Hamburg. Nach 18 Jahren wird die Bühne im kleinen Saal der Komödie Winterhude eingestellt. „Der Vorname“ läuft noch bis zum 22. Juli.
Der lange Arm der Berliner Kulturereignisse reicht manchmal bis nach Hamburg. Und nicht immer bringt er Gutes. Diesmal trifft es die kleine, feine Reihe des Theaters Kontraste im kleinen Saal des Winterhuder Fährhauses. Nach 18 Jahren beendet es seinen Spielbetrieb am 31. Juli.
Die Komödie Winterhuder Fährhaus, die eng mit dem Trägerverein Theater Kontraste e. V. kooperiert hatte, ist von den Wechselfällen des Berliner Stammhauses, der Komödie am Kurfürstendamm, betroffen. Diese hat Ende Mai ihre letzte Vorstellung am angestammten Ort gespielt und muss ihr Stammhaus verlassen. Die beiden fast 100 Jahre alten Berliner Bühnen werden im Zuge der Sanierung des Karrees abgerissen. Direktor Martin Woelffer zieht in ein Ausweichquartier im Berliner Schillertheater.
Künstlerisch ambitioniertes Programm
In der Folge muss die Hamburger Komödie, die keine Subventionen erhält, ihre Planungen verändern. Die Hamburger Ressourcen und Räume werden in Zukunft stärker benötigt. Das Theater Kontraste ist bekannt für ein künstlerisch ambitioniertes Programm jenseits des klassischen Boulevards. Mit anspruchsvoller Gegenwartsdramatik zu aktuellen Gesellschaftsfragen konnte es auf eine festgeschriebene staatliche Unterstützung zählen, dennoch sind die Einnahmemöglichkeiten für den knapp 100-Plätze-Saal begrenzt. Bislang hatte das Theater Kontraste da sehr gute Konditionen. Es konnte die Komödie und ihre Infrastruktur nutzen. In Zukunft hätte die Bühne deutlich mehr bezahlen müssen, um die Kosten zu decken. Das kann das Theater Kontraste derzeit aus eigener Kraft nicht stemmen.
Die Trennung erfolgt in großem Einvernehmen. Jürgen Wölffer, Gründer und Geschäftsführer der Komödie Winterhuder Fährhaus, schätzt das über die Jahre gewachsene künstlerische Profil. Man werde künftig vielleicht anderweitig zusammenarbeiten. Auch Komödien-Leiterin Britta Duah hätte sich eine Fortsetzung der Kooperation gewünscht und lobt die wertvolle Ergänzung des Spielplans.
Einige künstlerische Erfolge
Michael Lang, der lange Jahre die Komödie Winderhude leitete und auch nach seinem Wechsel zum Ohnsorg-Theater die kleine Kontraste-Bühne weiterhin betreut hat, blickt trotz der vorläufigen Einstellung des Spielbetriebs optimistisch in die Zukunft. „Zusammen mit einem Team von Künstlern und Förderern beginnt jetzt die intensive Suche nach einem neuen Standort. Ich bin zuversichtlich, dass sich in absehbarer Zeit eine geeignete und finanzierbare Spielstätte in Hamburg finden lässt.“
Es ist dem Theater Kontraste sehr zu wünschen, dass das gelingt. Denn das Theater, einst als Nachwuchsbühne gestartet, war ein Arbeitgeber für Hamburger Schauspieler und Regisseure und kann mit so unterschiedlichen Inszenierungen wie „Frau Müller muss weg“ oder „Wir sind keine Barbaren“ einige künstlerische Erfolge vorweisen. In Anerkennung seiner Verdienste erhielt es vor zwei Jahren den Pegasus-Preis für Privattheater in Hamburg.
Anspruchsvolles, zeitgenössisches Theater
So einfach dürfte sich die Suche nach einer neuen Spielstätte allerdings nicht gestalten. Man sieht es an den Erfahrungen vergleichbarer privater Bühnen. Das Opernloft hat erst nach mehrjähriger Suche einen geeigneten Standort gefunden, das Lichthof Theater ist weiter auf der Suche nach einer Bühne mit besserer Perspektive.
Die – vorerst – letzte Produktion, das Erfolgsstück „Der Vorname“ von Matthieu Delaporte und Alexandre de la Patellière in der Regie von Meike Harten, ist noch bis zum 22. Juli im kleinen Saal zu erleben. Sie zeigt im besten Sinne, wofür das Theater Kontraste steht: anspruchsvolles, zeitgenössisches Theater. Und das braucht es, will man auch jüngere Theatergänger für das Medium begeistern und seine Zukunft sichern.