Hamburg . Im Juni wurde Ibrahim S. in Hamburg zu einer Haftstrafe verurteilt. Nun bestreitet er, seine Tochter getötet haben zu wollen.

Der 44 Jahre alte Ibrahim S. aus Billstedt, der am vergangenen Freitag versucht haben soll, seine Tochter zu töten, ist nicht das erste Mal ins Visier von Polizei und Justiz geraten. Im Juni wurde der Familienvater bereits wegen eines anderen Gewaltdelikts verurteilt: Im vergangenen Jahr hatte er einen 13 Jahre alten Schulfreund der Tochter attackiert. Das bestätigte Oberstaatsanwältin Nana Frombach dem Abendblatt.

Am 11. Juni hatte das Amtsgericht St. Georg den Ägypter wegen Körperverletzung zu einer Haftstrafe von zwei Jahren ohne Bewährung verurteilt. Nach Angaben des Gerichtssprechers Kai Wantzen hatte der Mann zuvor am 8. August 2017 einen 13-jährigen Bekannten seiner Tochter mehrfach geschlagen und mit einem Handy-Ladekabel am Hals gewürgt. „Der Junge hatte seinerzeit Todesängste auszustehen“, sagte Wantzen dem Hamburg Journal, das zuerst berichtet hatte. Ibrahim S., der mehrere Kinder hat, hatte den Jugendlichen offenbar gemeinsam mit seinem volljährigen Sohn angegriffen.

Ibrahim S. hatte Berufung gegen das Urteil eingelegt

Jedoch ist das Urteil noch nicht rechtskräftig, sagte Oberstaatsanwältin Frombach am Dienstag – "da der Angeklagte Berufung eingelegt hat.“ Somit war der 44-Jährige auch am vergangenen Freitag, als er seine Tochter beinahe umgebracht haben soll, noch auf freiem Fuß.

Am Freitagabend sollen dem Vater, der mit seiner Familie in einem Haus an der Rehkoppel in Billstedt wohnt, erneut die Sicherungen durchgebrannt sein. Laut Hamburg Journal soll es der 44. Geburtstag des Mannes gewesen sein. An diesem Tag soll er nach Angaben der Polizei erfahren haben, dass seine 14-jährige Tochter einen Freund hat. Er stellte die Jugendliche am Abend zur Rede und es kam zum Streit, der eskalierte. Der Mann schlug massiv auf sein Kind ein und würgte das Mädchen bis zur Bewusstlosigkeit, sagte eine Polizeisprecherin.

Tochter in Obhut des Kinder- und Jugendnotdienst

Der 14-Jährigen gelang schließlich die Flucht aus der Wohnung. Sie rief daraufhin Freunde an, die wiederum die Polizei und Rettungskräfte alarmierten. Schwer verletzt wurde sie am ZOB-Billstedt angetroffen und kam in ein Krankenhaus. „Der Kinder- und Jugendnotdienst hat das Mädchen in Obhut genommen“, sagte Oberstaatsanwältin Frombach.

Nachdem der Ermittlungsrichter einen Haftbefehl wegen versuchten Mordes erlassen hatte, stürmten schwer bewaffnete Elitepolizisten des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) am frühen Sonntagmorgen das Haus in Billstedt. Der 44-jährige Vater wurde festgenommen und kam in Untersuchungshaft. Ibrahim S., der laut Nachbarn eine Im- und Exportfirma an der Süderstraße betreiben soll, hat vor dem Haftrichter zwar Angaben zum Tatvorwurf gemacht. „Aber er hat bestritten, für die Verletzungen der Tochter verantwortlich zu sein“, sagte Nana Frombach.

Auch in den vergangenen Jahren war Ibrahim S. immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geraten. „Er wurde mehrmals zu Geldstrafen verurteilt“, sagte Frombach. Dabei sei es unter anderem um Körperverletzung, Bedrohung, Betrug und Beleidigung gegangen.