Hamburg. In der Nacht der Autobrände wurden auch drei Häuser in Hamburg beschmiert. Täter nennen Gründe und Adressen in Bekennerschreiben.

Die jüngsten Brandanschläge auf Autos in drei Stadtteilen waren offenbar Teil einer größeren Aktion militanter Linksextremisten. Es gab in der Nacht zu Montag auch Farbanschläge – und zwar auf das Haus von Justizsenator Till Steffen (Grüne) in Stellingen ­sowie auf das Haus, in dem die stellvertretende Leiterin des Hamburger Verfassungsschutzes, Anja Domres, in Eppendorf wohnt, und auf die Wohnung des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten und Landesvorsitzenden der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Joachim Lenders. Diese Anschläge wurden von den Behörden aber nicht mitgeteilt.

Im Internet bekannte sich am Dienstagnachmittag eine anonyme Quelle zu den Angriffen. Dort heißt es: "Wir haben den Jahrestag damit verbracht, zur Feier des selbigen einige Verantwortliche für Repression und Fahndung privat auszukundschaften". Zusätzlich wurden die exakten Adressen der Betroffenen veröffentlicht.

So wurde Till Steffen als Ziel genannt, weil er die Öffentlichkeitsfahndung nach Tätern im Zusammenhang mit den Krawallen während des G-20-Gipfels und die Soko „Schwarzer Block“ unterstützt. Er sei als Chef aller Gefängnisse und der Justiz für alle Gerichtsverfahren verantwortlich, darunter auch die gegen angeklagte Krawallmacher. Zudem werfen ihm die Täter vor, dass er „unbehelligtes Demonstrieren“ zugesichert habe. Offenbar sehen die Täter das Einschreiten gegen gewalttätige Demonstranten als einen Wortbruch.

Täter: Lenders ist „schärfster Hetzer“

Domres sei Ziel geworden, weil der Verfassungsschutz Informationen weitergegeben habe, die zu Polizeiaktionen beispielsweise gegen einen militanten Aufzug am Rondenbarg führten. Lenders’ Wohnung sei attackiert worden, weil er als Mitglied des Sonderausschusses zum G-20-Gipfel „sein Möglichstes tut, um Kritik an der Polizei abzuwehren“. Zudem bezeichnen die Täter Lenders als „schärfsten Hetzer“.

Die Fahrzeuge der Autovermietung Sixt seien zum Ziel geworden, weil das Unternehmen regelmäßig Limousinen bei „Großveranstaltungen der Herrschenden“ stellen würde. Die Autos nahe der Elbchaussee seien angesteckt worden, weil dort beim G-20–Gipfel ein Schwarzer Block zündelte.

Der Wagen, der in Hohenfelde angesteckt wurde, war ein Anschlagsziel, weil er zu einem französischen Unternehmen gehöre, das in der Atomindus­trie tätig sei und an Gefängnisbauprojekten verdienen würde.

Anschläge auf Banken in der Nacht zu Mittwoch

Die Reihe der Anschläge setzte sich in der Nacht zu Mittwoch fort. In Eimsbüttel, Ottensen und Winterhude wurden Bankfilialen attackiert. In der Osterstraße traf es die dortige Deutsche Bank. Ein Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmens hatte am frühen Mittwochmorgen die Polizei nach einer Alarmauslösung informiert. Die Beamten stellten fest, dass mehrere Scheiben zerstört und der Vorraum sowie die Fassade mit roter Farbe beschmiert wurden. Bereits gegen 2 Uhr hatten Anwohner der Bahrenfelder Straße in Ottensen die Polizei gerufen, nachdem sie Scheibenklirren hörten. Sie sahen noch zwei Personen flüchten. Polizisten stellten fest, dass die Filiale der dortigen Commerzbank mit Steinen beworfen worden war.

Parolen und Anarcho-Sterne an Commerzbank

Gegen 3.20 Uhr bemerkte eine Peterwagenbesatzung bei einer Streifenfahrt Beschädigungen an der Commerzbank am Goldbekplatz in Winterhude. Hier war die Fassade auf einer Länge von etwa 25 Metern mit Parolen und sogenannten Anarcho-Sternen beschmiert worden. Beim Staatsschutz geht man wie bei den vorherigen Taten von einer koordinierten Aktion von Angehörigen der militanten linksautonomen Szene aus.

Konkrete Hinweise auf die Täter hat die Polizei bisher nicht. Die ermittelnden Staatsschützer hoffen auf Zeugen. Hinweise an die Polizei: Telefon 040/428 65 67 89.