch während die Aktion an der Heimfelder Straße lief, bahnte sich der nächste, deutlich umfangreichere Einsatz an.
Auf dem Gelände des ehemaligen Max-Bahr-Marktes war bei gezielten Sucharbeiten eine Bombe lokalisiert worden. Der Blindgänger lag in mehreren Metern Tiefe in dem weichen Boden. Die Kampfmittelräumer mussten einen durch Betonringe abgestützten Schacht graben, um an die Bombe heranzukommen. Dabei wurde auch das Leitwerk der Bombe entdeckt.
Bombe „so groß wie eine Badewanne“
Das größte Problem: Der Schacht lief immer wieder voll Wasser. So musste ein Taucher eingesetzt werden, der nicht nur zu klären hatte, ob es sich tatsächlich um eine Bombe handelt. Der Experte ertastete auch den Zünder, um festzustellen, ob es sich um einen der berüchtigten Langzeitzünder handelt, die als besonders brisant gelten. Dies hätte eine sofortige Räumung der Gegend erfordert. Der Taucher konnte in diesem Punkt Entwarnung geben. Es handelte sich um eine britische Sprengbombe mit einem Aufschlagzünder. „Sie ist groß wie eine Badewanne“, sagte ein Kampfmittelräumer über den Blindgänger.
Vor der Entschärfung musste die Gegend in einem Umkreis von 300 Metern evakuiert werden. „Dort wohnen keine Leute. Es waren aber einige Firmen betroffen“, sagt Feuerwehrsprecher Werner Nölken. Etwa 150 Menschen mussten Gebäude verlassen. Auch eine Tankstelle war betroffen. Kurz vor Entschärfungsbeginn sperrten Polizisten dann auch die vierspurige Buxtehuder Straße, die zugleich als Parkplatz für die vielen Polizei-Einsatzfahrzeuge diente.
Der Zugverkehr, betroffen war auch der Metronom, war bereits eingestellt worden. „Die S-Bahn-Strecke war nicht betroffen“, sagt Feuerwehrsprecher Werner Nölken. Die verläuft ein ganzes Stück entfernt unterirdisch.
Briten entsorgten in Harburg überzählige Munition
Gegen kurz vor 20 Uhr begannen Sprengmeister Peter Bodes und sein Team mit der Entschärfung des Blindgängers. Er war vorher mithilfe eines Baggers aus dem Schacht gehievt worden. Die Entschärfung hatte sich um Stunden verzögert, weil zunächst ein Zug mit Gefahrgut aus der Sicherheitszone gebracht werden musste.
Der Süden Hamburgs ist besonders stark mit Munition aus dem Zweiten Weltkrieg belastet. Der Großteil der Blindgänger wird in Harburg und Wilhelmsburg gefunden. Mehrmals hatte es schwere Bombenangriffe auf Wohngegenden, Bahnlinien, aber vor allem auf Industrie und Raffinerien gegeben. Während in der Innenstadt viele Blindgänger gleich nach den Angriffen oder während des Wiederaufbaus nach dem Krieg beseitigt wurden, blieben in Harburg und Wilhelmsburg viele Blindgänger, die in dem weichen Boden tief eindringen konnten, unentdeckt.
Außerdem verlief kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs im Süden der Stadt eine Verteidigungslinie. Zu Kämpfen auf Hamburger Gebiet kam es nicht mehr. Dafür „entsorgten“ deutsche Truppen massenhaft Ausrüstung und Munition, als Hamburg zur „offenen Stadt“ erklärt wurde. Nach Kriegsende entsorgten dann britische Truppen Munition, die nicht mehr gebraucht wurde.
So waren unter den am Donnerstag entdeckten Zündern der Artilleriemunition auch britische Fabrikate. Sie waren von einem Baggerfahrer auf einer Baustelle an der Heimfelder Straße ausgegraben worden. Sprengmeister Hermann Borelli stufte die Zünder als so gefährlich ein, dass sie sofort gesprengt wurden. Zwei angrenzende Gebäude mussten evakuiert werden. In einer Schule durften die Schüler die Räume nicht verlassen.