Hamburg. Die Feuer wurden in Ottensen, Lokstedt und Hohenfelde gelegt. Staatsschutz hat Ermittlungen übernommen.
Brennende Autos in der Rainvilleterrasse – nur einen Steinwurf von der Stelle entfernt, an der vor fast genau einem Jahr bei den G-20-Krawallen auf der Elbchaussee zahlreiche Fahrzeuge angesteckt wurden. Drei teure Autos gingen in der Nacht zum Montag dort in Flammen auf. Auch diesmal war es Brandstiftung. Die Staatsschutzabteilung des Landeskriminalamtes, zuständig für politisch motivierte Kriminalität, hat die Ermittlungen übernommen. Es wird ein Zusammenhang mit zwei weiteren Brandstiftungen angenommen, die sich nur Stunden später ereigneten.
Kurz nach Mitternacht hatte Feuerschein mehrere Anwohner alarmiert. Um 0.19 Uhr gingen Notrufe bei der Feuerwehr ein. Als Minuten später die ersten Löschfahrzeuge der alarmierten Wache Altona und der Freiwilligen Feuerwehr Ottensen eintrafen, brannten ein BMW X5, ein Porsche Macan und ein Nissan Qashqai lichterloh. Immer wieder knallte es, als Reifen platzten und Scheiben barsten. Auch ein Tank platzte. Auslaufendes Benzin erschwerte die Löscharbeiten. Erst als die Feuerwehr, die mit drei sogenannten 3-Rohren im Einsatz war, Schaum einsetzte, konnten die Flammen erstickt werden. Zurück blieben ausgeglühte Fahrzeugwracks.
Die Methode war an allen drei Tatorten dieselbe
Um kurz nach drei Uhr dann der nächste Fahrzeugbrand. An der Lokstedter Höhe im Stadtteil Lokstedt, etwa sieben Kilometer Fahrstrecke von dem Brandort in Ottensen entfernt, brannte es bei der Autovermietung Sixt. Dort stand ein VW Touran in Flammen. Zwei weitere Fahrzeuge der Autovermietung, ein BMW und ein Jaguar, wurden durch Hitze und Flammen beschädigt. Ein Überspringen der Flammen von dem lichterloh brennenden Kompakt-Van auf andere Fahrzeuge konnte die Feuerwehr, die auch hier Schaum zum Löschen einsetzen musste, gerade nochverhindern.
Fast gleichzeitig brannte an der Uhlandstraße im Stadtteil Hohenfelde ein Ford Fokus. Bei dem Fahrzeug handelte es sich um einen Firmenwagen. Dass hier dieselben Täter zündelten, ist nicht sicher. Die Uhlandstraße liegt etwa eine Fahrstrecke von neun Kilometern von dem Brandort in Lokstedt entfernt.
Am Morgen rückten Experten des Landeskriminalamtes aus
Die Brandermittler des LKA 45 sicherten Spuren. An der Rainvilleterrasse lag Brandstiftung als Brandursache auf der Hand. Die drei betroffenen Fahrzeuge hatten viel zu weit auseinandergestanden, als dass nach einem technischen Defekt das Feuer hätte von einem Fahrzeug auf die anderen Autos überspringen können. Die Spurensicherung ergab dann, dass alle drei Fahrzeuge angesteckt worden waren. Zu dem gleichen Ergebnis kamen Brandermittler an den beiden anderen Tatorten in Lokstedt und in Hohenfelde.
Die Polizei schließt einen Zusammenhang der Taten schon durch die zeitliche Nähe nicht aus. Wochenlang hatte es in Hamburg keine Brandstiftungen an Fahrzeugen mehr gegeben. Die Nähe zum Jahrestag der G-20-Krawalle und die Auswahl der Fahrzeuge in Ottensen macht ein politisch motiviertes Motiv wahrscheinlich.
Taten passieren im Schutz der Dunkelheit
Auch die „Handschrift“ der Taten, die Art und Weise, wie die Fahrzeuge angesteckt wurden, ist nicht untypisch für militant linke Gruppen. Deshalb hat der Staatsschutz den Fall übernommen. Konkrete Hinweise gab es aber noch nicht, so wurde kein Bekennerschreiben verschickt, auch im Internet äußerten sich die Täter nicht.
Autobrandstiftungen durch Angehörige der militanten linken und autonomen Szene gibt es in Hamburg seit Jahrzehnten. Oftmals waren es Politiker, darunter 1996 der damalige Innensenator Hartmut Wrocklage, denen die Autos angesteckt wurden. Aber auch mehrere Wirtschaftslenker waren betroffen. Bei einem Anschlag 2009 auf den damaligen Innensenator Christoph Ahlhaus steckten die Täter ein fremdes Auto vor der Tür seiner Wohnung an, nachdem sie das Haus, in dem er wohnte, mit Steinen und Farbkugeln beworfen hatten. Alle diese Anschläge passierten, wie auch jetzt, im Schutz der Dunkelheit.
Die Brandstiftungen an der Elbchaussee im vergangenen Jahr zum Auftakt des G-20-Gipfels hatten eine andere Qualität. Dort waren über 200 Vermummte am 7. Juli 2017 durch die Straße gestürmt und hatten wahllos Fahrzeuge angesteckt. Die Aktion war nach Erkenntnissen der Polizei gut vorbereitet gewesen. Brandsätze und Pyrotechnik wurden aus vorbereiteten Depots in nahen Parkanlagen geholt. 19 Autos wurden damals angesteckt, 19 weitere Fahrzeuge demoliert.
Erst vor knapp zwei Wochen hatte die Soko „Schwarzer Block“ vier Männer in Frankfurt/Main und Offenbach verhaftet, denen die Beteiligung an den Brandstiftungen bei den G-20-Krawallen vor einem Jahr angelastet wird. Auch dafür könnten die jetzt verübten Brandstiftungen ein Racheakt sein, meinen Ermittler.