Hamburg . Schwächelt die internationale Wirtschaft, schrillen schnell die Alarmglocken. Doch der Hafen ist mehr als nur Wirtschaftsfaktor.
Der Hamburger Hafen ist seit Jahrhunderten beständig im Wandel: Doch zur Sicherung des Standortes als internationale Handelsdrehscheibe hat die Handelskammer nun eine klare Zukunftsstrategie angemahnt. In einem Eckpunktepapier werden 13 Forderungen aufgelistet, darunter eine zügige Elbvertiefung, bessere Anbindungen des Hafens ans Hinterland sowie eine pragmatische Genehmigungspraxis für alternative Energieträger, um die Emissionen im Hafen zu reduzieren.
Das Zusammenspiel von Hafen, Wissenschaft und Digitalisierung könne der neue Puls sein, an dem die Fitness des Hafens in Zukunft gemessen werde, sagt Präses Tobias Bergmann in der aktuellen Ausgabe des Kammermagazins. „Ein erster Ansatzpunkt ist die verstärkte Ansiedlung von produzierendem Gewerbe im und um den Hafen.“
Mit einer Wertschöpfung von 12,6 Milliarden Euro und 155.000 angekoppelten Arbeitsplätzen ist der Hafen das wirtschaftliche Herz der Hansestadt, gleichzeitig aber auch vieles mehr: Maritime Kulisse für Film und Fernsehen, Attraktion für Touristen, Arbeitsplatz für Schauerleute und Festmacher oder Schauplatz von Musikfestivals. Was macht den Hamburger Hafen aus?
Hafentörns
Hafenrundfahrten gehören zu Hamburg wie Fisch- und Franzbrötchen. An den Landungsbrücken, dem touristischen Herzstück des Hafens, sammeln eine Vielzahl von Betreibern ihre Fahrgäste zu Törns durch den Hafen mit seinen riesigen Containerterminals ein.
Fernsehen
Auch als Filmkulisse ist der Hafen attraktiv. Dauergast sind die Polizisten-Schauspieler von „Notruf Hafenkante“, die derzeit für die 14. Staffel der ZDF-Vorabendserie vor der Kamera stehen. Der im Hamburger Hafenmilieu der 1920er Jahre spielende Streifen „The Story of my Wife“ der ungarischen Regisseurin Ildikó Enyedi („Körper und Seele“) wird aktuell von der Hamburger Filmförderung mit 450.000 Euro unterstützt, Drehbeginn: März 2019.
Zahlen, Daten, Fakten
7083 Hektar groß ist das Hamburger Hafengebiet, davon sind 2839 Hektar Wasserflächen. Damit nimmt der Hafen ungefähr ein Zehntel der Hamburger Stadtfläche ein und ist so groß wie eine Mittelstadt, zum Beispiel Neumünster oder Flensburg. Durch den Hafen ziehen sich 142 Kilometer öffentliche Straßen und 288 Kilometer Gleisanlagen.
Schiffsbetrieb
Mehr als 8000 Seeschiffe erreichen jährlich den Hamburger Hafen, darunter mehr als 3600 Containerschiffe sowie mehr als 2700 Tanker und Massengutschiffe. Gut 1000 dieser Schiffe sind mehr als 330 Meter lang und/oder mehr als 45 Meter breit – die Ozeanriesen unserer Tage. Mit einem Gesamtumschlag von zuletzt 136,5 Millionen Tonnen ist Hamburg der größte Hafen in Deutschland und der drittgrößte in Europa nach Rotterdam und Antwerpen. 150 Container-Liniendienste verbinden Hamburg mit 100 Ländern auf allen Kontinenten. Die größten Handelspartner sind China und Russland.
Kreuzfahrt
Mit rund 220 Anläufen von Kreuzfahrtschiffen und geschätzt rund 880.000 Passagieren erwartet der Terminalbetreiber Cruise Gate Hamburg 2018 ein Rekordjahr.
Containerhafen und Speicherstadt
Größter Umschlagbetrieb im Hafen ist die Hamburger Hafen und Logistik AG, kurz HHLA, deren Geschichte bis 1866 zurückreicht. Sie legte damals den Grundstein für die Lagerhäuser der Speicherstadt, heute Unesco-Welterbe. Die Lagerhäuser werden zum Be- und Entladen von Schiffen längst nicht mehr genutzt, das erfolgt an hochtechnisierten Terminals. Die HHLA setzte zuletzt rund 1,25 Milliarden Euro um und beschäftigt rund 5500 Mitarbeiter.
HafenCity
Auf 157 Hektar ehemaligem Hafen- und Industrieareal ist direkt an der Elbe die schicke Hamburger Hafencity entstanden, ein städtebauliches Vorzeigeprojekt. In dem neuen, noch nicht fertig bebauten Stadtteil wurden Ende 2016 schon 1587 Haushalte gezählt, in rund 23 Prozent lebte mindestens ein Kind. 40 Prozent waren Single-Haushalte. Bis Ende März 2018 entstanden mehr als 7500 Wohnungen – billig ist das Wohnen dort aber wahrlich nicht.
Köhlbrandbrücke
Die weithin sichtbare Köhlbrandbrücke mit ihren Schrägseilen – ein weiteres Wahrzeichen Hamburgs – ist in die Jahre gekommen. Die Lebenszeit der 1974 in Betrieb genommenen, 3,6 Kilometer langen Brücke dürfte im Jahr 2030 überschritten sein, befürchtet die Hafenbehörde HPA. Geprüft wird derzeit, ob der Elbarm durch den Neubau einer Brücke oder erstmals durch einen Tunnel vom Verkehr überwunden werden soll.
Radfahren
Wer den Hafen näher kennen lernen möchte, kann ihn sich auch erradeln. Eine von der Hafenbehörde ausgearbeitete Erlebnisroute umfasst 45 Kilometer Radwege und bietet neben Aussichtspunkten unter anderem Museen, Brücken und einen Energiebunker als Etappenziele.
Sport
Einen Panoramablick auf den Hafen gewähren TV-Kameras, die beim jährlichen Hamburg-Marathon oder beim Radrennen „Cyclassics“ den Blick von oben einfangen. Dann werden die Ausmaße des Hafens an der Elbe sichtbar.
Ebbe und Flut
Der Hafen liegt rund 100 Kilometer von der Elb-Mündung entfernt und bekommt über die Elbe die Tide zu spüren, das Wechselspiel der Gezeiten zwischen Ebbe und Flut. Die verheerendste Sturmflut ereignete sich 1962, als in der Nacht vom 16. zum 17. Februar allein in der Hansestadt 315 Menschen ums Leben kamen und Tausende obdachlos wurden.
Musik
Alljährlich ist das Elbjazz-Festival mit seinen Musikern zu Gast im Hafen und nutzt als Ambiente für seine Bühnen den Industriecharme der Werft Blohm+Voss. Tausende Zuhörer lassen sich die Klänge auf und über das Werftgelände nicht entgehen.
Rotlicht
Was wäre der Hafen ohne die Reeperbahn: Schließlich waren die Reepschläger, die anno dazumal Taue auf langen Bahnen fertigten, für die Schifffahrt unverzichtbar. Die Nähe der Hamburger Reeperbahn nur wenige Fußminuten vom Hafenrand entfernt, ließ die Seeleute über Jahrhunderte in das Amüsierviertel am Spielbudenplatz auf St. Pauli strömen. Schauspieler Hans Albers, Sänger Freddy Quinn und „Großstadtrevier“-Star Jan Fedder sind untrennbar mit dem Viertel verbunden.