Hamburg. Am Sternenhimmel über Hamburg ist am 27. Juli die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts zu sehen. Was der Monat sonst noch bietet.
Unsere Erde erreicht am 6. Juli den sonnenfernsten Punkt in ihrer jährlichen Umlaufbahn: 152 Millionen Kilometer trennen uns jetzt vom Glutball Sonne, während im Winter die Distanz „nur“ 147 Millionen km beträgt. Trotzdem haben wir jetzt Sommer, denn es ist nicht der Abstand zur Sonne, sondern die wechselnde Sonnenhöhe und Tageslänge, verursacht durch die Schrägstellung der Erdachse, die die Jahreszeiten bewirkt. Erst nach 22 Uhr sinkt die Sonne tief genug unter den Nordwesthorizont, und die ersten Sterne leuchten. Aber die beiden hellen Lichtpunkte im Westen und Süden sind Planeten, die von unserer Sonne beleuchtet werden: Venus und Jupiter.
Die strahlend helle Venus spielt auch im Juli ihre Rolle als „Abendstern“, doch ihr Auftritt wird merklich kürzer. Zu Monatsbeginn hat Venus bei Sonnenuntergang noch 16 Grad Höhe und geht kurz vor 24 Uhr unter. Zum Monatsende sind es nur elf Grad und nicht einmal eine Stunde Sichtbarkeit. Am 15. Juli gesellt sich die dünne Sichel des zunehmenden Mondes zu Venus. Dies ist der Auftakt für einen grandiosen Staffellauf des Mondes entlang der Planeten: Nacht für Nacht strebt unser Erdtrabant weiter in seiner Bahn durch den Tierkreis – vom Löwen über Jungfrau und Waage bis zum Schützen.
In der Nacht vom 20. auf den 21. Juli zieht unser Mond an Jupiter vorbei. Als auffällig heller, ruhig strahlender Lichtpunkt fällt uns dieser Riesenplanet bereits in der hellen Abenddämmerung in südlicher Richtung auf. Doch Jupiter ist nur noch in der ersten Nachthälfte sichtbar. Besser sieht es mit seinem „kleinen Bruder“ Saturn aus, denn der Ringplanet stand Ende Juni in Opposition zur Sonne. Saturn finden wir bei Einbruch der Dunkelheit im Süden „links“ von Jupiter, etwa auf gleicher Höhe als gelblich und deutlich schwächer leuchtendes Gestirn. Saturn wandert vor dem Hintergrund des Schützen, dessen recht lichtschwache Sterne unterhalb von Saturn im Horizontdunst funkeln. Sie bilden eine Formation, die wie ein Teekessel aussieht, weshalb in angelsächsischen Ländern dieser Teil des Schützen auch „Teapot“ genannt wird. Bis zum 24. Juli rückt der Mond an Saturn heran und durchquert den Schützen.
Höhepunkt des Monats ist die Begegnung des Mondes mit Mars. Der feurig-rot leuchtende Planet fällt uns ab etwa 23 Uhr tief am Südosthorizont auf. Mars ist der „Superstar“ des Sommers. Er leuchtet viel heller als der „rechts“ von ihm stehende Saturn und heller als Jupiter, denn so nah waren wir Mars seit 15 Jahren nicht mehr: Am 31. Juli erreicht unser Nachbarplanet mit nur 57,6 Millionen Kilometern seine geringste Distanz von der Erde. Alle zwei Jahre und zwei Monate überholt unsere Welt auf ihrer schnelleren Innenbahn den Mars, doch diesmal steht er dabei auch noch nahe seinem sonnennächsten Bahnpunkt, und so kommt es zum besonders engen Rendezvous zwischen Erde und Mars.
Bereits am 27. Juli kommt Mars in Opposition zur Sonne und ist die ganze Nacht am Himmel. Diese „Nacht des Mars“ ist auch eine „Nacht des Mondes“. Denn er ist als Vollmond neben Mars am Himmel und tritt dabei auch noch in den Erdschatten ein. Es kommt zur totalen Mondfinsternis, die in Europa, Afrika und Asien gut zu sehen ist. Da die Entfernungen Erde–Mond und Erde–Sonne dann besonders groß sind und der Mond den Erdschatten mittig durchwandert, wird dies die längste Mondfinsternis des 21. Jahrhunderts.
Wega, Deneb und Atair bilden das Sommerdreieck
Von 21.30 Uhr bis 23.14 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit bleibt der Vollmond im Kernschatten der Erde. Aber ganz dunkel wird er dabei nicht, denn unsere Erdatmosphäre lenkt den rötlichen Teil des Sonnenlichts in den Erdschatten: So können wir ein wirklich außergewöhnliches Paar aus „Blutmond“ und „Rotem Planeten“ erleben – gegen 23 Uhr im Grenzbereich der Sternbilder Steinbock und Schütze. Wenige Minuten nach Mitternacht verlässt die Mondkugel den Kernschatten der Erde und glänzt für den Rest der Nacht wieder silbrig hell im Sonnenlicht.
Es gibt einige Sterne, die man auch am Sommerhimmel gut erkennen kann und die man sich unbedingt merken muss: Dazu zählen Wega, Deneb und Atair. Unübersehbar leuchten sie als gleichschenkeliges „Sommerdreieck“ in den Sommernächten. Wega in der Leier, der hellste Stern im Sommerdreieck, hat fast schon die Zenitstellung erreicht, während Atair im Adler um Mitternacht halb so hoch in südlicher Richtung leuchtet. Im Nordwesten sinkt der Große Wagen Richtung Horizont – im Nordosten steigt die Zickzacklinie des Himmels-W, die Kassiopeia, empor. Nach Mitternacht zeigt sich über dem Osthorizont bereits das „Herbstviereck“. Mars, der „Superstar“ des Sommers, kann auch noch in der hellen Morgendämmerung im Südwesten gesehen werden.