Hamburg. Hochbahn-Chef Henrik Falk spricht im Interview über die neue Kleiderordnung, die Planungen für die U 5 und Elektrobusse.
Henrik Falk leitet seit Januar 2016 die Geschicke der Hamburger Hochbahn. Im Abendblatt-Interview äußert sich der 48-Jährige über die Machbarkeitsstudie für die U 5 und kündigt an, dass 450 Fahrkartenautomaten ausgetauscht werden. Künftig können die Kunden auch mit der Kreditkarte ihre Tickets kaufen. Außerdem setzt Falk für die kommenden Jahre auf umweltfreundliche Elektrobusse.
Die Hitzewelle der vergangenen Wochen hat in vielen Unternehmen zu Diskussionen über die Kleiderordnung geführt. Auch bei der Hochbahn?
Henrik Falk: Ja, in unserem Konzern gab es dazu einen intensiven Dialog mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der Vorstand hat jetzt beschlossen, dass künftig auch kurze Hosen zur Dienstkleidung für Bus- und U-Bahn-Fahrer gehören können. Wir haben kurzfristig 1000 einheitliche kurze Hosen für den Fahrdienst bestellt.
Die Hochbahn hat eine mehr als 100-jährige Geschichte, und jetzt dürfen zum ersten Mal kurze Hosen getragen werden?
Falk: Ja. Wir wissen um die Belastungen bei diesen Temperaturen. Und dann muss man selbstverständlich auch hier neue Wege gehen.
Gab es Probleme mit den Klimaanlagen in Bussen und Bahnen aufgrund der hochsommerlichen Temperaturen?
Falk: Bei Außentemperaturen von mehr als 30 Grad sind einige Klimaanlagen in den Bussen ausgefallen, weil sie teilweise über zwölf Stunden auf Volllast liefen. Unsere Werkstätten haben aber alles darangesetzt, die defekten Anlagen zeitnah zu reparieren. Das hat auch gut geklappt.
Die neue Linie U 5 ist das wichtigste Projekt der Zukunft für die Hochbahn. Was sind die nächsten Schritte?
Falk: Wir werden im Herbst die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie für den mittleren Abschnitt zwischen der City Nord und Lokstedt präsentieren. In dieser Studie werden alle relevanten Optionen für den Streckenverlauf und die Haltestellen vorgestellt. Mit der Vorstellung der Ergebnisse startet dann auch eine umfassende Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Unser Zeitplan gilt weiterhin. Spätestens 2020 sollen die Kosten für den Bau der gesamten U 5 und der finale Streckenverlauf vorgestellt werden. Den ersten Spatenstich soll es auf dem Abschnitt zwischen Bramfeld und der City Nord 2021 geben, und die ersten U-Bahnen sollen dort 2027 fahren.
Gibt es schon eine Entscheidung, ob es auch einen Abschnitt West geben wird, der die Arenen und Osdorf an das U-Bahn-Netz anschließt?
Falk: Die kann es noch gar nicht geben, weil für diesen Bereich zurzeit noch an einer Machbarkeitsstudie gearbeitet wird. Diese wird im kommenden Jahr vorliegen. Aber natürlich würden wir es befürworten, dass auch die Arenen und Osdorf angeschlossen werden. Es wird, das ist aber bereits bekannt, auch eine S-Bahn-Streckenvariante geprüft.
Auf der U 5 soll eine vollautomatische
U-Bahn fahren. Dafür wird der Fahrzeugtyp DT 6 entwickelt. Wie weit sind die Planungen?
Falk: In rund zwei Jahren wollen wir die Ausschreibung starten. Aktuell sind wir in den ersten Designstudien, denn auch das neue Fahrzeug wird Hamburg prägen. Bereits 2025 sollen die ersten DT 6 im Netz der U-Bahn eingesetzt werden. Auf der U 5 ab 2027 ohne Fahrer, aber sie kommt auch auf den anderen Linien zum Einsatz – hier aber mit Zugfahrern.
Es gab Kritik, dass die Hochbahn für 2019 noch 119 Dieselbusse bestellt hat, obwohl inzwischen eigentlich Elektrobusse im Fokus stehen.
Falk: Fernab davon, dass wir ab 2020 nur noch Elektrobusse beschaffen werden und aktuell mit 60 Elektrobussen deutschlandweit die größte Bestellung laufen haben, war es uns wichtig, auch noch mehr bei den konventionellen Bussen zu machen. Es geht doch darum, das eine zu tun, ohne das andere zu lassen. Alle neuen Busse entsprechen der besten Schadstoffklasse Euro 6. Damit konnten wir vor einigen Monaten die letzten Euro-4-Busse aussortieren. Wir haben damit in Hamburg sicherlich eine der saubersten Flotten Deutschlands.
60 Elektrobusse – das ist noch recht überschaubar, wie soll sich die Busflotte weiter entwickeln?
Falk: Überschaubar ist ja sehr relativ. Fakt ist, dass wir schon im Laufe dieses Jahres die ersten serienreifen Elektrobusse bekommen werden. Im kommenden Jahr werden wir die nächste Ausschreibung starten. Nach und nach werden wir sämtliche Dieselbusse aussortieren. Schon 2025 wird die Hälfte der Busflotte mit 1000 Fahrzeugen in Hamburg emissionsfrei durch die Stadt fahren. 2030 wird dann der letzte Dieselbus vom Hof rollen.
Sehen Sie neue Angebote wie das Sammeltaxi Moia als Konkurrenz zur Hochbahn?
Falk: Ganz klar: nein. Ich sehe das als Ergänzung. Jedes Mobilitätsangebot, das eine Alternative zum privaten Pkw ist, ist eine gute Alternative für das gemeinsame Ziel, die Lebensqualität in Hamburg weiter zu steigern. Gleichzeitig sind zusätzliche Angebote für uns ein Anreiz, noch besser zu werden und unsere Qualität und den Service für die Fahrgäste weiter zu steigern. Deshalb muss auch unsere Elektrobusflotte einen hohen Komfort bieten. Das gilt für das Design, technische Raffinessen, aber vor allem auch für die Innenausstattung. Sitze, die mit buntem Stoff bezogen sind, sind nicht mehr unbedingt zeitgemäß. Auch beim DT 6 werden wir völlig neue Maßstäbe setzen. Die Kunden wollen mit Bus und Bahn nicht mehr nur von A nach B fahren, sondern erwarten neben den Grundtugenden wie Pünktlichkeit, Sicherheit und Komfort auch ein besonderes Fahrerlebnis.
Die U-Bahn-Haltestelle Elbbrücken soll Ende 2018 eingeweiht werden. Die Eröffnung der benachbarten S-Bahn-Station verzögert sich. Bleiben Sie trotzdem bei Ihren Planungen?
Falk: Ja. Die neue Strecke der U 4 zwischen der HafenCity-Universität und den Elbbrücken wird zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember in Betrieb genommen. Es ist nicht optimal, dass dann der Umstieg für die Fahrgäste auf die S-Bahn nicht wie geplant möglich ist. Aber ich gehe davon aus, dass sich die Deutsche Bahn als Bauherr bemühen wird, die Station so schnell wie möglich fertigzustellen. Der dann entstehende Knotenpunkt wird vor allem für die Pendler aus dem Süden eine willkommene Alternative zum Weg über den Hauptbahnhof werden.
Die Hochbahn setzt auf Digitalisierung. Welche Maßnahmen sind geplant?
Falk: Wir werden nach und nach sämtliche 440 Fahrkartenautomaten an den Haltestellen austauschen. Die ersten sollen 2019 aufgestellt werden. Diese Geräte verkaufen nicht nur Tickets, sondern zeigen auch Streckenverbindungen an. Außerdem können die Kunden mit EC- und Kreditkarte bezahlen. Vor allem werden sie aber auch ein komplett anderes und kundenfreundliches Design erhalten, das viel näher am Smartphone und an der App ist als heute.
Zudem wird aktuell das sogenannte Check-in/Be-out-System im Streckennetz getestet. Dafür benötigen die Fahrgäste nur ein Mobiltelefon und eine App. Haltestellen, Busse und Bahnen sind mit Sendern ausgestattet, die das Smartphone erkennt. Die App erfasst dann den Streckenverlauf und berechnet jeweils für 24 Stunden den günstigsten Ticketpreis für den Kunden. Das System soll nach erfolgreichem Test ab kommendem Jahr auf das gesamte Streckennetz ausgerollt werden.