Hamburg. Anekdoten aus der Gesellschaft, Rück- und Vorblicke auf Veranstaltungen – und alles über die wichtigsten Köpfe der Stadt.

Was für ein außergewöhnlicher Abend: ein Hip-Hop-Star in der Elbphilharmonie. Deutschlands erfolgreichster Rapper Cro kam zum Charity-Konzert von Channel Aid und verriet dem Abendblatt, dass die Hamburger fast sein liebstes Publikum seien: „Die Leute hier haben immer Bock, anders als in Berlin. Cooler sind eigentlich nur noch die Österreicher, die haben Überbock. Aber hier in Hamburg ist immer Feuer. Ich schwöre, später ziehe ich mal nach Hamburg.“ Als erster Hip-Hop-Act in der Elbphilharmonie empfand der Sänger, der sehr dünn und sehr höflich wirkte, einen gewissen Stolz: „Ich finde es dope, dass andere Genres hier stattfinden. Musik sollte keine Grenzen kennen.“ Allein das Gebäude fasziniere ihn schon: „Ich mag es klassisch, alt und schön, gleichzeitig stehe ich auf Future. Und hier ist Future! Das ist mit Abstand die coolste Location, in der ich je ein Konzert gegeben habe. Ich kann mit dem Aufzug quasi auf die Bühne fahren.“ Das tat er dann auch, und die 2100 Gäste feierten ihn. Olympiasieger Fabian Hambüchen fand nicht nur ihn, sondern auch die YouTube-Stars Leroy Sanchez und Samantha Harvey toll, die vor Cro auf die Bühne gingen: „Mit den sozialen Netzwerken erreichst du heute die Massen, klug gemacht.“ Moderatorin Nina Bott kam mit ihrem Sohn, und die Model-Zwillinge Julia und Nina Meise unterbrachen die Fashion-Week in Berlin für das Konzert. „Der hanseatische Style und das gute Benehmen der Hamburger Männer ziehen uns immer wieder an. Viele Fans denken sogar, wir seien Hamburgerinnen, das klären wir dann auch gar nicht auf, weil es uns gut gefällt.“ Das Konzert wurde live im Netz gezeigt, erreichte 640.000 Views. Jeder Klick generierte Spenden, etwa für das Projekt „Chance to Dance“, mit dem Tanzkurse für Menschen mit Behinderungen angeboten werden können.

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Die beste Nachricht der Woche kommt von Justus Frantz, es geht sozusagen um die schönste Entlassung der vergangenen sieben Tage: Der Dirigent konnte nämlich nach einem längeren Aufenthalt die Asklepios-Klinik St. Georg verlassen, in der er wegen einer aggressiven Bakterien-Infektion behandelt werden musste. „Es ging mir sehr schlecht“, sagte Frantz dem Hamburger Abendblatt. „Aber jetzt geht es mir auch wieder sehr gut.“ Von den Behandlungen erholt er sich auf Gran Canaria, macht dort täglich Sport. Große Pläne hat der Musiker sowieso: Aber die werden an dieser Stelle (noch) nicht verraten.

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Erzbischof Stefan Heße war nicht erschienen – und stand doch im Mittelpunkt, allerdings im Mittelpunkt der Kritik. Der Kahlschlag bei den katholischen Schulen war eines der Gesprächsthemen beim parlamentarischen Sommerfest der Bürgerschaft. Gabriele und Cord Wöhlke zeigten sich empört über die Entscheidung, sich aus den Gesprächen mit der Schulgenossenschaft zu verabschieden und bis zu acht Schulen zu schließen. Über alle Parteigrenzen hinweg genießen die Bildungseinrichtungen einen guten Ruf, auch der Sohn von Bürgermeister Peter Tschentscher besuchte ein katholisches Gymnasium. Diesen guten Ruf gefährden die Sparkommissare im Erzbistum. Unterdessen geht in der evangelischen Kirche die Sorge um, dass die Wut über die Schulschließungen auch Protestanten aus der Kirche treiben könnte. „Da werden wir mit in Haftung genommen, ohne das wir damit zu tun haben“, sagte eine ranghohe Protestantin.

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Nach dem (missglückten) G-20-Gipfel trifft sich die Welt wieder in Hamburg: Und diesmal kann man davon ausgehen, dass es ein großes Ereignis wird. Im kommenden Jahr ist die Stadt nämlich Austragungsort der Rotary Convention, zu der mehr als 20.000 Mitglieder des weltweiten Serviceclubs erwartet werden. Eine Hamburger Delegation hat jetzt auf dem diesjährigen Welt-Treffen im kanadischen Toronto Werbung für die Reise nach Hamburg gemacht – offenbar mit Erfolg. Organisator Andreas von Möller, der sich mit seiner Bewerbung gegen Hongkong durchgesetzt hatte, Eberhard Müller, Honorarkonsul von Sierra Leone in Hamburg, und Kammersängerin Hellen Kwon brachten von ihrem Toronto-Trip rund 15.000 Regis­trierungen für Hamburg 2019 mit. Für das Interesse an der Stadt sorgten nicht nur die Elbphilharmonie, sondern auch Geschenke wie Lebkuchenherzen, von denen die Hamburger 25.000 mitgenommen hatten. In Hamburg wurde am 7. Oktober 1927 der erste deutsche Ro­tary-Club gegründet, der RC Hamburg, dessen aktueller Präsident Michael Schäfer, Partner bei Chatham Partners, ist. Die Delegation in Toronto bestand aus Mitgliedern des RC Hamburg-Lombardsbrücke, der einen prominenten neuen Präsidenten hat: NDR-Intendant Lutz Marmor hat das Amt für ein Jahr übernommen.

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Oke Göttlich und Christiane Gräfin zu Rantzau
Oke Göttlich und Christiane Gräfin zu Rantzau © Stefan Groenveld | Stefan Groenveld

Große Kunst für sehr viel Geld: Das war das Motto einer Versteigerung im Ballsaal des Millerntor-Stadions. Dort wurde die achte Millerntor Gallery mit einer großen Benefizauktion zugunsten des Vereins Viva con Agua mit knapp 600 Gästen eröffnet. Unter den Hammer von Christiane Gräfin zu Rantzau, Chairman Christie’s Germany, kamen 30 Kunstwerke von Jonathan Meese, Samy Deluxe, Konstanze Habermann, Michael Sailstorfer und Tabea Henne. 80.000 Euro wurden erlöst. „Die Auktion war ein riesengroßer Erfolg“, sagte Benny Adrion, Gründer von Viva con Agua. Mit dabei waren auch FC-St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich, TV-Koch Tim Mälzer, Tagesschau-Moderatorin Linda Zervakis und der Musiker Bela B. Das internationale Kunstfestival wurde von Viva con Agua und dem FC St. Pauli ins Leben gerufen. Noch bis Sonntag geht die Aktion, bei der das Millerntor-Stadion in eine Arena aus Kunst, Musik und Kultur verwandelt worden ist.


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Ob er Bürgermeisterkandidat wird,muss sich in den kommenden Monaten zeigen. Schon jetzt steht aber fest, dass André Trepoll, Fraktionsvorsitzender der CDU in der Bürgerschaft, der amüsanteste unter Hamburgs Spitzenpolitikern ist – um das zu beweisen, reicht ein Blick auf seine Facebook-Seite. Dort schreibt Trepoll vom parlamentarischen Sommerfest Bezug nehmend auf das aktuelle Zitat von Horst Seehofer über Angela Merkel: „Klar ist: Ich lasse mich nicht von diesem Fest entlassen, das nur wegen mir stattfindet!“ Über Bürgermeister Peter Tschentscher schreibt er: „Das Bemerkenswerteste an Hamburgs neuem Bürgermeister ist, dass man ihn nicht bemerkt.“ Und schließlich kriegt auch Tschentschers Vorgänger Olaf Scholz sein Fett weg: „Vorgestern noch den Scholz im G-20-Sonderausschuss gegrillt, gestern dann die Würstchen auf dem Grill beim Sommerfest meines Ortsverbandes!“

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Katharina von Ehren im Tennisstadion von Wimbledon
Katharina von Ehren im Tennisstadion von Wimbledon © Katharina von Ehren | Katharina von Ehren

Ein ganz besonderes Geschäft hat Katharina von Ehren gemacht. Sie hat mit ihrem Unternehmen Pflanzen für das Wimbledon-Gelände geliefert, genauer gesagt für den Walled Garden, in dem ein neues Café entstanden ist. Hier stehen jetzt bis zu drei Meter hohe Kletterhortensien, die von Ehren besorgt und geliefert hat. „Das war eine besondere Erfahrung“, sagt die Hamburgerin, die der bekannten Baumschulfamilie von Ehren entstammt. Das Ergebnis ihrer Arbeit hat sie sich auch persönlich angeschaut. Das riesige Gelände, auf dem vor wenigen Tagen das Tennisturnier gestartet ist, habe sie begeistert. Von Ehren hofft, dass ihre Hilfe als Tree Brookerin, also Händlerin von Pflanzen auf der ganzen Welt, auch in den kommenden Jahren in England gebraucht wird. „Wir haben uns schon verabredet.“


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Wirtschaftssenator Frank Horch auf seinem Segeler „Horge
Wirtschaftssenator Frank Horch auf seinem Segeler „Horge " © Klaus Bodig | Klaus Bodig

Wirtschaftssenator Frank Horch möchte möglichst wenig von der Fußball-WM verpassen. Da er seine spärliche Freizeit derzeit fast ausschließlich auf seinem Segelboot in Niendorf an der Ostsee verbringt, hat er sich jetzt einen neuen Bordfernseher mit einer neuen Satellitenschüssel gekauft. „Ich war es leid, immer mit der Antenne in der Hand unter Deck rumzulaufen, damit der Schnee auf dem Bildschirm verschwindet“, sagt Horch. Übrigens: Horchs Boot heißt „Horge“ wie alle Boote, die der Senator bisher hatte. Die erste Silbe steht für seinen Nachnamen und die zweite ist die Besinnung auf seinen Geburtsort Geversdorf. „Denn dort hat im Grunde alles angefangen“, so Horch. „Vor allem die Liebe zu Wasser, Meer und Schiffen.“


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Da soll noch einer sagen, Bundestagsdebatten seien langweilig. Zwei norddeutsche Politiker haben das Gegenteil bewiesen. Johannes Kahrs, SPD-Bundestagsabgeordneter für Hamburg-Mitte, hatte der AfD vorgeworfen, beim Bundesamt für Verfassungsschutz nur deshalb sparen zu wollen, weil diese Behörde eigentlich die AfD beobachten müsste. Darauf gab es wütende Proteste, Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki musste eingreifen. „Haben Sie noch alle?“ sei kein parlamentarischer Ausdruck, um einen Redner zu klassifizieren, sagte der Schleswig-Holsteiner. Und: „Kollege Kahrs, lassen Sie eine Zwischenfrage der AfD zu?“ Kahrs: „Mit Rechtsradikalen rede ich nicht.“ Kubicki: „Es ist von der AfD-Fraktion gerügt worden, sie seien als Rechtsradikale bezeichnet worden. Dies ist im Rahmen der Meinungsäußerung zulässig, ob es zutreffend ist, habe ich nicht zu bewerten.“ Der AfD-Abgeordnete Peter Boehringer versuchte, die Anträge seiner Partei als Zeichen des Protests gegen den Bundesnachrichtendienst und den Verfassungsschutz darzustellen. Der Konter von Kahrs kam prompt: „Bisher habe ich gedacht, auch wenn Sie rechtsradikal sind, muss ich Sie wenigstens ernst nehmen. Wenn Sie aber jetzt Anträge stellen, die Sie nur als Scherz meinen, dann fragt man sich, ob ihre Anwesenheit hier ein Scherz ist. Dann wäre das allerdings ein schlechter.“


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An spielfreien Wochenenden haben Ensemblemitglieder des Thalia Theaters einen Film gedreht: die Komödie „Am Ende ist man tot“. Gabriele Maria Schmeide und Alice Dwyer waren dabei, auch Mirco Kreibich und Wolf-Dietrich Sprenger. Regisseur Daniel Lommatzsch kommt mit einigen Darstellern, die Hamburgs Theatergängern bestens bekannt sind, am Sonntag und Mittwoch jeweils um 20 Uhr ins Abaton-Kino, um den Film vorzustellen. (hai, hot, mik, mk, sla, yw, bob)