Hamburg. 24-Jähriger war Teil einer Betrügerbande, die Senioren um ihr Erspartes brachte. Gericht spricht von “besonders verwerflichen Taten“.

Er erschien bei älteren Menschen zu Hause als vermeintlicher Freund und Helfer. Doch tatsächlich hatte Rudolf U. Böses im Sinn: Statt zur Polizei gehörte der 24-Jährige zu einer Betrügerbande, die die Leichtgläubigkeit von Senioren gezielt ausnutzt, um sie um ihr Erspartes zu bringen. Jetzt wurde der Mann vom Landgericht Hamburg zu vier Jahren Freiheitsstrafe wegen Betruges und Amtsanmaßung verurteilt. Zudem ordnete das Gericht die Unterbringung des drogenabhängigen Angeklagten in einer Entziehungsanstalt an.

Rudolf U. war angeklagt, sich als Polizeibeamter ausgegeben, das Vertrauen mehrerer Opfer erschlichen und sie unter einem Vorwand zur Herausgabe von Geld und anderen Wertsachen überredet zu haben. Dabei war der Angeklagte laut Ermittlungen Teil einer Bande, bei der Anrufer gezielt Menschen mit alt klingenden Namen anriefen. Den Senioren gaukelten sie vor, deren Geld sei in Gefahr. Dann kamen Männer wie Rudolf U., behaupteten, sie seien von der Polizei und ließen sich viel Geld aushändigen. Ihre Legende unter anderem: Es sei reichlich Falschgeld im Umlauf und es müsse überprüft werden, ob das Geld der Senioren echt sei.

"Besonders verwerfliche Taten"

Es handele sich um „besonders verwerfliche Taten“, betonte die Vorsitzende Richterin in der Urteilsbegründung. „Es ist widerwärtig, dass so alte Leute ausgenommen werden.“ Die Täter hätten ihren Opfern, die überwiegend älter als 80 waren, gezielt möglichst viel von deren Erspartem weggenommen.

Unter anderem war Rudolf U. bei einer 82-Jährigen aufgetaucht, nachdem zuvor ein Komplize bei ihr angerufen und ihr vorgelogen hatte, in unmittelbarer Umgebung ihrer Wohnung sei eingebrochen worden. Die Polizei habe bei Ermittlungen zu dieser Tat eine Liste gefunden, auf der auch der Name der 82-Jährigen gestanden habe. Deshalb sei wahrscheinlich, dass auch sie demnächst Opfer werden könnte.

Im Glauben, Rudolf U. sei Polizist, vertraute die Seniorin ihm 11.000 Euro sowie zahlreiche Wertsachen an. Dabei trug der 24-Jährige keine Uniform, auch einen Dienstausweis verlangte das Opfer nicht zu sehen. Neben der 82-Jährigen wurden drei weitere Senioren von dem Angeklagten betrogen.

Rudolf U. muss zusätzlich Geldstrafen zahlen

Gegen den 22 Jahre alten Bruder von Rudolf U., der in einem Fall einen kleineren Hilfsdienst geleistet hatte, hatte das Gericht das Verfahren bereits gegen Zahlung von 300 Euro Geldbuße eingestellt. Der Hauptangeklagte muss zusätzlich zu seiner vierjährigen Freiheitsstrafe jeweils 10.000 Euro an zwei der Geschädigten zahlen. Zudem werden knapp 28.000 Euro als sogenannter Wertersatz eingezogen.

Der Angeklagte hatte bereits zu Prozessbeginn ein umfassendes Geständnis abgelegt und erklärt, er habe Schulden bei einer arabischen Großfamilie gehabt, die ihn unter Druck gesetzt und zu den Taten gedrängt hätten. Erheblich strafmildernd wurde gewertet, dass er wegen seines Geständnisses den Opfern eine Aussage vor Gericht erspart hatte.