Hamburg. Behörde will digitale Informationen über Hamburg für alle verfügbar machen, etwa zu Verkehr und Gesundheit. FDP kritisiert Vorschlag.

Die Batterie des Elek­troautos leert sich. Doch zum Glück erfährt der Fahrer auf seinem Smartphone: „In 300 Metern links abbiegen, dann befindet sich auf der rechten Seite eine Ladestation mit einem freien Stecker.“ Dort ist gerade ein Platz frei geworden, was ein Sensor an eine städtische Onlineplattform weitergegeben hat, die wiederum Nutzer wie den stromsuchenden Fahrer informiert.

Weil die Nutzung der Ladestation permanent erfasst wird, haben auch Stadtplaner etwas davon: Sie erkennen bald, dass die besagte Tankstelle oft genutzt wird – und lassen als Konsequenz weitere Ladestationen in der Nähe einrichten. All das ist zwar noch eine Vision – aber der Hamburger Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung (LGV) erprobt bereits einen Prototypen für ein solches Informationssystem, wie der Digital-Chef des LGV, Thomas Eichborn, am Dienstag im Rathaus erläuterte.

Neue Abteilung Urban Data Hub Hamburg

Die skizzierte Anwendung ist ein Beispiel dafür, wie die Stadt künftig im großen Stil unerschlossene Geodaten anzapfen und nutzbar machen will. Geodaten sind digitale Informationen, die sich einer räumlichen Lage zuweisen lassen. Dazu gehören auch Angaben, ob es ein Krankenhaus mit Geburtshilfe in einem Stadtteil gibt, zu welchem Wahlkreis eine Straße gehört und vieles andere mehr.

Um solche Daten künftig systematisch nach bestimmten Standards zu erheben und auch zusammenzuführen, um neue Anwendungen zu ermöglichen, hat die Behörde für Stadtentwicklung nun eine neue Abteilung namens Urban Data Hub Hamburg eingerichtet. Zunächst auf drei Jahre befristet, sollen in diesem Team Forscher der HafenCity Universität (HCU) mit Mitarbeitern des Landesbetriebs Geoinformation und Vermessung zusammenarbeiten.

Hamburg sei auf dem Weg zur digitalen Stadt, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) bei der Präsentation des Konzepts im Rathaus. „Das Koordinierungsteam treibt die Integration und Vernetzung von standardisierten Daten und Schnittstellen voran.“

Geo-Online schon in Betrieb

Die an der neuen Einheit beteiligten Forscher der HCU sollen mit dem Landesbetrieb ergründen, welche Bedarfe es in Hamburg gibt und wie die Stadt darauf mit digitalen Diensten reagieren könnte. Wie das aussehen kann, erläuterte Professor Jörg Rainer Noenning an einem Tisch mit Touchscreen. Dort zeigte der Wissenschaftler eine weiteren Prototypen, der dabei hilft, die Planung von sozialen Infrastrukturen in Stadtvierteln aufeinander abzustimmen.

Damit lässt sich etwa darstellen, wie viele Kitas mit wie vielen Plätzen es aktuell in einem Viertel gibt, wie viele Kinder unter sechs Jahren in den Gebäuden in der Nähe leben und ob durch eine zusätzliche Bebauung und somit auch mehr junge Bewohner absehbar nicht mehr genügend Kita-Plätze zur Verfügung stünden.

Schon in Betrieb ist der webbasierte Kartenservice Geo-Online (http://geoportal-hamburg.de/Geoportal/Geo-Online/index.html). Dort lassen sich etwa Bevölkerungsdaten zu Stadtteilen, Bebauungspläne, die Standorte von Kita und Krankenhäusern sowie Bus- und Bahnlinien anzeigen.

Ein weiterer bereits genutzter Dienst heißt ELBE+. Mithilfe dieses Systems bekommen registrierte Nutzer Informationen über die Vielzahl von Leistungen im öffentlichen Grund.

Bürger sollen an Stadtplanung beteiligt werden

Noch in der Entwicklung ist ein System namens DIPAS, das die Teilhabe der Bürger an der Stadtplanung verbessern soll. Es soll sowohl von individuellen Nutzern über PC oder Smartphone als auch mithilfe digitaler Datentische von Gruppen verwendet werden.

Die nun vorgestellte Organisationseinheit bringe wenig Neues für die digitale Stadt, kritisiert der FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Kurt Duwe. „Verkehrsdaten lassen sich bereits jetzt online abrufen. Und bei der Baustellenkoordination sehen wir tagtäglich, dass die Digitalisierung von Prozessen alleine nicht ausreicht, wenn der Senat an der Umsetzung in der analogen Welt scheitert“, sagt Duwe.

Die FDP-Fraktion habe bereits in der vergangenen Legislaturperiode eine umfassende Digitalisierung von öffentlichen Daten im Sinne einer „Sozialen Stadtkarte“ gefordert, die von allen Bürgern jederzeit online nutzbar sei. „Die Plattform ‚Urban Data Hub Hamburg‘ bleibt deutlich hinter diesem Ziel zurück“, sagt Duwe.