Hamburg. Wer ist wichtig in Hamburg und Umgebung? Diese Menschen sind der Abendblatt-Redaktion im Juli besonders aufgefallen.

Und weiter geht’s: Die nächste Folge der Abendblatt-Aktion „Menschen des Monats“ liegt vor. Zu Beginn eines Monats präsentieren wir Ihnen regelmäßig Frauen und Männer, die uns im Monat zuvor besonders aufgefallen sind. Dabei wählt jedes der auf dieser Seite genannten Abendblatt-Ressorts – von der Chef- über die Online- bis zur Foto­redaktion – seinen „Menschen des Monats“. So entsteht im Verlauf des Jahres eine Auswahl an Persönlichkeiten, über die wir im Dezember dann unsere Leserinnen und Leser abstimmen lassen wollen. Sie entscheiden schließlich, wer die „Menschen des Jahres“ waren.

Der Juli war sicherlich einer der spannungsreichsten Monate der jüngeren Hamburger Geschichte. Der G20-Gipfel, gewalttätige Demonstrationen, friedliche Großdemonstrationen, eine intensive Debatte über die Ursachen der Gewalt, eine Entschuldigung des Bürgermeisters Olaf Scholz an die Adresse der Bürger, eine bis in die Nachtstunden reichende Sondersitzung des Innenausschusses: Hamburg wurde in diesen Tagen mindestens durchgeschüttelt. Doch es kam noch schlimmer: Die Bluttat von Barmbek schockierte eine Stadt, die sich gerade von den Schrecken des G20-Gipfels erholt zu haben glaubte.

Aber es gab auch noch andere Ereignisse, die für Hamburg wichtig waren. Der Posten des Oberbaudirektors wurde besetzt. Franz-Josef Höing wird Nachfolger von Jörn Walter, der 18 Jahre lang dieses Amt bekleidete. Die 24 Jahre alte Hamburgerin Jorina Suckow soll bei der Suche nach einem Atommüll-Endlager helfen, Lukas Richter holte mit der Kanupolo-Nationalmannschaft die Goldmedaille bei den Weltspielen in Polen, und Rebecca Lunderup machte die Schanze sauber.

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Franziska Speicher

Für die Ressorts Von Mensch zu Mensch, Magazin, Seite 1 und Layout ist Franziska Speicher die Frau des Monats. Seit 2013 leitet die 54-Jährige das Theodorus Kinder-Tageshospiz in Eidelstedt. Die gelernte Kinderkrankenschwester bietet mit ihrem Team den unheilbar kranken Kindern und Jugendlichen, die in die täglich geöffnete Einrichtung kommen, ein Stück Normalität und Abwechslung im Alltag. Für die Eltern dieser schwerbehinderten Kinder ist das Hospiz eine große Entlastung. Franziska Speicher gibt nun die Hospizleitung ab, da sie und ihr Mann sich unter anderem  der Pflege der Schwiegereltern widmen möchten. Hut ab vor so viel Menschlichkeit!

Samy Deluxe

Mehr Spagat geht kaum: erst Protest, dann Klassik. Erst Straße, dann Hochkulturbühne. Erst gibt Rapper Samy Deluxe den Mächtigen in flottem Sprechgesang ein paar äußerst kritische Denkanstöße mit auf den Weg, als er mit seiner Hip-Hop-Combo Beginner kurz vor dem G20-Gipfel nahe der Messehallen auf einem Lkw auftritt. Dann, später im Juli, stellt der 39-Jährige mit dem kammermusikalischen Quartett Salut Salon die gemeinsame Single „Wie tief kann man lieben“ im Thalia Theater vor. Ein cooler, sozial engagierter Typ, der sich so vielfältig und konstruktiv mit der Stadt verbindet, ist für das Kulturressort der Mensch des Monats Juli.

Jorina Suckow

Die 24-jährige angehende Juristin wurde ausgewählt, um Teil des „Nationalen Begleitgremiums“ zu werden, das die Suche nach einem Endlager für Atommüll begleitet. Suckow vertritt dort die „junge Generation“. Die Studentin muss  für ihr erstes Staatsexamen im Herbst lernen und jongliert momentan mit ihren Aufgaben als Gremiumsmitglied und ihren Studienverpflichtungen - für ihren Lieblingssport Tennis und für Kater Charlie bleibt kaum Zeit. Suckow erkennt aber, wie wichtig ihre Aufgabe ist: „Das ist eine große  Aufgabe, an deren Begleitung ich mich gerne beteilige.“ Für die Lokalredaktion ist sie der Mensch des Monats Juli.

German Reichert

Für das Wirtschaftsressort ist der Chef des Getränkeherstellers Hansa-Heemann, German Reichert (51), der Mann des Monats. Der gebürtige Bayer hat sich vorgenommen, die Aumühler Traditionsmarke Fürst-Bismarck-Quelle wieder zum Mineralwasser-Marktführer in Norddeutschland zu machen. Mehrere Millionen Euro will Reichert in die Marke investieren, die vom Ex-Eigentümer Nestlé arg vernachlässigt wurde. Reichert ist übrigens gelernter Braumeister und hat lange für die Hamburger Holsten-Brauerei gearbeitet. Der Wechsel ins alkoholfreie Fach war für ihn eine gute Entscheidung, immerhin ist Hansa-Heemann heute die Nummer zwei unter den deutschen Mineralwasserherstellern. 

Franz-Josef Höing

Es ist wohl der begehrteste Job für einen Stadtplaner, der in Deutschland zu vergeben ist: Hamburgs Oberbaudirektor. Der Kölner Stadtplanungsdezernent Franz-Josef Höing wird dieses Amt im Herbst übernehmen. Nach 18 Jahren gibt mit Prof. Jörn Walter ein Mann das Amt auf, der Hamburg prägte. Höing, den das Ressort Landespolitik als Mensch des Monats ausgewählt hat, scheint für die Nachfolge gut geeignet. Nicht nur, dass er  an renommierten Hochschulen wie der  RWTH Aachen arbeitete und Senatsbau­direktor in Bremen war. Höing war zwischen 2000 und 2004  in der Baubehörde – als Assistent für Walter.

Bernd Buchholz

Er ist ein Mann, der zu seinem Wohnort Ahrensburg steht. Und er hat für seine neue Aufgabe als Wirtschaftsminister Schleswig-Holsteins auf einen aussichtsreichen Listenplatz im Bundestagswahlkampf verzichtet. Bernd Buchholz (FDP), Ex-Vorstandsvorsitzender von Gruner + Jahr, hat nach dem Aus im Verlagshaus wieder als Anwalt gearbeitet und sich nebenbei in der Kommunalpolitik engagiert – ein Ehrenamt, das er als bereichernd empfand. Im Ahrensburger Finanzausschuss plädierte er für Ausgabendisziplin, aber auch für  Investitionen etwa in Bildung und für Gewerbeansiedlungen. Jetzt hat er wichtige neue Aufgaben. Für die Regionalredaktionen ist Bernd Buchholz der Mensch des Monats.

Sebastian Knauer

Es war ein Monat wie gemalt für den Hamburger Pianisten Sebastian Knauer. Am 27. Juli hat die Deutsche Phono-Akademie mitgeteilt, dass Sebastian Knauer und Arash Safaian einen Klassik-Echo bekommen. Verliehen wird der Preis am 29. Oktober in der Elbphilharmonie. Das Hamburger Konzerthaus hat Knauer  Mitte Juli mit einem Werk von Safaian – und das Verb ist mit Bedacht gewählt – gerockt. „ÜberBach“ heißt das Stück, das beim Solidaritätskonzert in der Elbphilharmonie  am 13. Juli erklang. Binnen 100 Stunden hatte der Hamburger Pianist mit dem Abendblatt und der Stiftung Elbphilharmonie das Konzert für 1000 Polizisten und deren Partner auf die Beine gestellt. Für die Chefredaktion ist er Mensch des Monats.

Rebecca Lunderup

 Rebecca Lunderup (22)  hat mit ihrer Facebook-Gruppe „Hamburg räumt auf“ den G20-Krawallen etwas entgegengesetzt. Tausende von Menschen halfen bei der von ihr initiierten Aktion mit, das Schanzenviertel aufzuräumen. Unterstützung fand sie dabei nicht nur bei Privatleuten, sondern auch bei Geschäftsleuten. Ein Baumarkt spendete  Besen, einen Sprinter und Graffiti-Entferner. Ein Lebensmittelmarkt half mit Trinkwasser,  um die Reinigungskräfte zu versorgen. Nach wenigen Stunden war alles sauber. Für die Foto­redaktion ist die 22-Jährige unser Mensch des Monats.

Jamel Chraiet

Die Bluttat von Barmbek, bei der ein Palästinenser einen Mann tötete und sieben Menschen verletzte, lässt die Hamburger fassungslos zurück. Das Attentat machte aber auch eine Gruppe von Männern zu Helden. Einer von ihnen ist Jamel Chraiet, gebürtiger Tunesier, der im Café in der Nähe saß und sich dem Täter gemeinsam mit anderen Augenzeugen entgegenstellte, bis die Polizei eintraf. Sein Mut macht ihn zusammen mit den übrigen Verfolgern für die Online-Redaktion zum Mensch des Monats. Chraiet ist nun für das Bundesverdienstkreuz  vorgeschlagen – und bleibt ein bescheidener Mann: „Als Helden würde ich uns nicht bezeichnen, das ist einfach eine normale Reaktion“, sagt der 48-Jährige.

Lukas Richter

Für die Sportredaktion ist Kanupolospieler Lukas Richter der Mensch des Monats Juli. Bei den Weltspielen der nicht olympischen Sport­arten im polnischen Breslau hat der 28 Jahre alte Hamburger mit der deutschen Nationalmannschaft erneut die Goldmedaille gewonnen. Die Herren verteidigten ihren Titel am vergangenen Sonntag mit einem 4:1 (2:0)-Erfolg gegen Weltmeister Italien. Richter gelang dabei im Finale 90 Sekunden vor Schluss der Treffer zum vorentscheidenden 3:1. Bereits 2013 siegte der Bundesligaspieler des Alster Canoe Clubs bei den World Games in Cali (Kolumbien) und wurde im selben Jahr Europameister in Posen (Polen). Im August beginnt Richter sein Referendariat als Lehrer.