Hamburg. Wegen der Blaualgenblüte fällt beim Ironman das Schwimmen aus. Was das für den Wettbewerb und die Teilnehmer bedeutet.

Der Bescheid der Umweltbehörde traf am Freitag kurz vor zehn Uhr per Mail bei der Ironman Germany GmbH im Ottensener Friesenweg ein. Das Amt entzog dem Veranstalter des Ironman Hamburg die Genehmigung, die Teilnehmer des Langstrecken-Dreikampfes aus Schwimmen, Radfahren und Laufen am Sonntagmorgen in der Alster schwimmen zu lassen. Geplant war ein Kurs vom Startsprung am Jungfernstieg in die Binnenalster bis hinaus in die Außenalster und zurück zur Wechselzone am Ballindamm mit einer Länge von 3,8 Kilometern.

Wegen erhöhter Blaualgen-Konzen­tration, die zu Hautreizungen und Atemproblemen führen kann (siehe Infowinkel unten), wurde für das Wochenende für einige Hamburger Gewässer ein Badeverbot verhängt. Da die Wassertemperatur in der Alster derzeit bei 26 Grad Celsius liegt – am Freitagabend wurden sogar 28 Grad gemessen –, hätten die Ironmänner und -frauen laut Reglement auch keine vor den Bakterien schützenden Neoprenanzüge anziehen dürfen.

Männerstart wurde auf sieben Uhr verschoben

Das Schwimmen fällt damit aus, der Ironman wird zum Duathlon, zum Zweikampf aus Laufen und Radfahren. Der Männerstart wurde für Sonntagmorgen von 6.30 Uhr auf sieben Uhr verschoben, die besten Frauen laufen zwei Minuten später ins Rennen, die rund 2650 gemeldeten Jedermänner sukzessive in den 60 Minuten danach (Rolling Start). Der Wettbewerb beginnt nun mit einem Sechs-Kilometer-Run vom Jungfernstieg aus zum Fernsehturm und zurück. Danach steht das normale Ironman-Pensum auf dem Programm: 180 Kilometer Radfahren auf der neuen, innerstädtischen Strecke Richtung des schleswig-holsteinischen Geesthacht, die zweimal zu passieren ist, abschließend vier Runden entlang der Außenalster, die einem Marathon (42,195 Kilometer) entsprechen.

Die schnellsten Männer werden gegen 14.30 Uhr wieder auf dem Rathausmarkt erwartet. Das Ziel bleibt bis 23 Uhr geöffnet, die Athleten müssen spätestens 16 Stunden nach ihrem Start eintreffen, sonst fallen sie aus der Wertung. Im vergangenen Jahr erwarteten vor dem Rathaus mehr als 2000 Zuschauer die Letzten mit Beifall, Gesängen und Wunderkerzen und erzeugten kurz vor Mitternacht Gänsehautatmosphäre.

Alternative zum Schwimmen vor Monaten eingereicht

Die kurzfristigen Planungsänderungen überraschten die Veranstalter nicht. „Schon am Anfang der Woche erhielten wir erste Hinweise aus der Umweltbehörde, dass es Probleme mit der Alster geben könnte“, sagt Oliver Schiek, Managing Director der Ironman Germany GmbH. Mögliche Alternativen zum Schwimmen hatte die Agentur schon vor Monaten am Beginn des Genehmigungsverfahrens einreichen müssen. Dass beim Ironman nicht geschwommen werden kann, käme bei weltweit rund 300 Veranstaltungen etwa dreimal im Jahr vor. Meist ist es zu hoher Wellengang in den Meeren oder Ozeanen, der zur Absage führt, auch Algenblüte in Binnengewässern sei ein Grund, sagt Schiek. „Wenn die Grenzwerte nicht überschritten sind, ist die Algenblüte ungefährlich. Diesmal waren die Werte eindeutig zu hoch.“ Er habe es aber schon erlebt, dass bei niedriger Konzentration grüne Menschen aus dem Wasser steigen.

Trotz des Wegfalls des Schwimmens wird der Hamburger Wettbewerb als Ironman gewertet, in allen Altersgruppen als Qualifikation für die Weltmeisterschaften am 13. Oktober auf Hawaii – und als deutsche Meisterschaft Langdistanz. Die 685 Männer und Frauen, die einen Startpass der Deutschen Triathlon Union (DTU) haben, gehen dabei in die Wertung ein. Rund 70 Prozent der Teilnehmer in Hamburg sind Ausländer. Der Anteil liegt damit weit höher als bei jeder anderen Sportveranstaltung in der Stadt.

Reduzierung wird das Ergebnis beeinflussen

Für die Profis, die bei Frauen und Männern um 25.000 Euro Siegprämie laufen und radeln, wird die Reduzierung auf zwei Disziplinen Einfluss auf das Ergebnis nehmen. Die beiden deutschen Mitfavo­riten, Vorjahressiegerin Daniela Sämmler (29/Essen), Deutschlands schnellste Ironfrau, und der Hamburger Michael Raelert (37) gelten als gute Schwimmer, während ihre Hauptkonkurrenten Sarah Crowley (35/Australien) bei den Frauen sowie bei den Männern Titelverteidiger James Cunnama (35/Südafrika) und der nach einem Genickbruch genesene Brite Tim Don (40) eher bessere Läufer sind.

„48 Kilometer bin ich noch nie an einem Tag gerannt“, sagt Raelert, zweimaliger Weltmeister auf der Ironman-Halbdistanz 70.3. „Aber ich habe damit kein Problem, es ist nur eine andere Herausforderung.“ Raelert und Sämmler müssen in Hamburg gewinnen, um sich das Startrecht für Hawaii zu sichern. Jeweils 50 Männer und Frauen werden zur WM zugelassen. Die Hamburger Hitze (siehe Artikel rechts) stimmt dabei schon ein bisschen auf die Vulkaninsel im Pazifik ein. Nur, dass es dort noch etwas heißer wird.