Hamburg. 5 Euro pro Stunde: Konzertbesucher zahlen in Hamburg mehr als anderswo. Behinderte benachteiligt. Viele Klagen beim ADAC.

20 Euro Parkgebühren für vier Stunden Aufenthalt – Anke Homann ist jedesmal wieder geschockt, wenn sie diesen Betrag nach einem Konzert in der Elbphilharmonie zahlen muss. „Das ist eine Unverschämtheit“, findet die Rentnerin aus Oststeinbek, die seit 35 Jahren ein Abonnement für die Philharmoniker hat und daher jedes Jahr weit mehr als zehn Konzerte besucht. Sie hat keine andere Wahl, als mit dem Auto zu kommen: Wegen einer Krankheit ist sie auf einen Rollator angewiesen. Anders als „normale“ Konzertbesucher kann sie mit ihrem Ticket nicht kostenlos den HVV nutzen, weil es zu viele Barrieren auf dem Weg gibt.

Tatsächlich sind die Gebühren im Elbphilharmonie-Parkhaus im Frühjahr von 4,50 Euro pro Stunde auf 5 Euro gestiegen. Dieses Preisniveau findet man in Hamburg ansonsten nur noch am Flughafen (für Kurzparker im terminalnächsten Parkhaus) und in der Innenstadt in der Garage des Hotels Sofitel am Alten Wall. Damit gehört das von der Kette Apcoa an Hamburgs größter Attraktion betriebene Parkhaus zu den teuersten Deutschlands.

In anderen deutschen Städten deutlich günstiger

Dass Apcoa die Gebühren im Elbphilharmonie-Parkhaus für Kurzparker angehoben habe – gerade einmal eineinhalb Jahre nach Eröffnung des Konzerthauses – liege an „verbesserten Services“, so das Unternehmen. Es gebe jetzt einen Reservierungs- und Pre-Booking-Service, über den Veranstaltungsbesucher schon vorab ihren Parkplatz buchen könnten.

Gebühren in der City

In anderen deutschen Städten parken Konzertbesucher deutlich günstiger. An der Philharmonie in München kosten vier Stunden 11 Euro und in Köln 4 Euro. Auch Apcoa verlangt anderswo niedrigere Parkgebühren als in Hamburg: an der Berliner Philharmonie kosten vier Stunden abends maximal 7 Euro, am Frankfurter Opernturm 12,50 Euro und am Dresdener Zwinger 8 Euro.

Beim Hamburger ADAC haben sich bereits viele über die Abzocke in den Parkhäusern, vor allem in der Elbphilharmonie, beschwert . Auch dass an fast allen Standorten Menschen mit Behinderungen zur Kasse gebeten werden, ärgert viele. „Die Kritik ist verständlich“, sagt ADAC-Verkehrsexperte Carsten Willms, „denn im öffentlichen Raum parkt man mit einem Behindertenausweis ja kostenfrei.“

Rabatt für Behinderte gefordert

Parkhäuser würden unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrieben, daher wären bei einem großen ADAC-Parkhaus-Test vor einigen Jahren Behinderte auch nur in Ausnahmefällen von Parkgebühren befreit worden: und zwar nur dort, wo Personal vor Ort darauf angesprochen werden konnte. Das sei nicht ausreichend, so Willms. „Es wäre von einem guten Betreiber zu erwarten, dass er Behinderten mindestens einen großen Rabatt, wenn nicht gar Gratisparken anbietet.“ Das findet auch Anke Homann. „Die Elbphilharmonie ist mit Steuergeldern gebaut. Wieso darf ein Parkhausbetreiber aus Stuttgart die Hamburger fürs Parken so zur Kasse bitten?“

Enno Isermann. Sprecher der Kulturbehörde, erklärt das folgendermaßen: „Die hohen Parkkosten in der Elbphilharmonie sind ein Ergebnis der in der Planungsphase vorherrschenden Überzeugung, das Projekt noch stärker als Public Private Partnership Projekt umsetzen zu wollen.“ „Man hat das Parkhaus damals für 20 Jahre an Adamanta verpachtet, die wiederum einen Unterpachtvertrag mit dem jetzigen Betreiber abgeschlossen hat.“

Die Adamanta Grundstücks-Vermietungsgesellschaft gehört zur Hälfte zum Bauunternehmen Hochtief und wurde gegründet, um den Bau und die Vermietung der Elbphilharmonie abzuwickeln. Insofern hat die Stadt keinen Einfluss auf den Betrieb des Parkhauses mehr.

Parkpreise mittelfristig senken

In den anderen Parkhäusern der Stadt ist das Parken generell günstiger (siehe Kasten). „Es lohnt sich wirklich, die Preise zu vergleichen“, sagt ADAC-Experte Willms. Das gilt besonders für längere Parkzeiten. Wer wie Frau Homann seinen Wagen vier Stunden abstellt, zahlt am Hauptbahnhof zwölf Euro (Borgesch) bzw. 10 Euro (Hühnerposten), in der Europa-Passage 9,50 Euro, an der Katharinenkirche 8 Euro, im Alsterhaus, in den Stadthöfen und am Gänsemarkt 16 Euro. Auch die Tagespreise variieren und können bis zu 50 Euro (Elbphilharmonie) betragen.

Dass Parken generell teurer geworden sei, schiebt CDU-Verkehrsexperte Dennis Thering auf den Senat. „Nachdem Rot-Grün die P+R-Gebühren 2014 eingeführt und die Parkgebühren im öffentlichen Raum Ende 2016 um bis zu 66 Prozent erhöht hat, werden auch die Preise in den Parkhäusern auf hohem Niveau teilweise teurer.“

Weil nicht alle Menschen, wie von SPD und Grünen gewünscht, alles mit dem Rad erledigen könnten, müsse der Senat im Gespräch mit den Parkhausbetreibern einen Weg finden, die Parkpreise mittelfristig zu senken. Anke Homann würde das begrüßen. „Wir beklagen das teure Parken in der Elbphilharmonie seit zwei Jahren. Bislang ohne Echo. Will man uns Behinderten klassische Musik nicht gönnen?“ (Mitarbeit: Celina Mörl)