Hamburg. Die Kommissarin Mia Paulsen der Hamburger Autorin Nora Luttmer bekommt es in einer neuen Geschichte mit einem alten Fall zu tun.

Der norwegische Autor Gard Sveen hat sich mit seinem dritten Kriminalroman „Der einsame Bote“ (übersetzt von Günther Frauenlob, List, 304 S., 15 Euro) in die europäische Thriller-Elite geschrieben. Die Geschichte – eine Art Fortsetzung von Sveens Roman „Teufelskälte“ – führt Kommissar Tommy Bergmann bei seiner Suche nach einem Kindsmörder von Oslo aus nach Litauen, wo er einer Sekte auf die Spur kommt, die ihren Mitgliedern Erlösung durch grausige Körperrituale verspricht. Bergmann hofft, dort ein seit Monaten vermisstes Mädchen zu finden, ein Mädchen, das vor Kurzem für tot erklärt worden ist.

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Als besessener Polizist, der allen offiziellen Verlautbarungen misstraut, verfolgt er auf schon skrupellos konsequente Weise seinen Plan. Ein bedingungsloser Einzelgänger ist dieser Ermittler, alles andere als ein Sympathieträger, dennoch eine Figur, die mitfiebern lässt. Sveen versteht es dabei, dramatische Spannung aufzubauen, die seinen Roman zu einem echten Pageturner werden lässt. Gleichwohl: Es ist eine wahrhaft schreckliche und dezidiert grausame Geschichte, die Sveen, Staatswissenschaftler und einstiger Berater des norwegischen Verteidigungsministeriums, erzählt. Und auch hier bleiben – wie in „Teufelskälte“ – am Ende einige Fragezeichen. Fortsetzung folgt?

Bücherkanon: Das müssen Sie gelesen haben!

Ein in gewisser Weise offenes Ende liefert auch die Hamburger Autorin Nora Luttmer in „Dunkelkinder“ (Knaur, 318 S., 14,99 Euro). Ihre Kommissarin Mia Paulsen bekommt es mit einem alten Fall zu tun: Zwei Jahre zuvor ist im Raakmoor die Leiche eines Jungen gefunden worden, bis heute konnte seine Identität nicht geklärt werden.

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Als Paulsen zum Fundort fährt, begeht sie dort einen folgenreichen Fehltritt – und findet sich in einer Geschichte wieder, in der es um illegalen Drogenanbau in einem ehemaligen Weltkriegsbunker geht und um eine Art von Kindesmissbrauch. Luttmer entwickelt ihre Handlung facettenreich auf mehreren Erzählebenen – aus der Per­spektive der Kommissarin, aus der eines Jungen und aus der einer vietnamesischen Restaurantbesitzerin, die von allen nur „Tante Lien“ genannt wird. Lien ist eine zwielichtige, gleichwohl die faszinierendste Figur in diesem spannenden, dramaturgisch gut gebauten Kriminalroman.

Seinen bereits fünften Fall lässt Cay Rademacher in dem Provence-Krimi „Dunkles Arles“ (Dumont, 352 Seiten, 15 Euro) den charismatischen Capitaine Roger Blanc lösen. Rademacher führt in seinen politischen Romanen die dunkle Seite der Provence vor, selten nur die lichtdurchflutete. Anders jedoch als in den vorhergehenden Krimis, setzt Rademacher hier stark auf Action. Blanc trifft sich mit seiner Geliebten, der Untersuchungsrichterin Aveline, heimlich in Arles.

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Das geplante Liebeswochenende nimmt allerdings einen gänzlich unerwarteten Verlauf, als im berühmten Amphitheater der Stadt ein Mord verübt und Avelines Handtasche mit offenbar brisanten Unterlagen gestohlen wird. Kommissar und Richterin machen sich in den Altstadtgassen auf die Suche, die zu einer Hetzjagd wird – und geraten mitten hinein in eine kriminelle Verschwörung, die hinauf in höchste politische und wirtschaftliche Kreise führt. Starke Figuren, raffinierte Geschichte!