Hamburg. Der Regen stoppte Tina Dicos Auftritt im Innenhof des Museums der Arbeit. Aber es gab neue Songs– und einen spontanen Backstage-Gig.
Die Wetterprognosen für den Abend sind katastrophal. Für 19 Uhr werden in Hamburg Gewitter und Starkregen angesagt, denkbar schlechte Voraussetzungen für ein Open-Air-Konzert. Deshalb warnt ein Sprecher des Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF) das Publikum im Museum der Arbeit schon mal vor. Bei einem Unwetter müsse man den Platz leider sofort räumen.
Fünf Songs schaffen Tina Dico und ihre Band, und dann gehen innerhalb von Minuten Sturzbäche auf das Publikum nieder, die jeden Zuschauer sofort völlig durchnässen. Dico, in geblümter Bluse und einer weiten magentafarbenen Hose, wird unter einem großen Schirm in den Backstage-Bereich gebracht, doch auch sie kommt dort nicht völlig trocken an.
Die auf Island lebende Dänin freute sich vor dem Konzert sehr, in Hamburg aufzutreten. Nicht nur, weil sie in der Hansestadt über eine große Fan-Gemeinde verfügt, sondern auch des Wetters wegen. „Wir hatten in Island den regenreichsten Sommer, seit es Wetteraufzeichnungen gibt. Wir haben gehofft, etwas von dieser sonnigen Atmosphäre abzubekommen. Aber es scheint, als hätten wir den Regen mitgebracht“, sagte sie, nachdem sie Punkt 19 Uhr die Open-Air-Bühne im Innenhof des Barmbeker Museums betreten hatte.
Tina Dico verzaubert die Zuhörer von Anfang an
Es folgte also: ein Mini-Konzert. In dem aber verzaubert sie die Zuhörer von der ersten Sekunde an mit ihrer klaren Stimme, nur das Schlagzeug von Marianne Lewandowski ist anfangs etwas zu laut. Doch die Techniker bekommen das schnell in den Griff, sodass der Sound des Trios Dicos Stimme erstrahlen lässt. Dicos Mann Helgi Jonsson spielt Klavier, Dennis Ahlgren ist am Bass und an der Mandoline dabei.
Für ihr erstes von drei SHMF-Konzerten hat sich die 41 Jahre alte Sängerin ein paar Überraschungen vorgenommen. Sie will ihren Hamburger Fans ein paar neue Songs vorstellen, die Ende September auf ihrem kommenden Album „Fastland“ veröffentlicht werden. Zwei dieser neuen Lieder erleben dann ihre Welt- oder Deutschland-Premiere, bevor der Regen dem Konzert ein Ende setzt.
„Fancy“ heißt eines der Stücke, in dem Dico darüber singt, dass sie kein Gold und Glitter benötigt, um glücklich zu sein. Dass sie an materiellen Dingen nicht sonderlich interessiert ist, nimmt man ihr sofort ab. Immer wieder betont sie den Wert, den Familie und Natur für sie haben. Nicht nur Helgi Jonsson ist Teil ihrer Band und ihr musikalischer Partner, auch ihre beiden gemeinsamen Kinder sind mit in Hamburg, allerdings schon mit einer Nanny im Hotel.
Ein Geburtstagslied für Kronprinz Frederick
Das zweite neue Stück, das Dico präsentiert, heißt „Adams House“. Das hatte jedoch schon vor ein paar Wochen Premiere. Sie sang es im Mai vor 12.500 Zuschauern in der Royal Arena in Kopenhagen, außerdem wurde es live im Fernsehen übertragen, denn das Lied ist ein Geburtstagsständchen für Kronprinz Frederick von Dänemark.
Aber Dico braucht nicht die royale Gala, um zu glänzen. Manchmal reicht auch nur ein provisorischer Backstage--Raum wie im Museum der Arbeit. Während der Großteil der Besucher nach dem Konzertabbruch (die Tickets sollen erstattet werden) durch Pfützen zum Bahnhof patscht, verharren gut 200 Fans im Museum der Arbeit.
Dort greifen Tina Dico und ihre Band spontan zu Gitarre, Mandoline und Trommel, stellen Weingläser und Bierflaschen auf der Heizung und Teller auf dem Crew-Büfetttisch ab und spielen auf einer improvisierten Bühne aus ausgelegten Brettern noch unplugged weitere Lieder zum gemeinsamen Abtrocknen. Ein Mini-Konzert nach dem Mini-Konzert, eine weitere Überraschung, die so nicht geplant war. Schön.