Hamburg. Hersteller füllen geringere Mengen ihrer Produkte in Verpackungen ab. Zucker- und fettreduzierte Lebensmittel sind teurer.

Lebensmittelhersteller bieten immer öfter eine geringere Menge ihrer Produkte zum gleichen Preis an. Zu diesem Ergebnis ist die Verbraucherschutzzentrale Hamburg gekommen. Allein im ersten Halbjahr 2018 sind dem Verein 31 Mogelpackungen gemeldet worden. Im Vergleich zum Durchschnittswert der vergangenen sieben Jahren, der in den ersten sechs Monaten bei 20,5 lag, "ist das mit Abstand der höchste ermittelte Wert, seit dem wir unsere Liste führen“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Dabei sei die Anzahl der betroffenen Produkte deutlich höher, denn verschiedene Sorten einer Produktmarke würden nicht extra gezählt.

Produkt mit weniger Zucker und Fett ist teurer

Viel Kritik gibt es für die Hersteller auch wegen ihrer Preispolitik bei Lebensmitteln mit weniger Zucker oder Fett. Die Erkenntnis der Verbraucherschützer: Wer gesünder leben möchte, muss tiefer in die Tasche greifen. So zahle beispielsweise der Kunde im Supermarkt für die fettreduzierte Variante der Knorr „Pommes Sauce“ von Unilever zehn Prozent mehr als für das gängige Produkt. Auch bei Haribo müssen Kunden für weniger Zucker mehr zahlen. Die Fruchtgummis „Fruitilicious“ mit 30 Prozent weniger Zucker gibt es im 160-Gramm-Beutel und kosten genausoviel wie die Fruchtgummis in der 200-Gramm-Packung.

Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg zeigt die Mogelpackungen, die in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf den Markt gekommen sind
Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg zeigt die Mogelpackungen, die in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf den Markt gekommen sind © Marcelo Hernandez

„Es darf nicht sein, dass Anbieter Lebensmittel pauschal teurer machen, wenn diese weniger süß oder weniger fettig sind. Die Politik muss diese Entwicklung stoppen, denn sie kann nicht im Sinne der eigentlich begrüßenswerten nationalen Strategie zur Reformulierung von Lebensmitteln sein“, sagt Valet.

Produkte sind um 20 Prozent teurer

Der von der Verbraucherzentrale errechnete durchschnittliche Preisanstieg mittels Mogelpackung lag in den ersten sechs Monaten bei mehr als 20 Prozent. Und fast immer tauchen in der Liste namhafte Markenprodukte auf. So füllte zuletzt zum Beispiel Nestlé weniger Inhalt in die „Smarties Riesenrolle“ sowie den „Rolo 4er-Pack“. Die Deutsche Milchkontor GmbH wiederum verkauft seit März 2018 weniger Käse pro Packung bei einigen Sorten der Marke Milram. Das Unternehmen The Lorenz Bahlsen Snack-World verteuert seit 2016 immer im Frühjahr mindestens ein Produkt aus seinem Sortiment: Saltletts Brezel, Naturals Chips, Erdnuss Flips und Crunchips waren es in den letzten drei Jahren.

So fordert die Verbraucherzentrale Hamburg schon seit Jahren eine Transparenzplattform, auf der Unternehmen geänderte Füllmengen verbindlich veröffentlichen müssen. Valet: „So käme das ganze Ausmaß der Tricksereien endlich ans Tageslicht. Unsere Mogelpackungsliste stellt vermutlich nur die Spitze des Eisbergs dar.“