Hamburg. Auf der 400 Grad heißen Venus regnet es Schwefelsäure. Am Himmel über Hamburg im April leuchtet sie als lieblicher Abendstern.
Immer länger müssen wir warten, bis es dunkel genug ist, um Sterne zu sehen. Doch ein strahlend heller „Stern“ taucht bereits in der hellen Abenddämmerung über dem Westhorizont auf: der „Abendstern“. Er ist ein „Wanderstern“ wie die Erde auch, beleuchtet von der Sonne: unser Nachbarplanet Venus.
Benannt wurde Venus zwar nach der römischen Göttin der Liebe, aber sie gleicht eher einer Hölle: Lavaströme haben die Planetenoberfläche mit kilometerdicken Magmaschichten überdeckt. Aus dichten Wolken regnet es Schwefelsäure auf den über 400 Grad heißen und dunkelrot glühenden Venusboden. Auf diesem Boden lastet ein Druck, der dem in etwa 900 Metern Meerestiefe gleichkommt. Ein Astronaut auf der Venus würde von dieser höllischen Umwelt plattgedrückt, geröstet und anschließend weggeätzt. Das Höllenklima unseres Nachbarplaneten wird durch einen extremen Treibhauseffekt befeuert, denn die zu 95 Prozent aus dem Treibhausgas Kohlendioxid bestehende Atmosphäre der Venus lässt das Sonnenlicht zwar herein, aber wie in einem Treibhaus die Infrarotstrahlung und damit die Wärme nicht mehr heraus.
Prächtiger Sternhaufen
Mitte April finden wir Venus an der Grenze vom Widder zum Sternbild Stier unterhalb des „Siebengestirns“, des Sternhaufens der „Plejaden“. Passend zum Glanz der Venus ist dies der prächtigste Sternhaufen für das bloße Auge. Im Fernglas erkennt man Dutzende von leuchtenden Sternen in rund 440 Lichtjahren Distanz. Im letzten Monatsdrittel zieht Venus rund drei Grad südlich an diesem Sternhaufen vorbei, den wir abends noch kurz vor seinem Untergang erkennen. Am Südhorizont funkelt gegen Ende der Abenddämmerung auch noch Sirius, der hellste Fixstern. Sirius, im Sternbild „Großer Hund“, folgt Venus und dem Wintersternbild Orion Richtung Westen und geht Mitte April bereits gegen 23 Uhr unter.
Die Ablösung für diese himmlischen Glanzlichter taucht auf der anderen Himmelsseite auf, im Südosten: Jupiter, der „König der Planeten“, übernimmt die Regentschaft über den Nachthimmel. Ende April kann man Jupiter und Venus gegen 22 Uhr sogar gleichzeitig und auf etwa gleicher Höhe im Südosten und im Südwesten sehen und vergleichen. Jupiter leuchtet zwar nicht so hell wie Venus, doch sobald er nach Mitternacht höher in die Südrichtung gestiegen ist, erscheint er uns am dunklen Himmel sogar noch heller – als hellster Lichtpunkt am Nachthimmel.
Er wandert rückläufig, das heißt westwärts, im Sternbild Waage. Am 30. April, einen Tag bevor unser Mond als Vollmond der Sonne am Himmel gegenübersteht, zieht unser Erdtrabant an Jupiter vorbei. Sobald es endlich dunkel genug für die schwächeren Sterne geworden ist, finden wir, hoch über unseren Köpfen, das vertraute Muster der sieben Sterne des „Großen Wagens“. Es ist dies nur der hellere Teil des viel größeren Sternbildes der „Großen Bärin“, der uns in Frühlingsnächten als idealer Wegweiser dienen kann: Verlängern wir die Rückwand des Wagens etwa fünf Mal, so stoßen wir auf halber Höhe über dem Nordhorizont auf den „Polarstern“, den „Nordstern“.
In der gegenüberliegenden Richtung führen uns die Sterne des Wagenkastens nach Süden, zum Sternentrapez des Löwen mit dem Hauptstern Regulus. Der Kopf und die Mähne des Löwen erheben sich von Regulus aus, in Form einer sichelförmigen Sternengruppe. Verlängern wir den Deichselbogen des Wagens, so führt er uns zu dem hellen, rötlichen Stern Arktur im Bärenhüter und weiter zu Spica, dem bläulich funkelnden, hellen Hauptstern der Jungfrau. Sie folgt dem Löwen im Tierkreis und passiert kurz nach Mitternacht die Himmelsmitte, gefolgt von der Waage mit dem hellen Jupiter. Ab vier Uhr morgens, wenn Jupiter die Himmelsmitte längst erreicht hat, kommt es zum großen Finale der Aprilnächte: Links von Jupiter taucht nach dem Skorpion auch das südlichste Tierkreissternbild Schütze auf, mit dem Planetenpaar Mars-Saturn. Mars rückt rasch ostwärts im Schützen voran. Er bewegt sich viel schneller als der ferne, aber gleich helle Saturn um die Sonne.
Wunderbarer Anblick
Am 2. April zog er in etwas mehr als einem Grad Distanz südlich am Ringplaneten vorbei. Das enge Planetenpaar zusammen mit Jupiter rechts davon war ein wunderbarer Anblick für alle Frühaufsteher. Die Bewegung des Mars im Laufe des Monats ist gut zu verfolgen: Am 7. April ist Mars schon drei Grad von Saturn entfernt, und rechts neben ihnen leuchtet der abnehmende Mond. Bis zum Monatsende trennen die beiden Planeten bereits 14 Grad.
Frühmorgens gegen 3 Uhr, vor Beginn der Morgendämmerung, dürfte auch die beste Beobachtungszeit sein, um Sternschnuppen, verglühende Staubkörnchen in unserer Erdatmosphäre, zu beobachten. Verlängert man die Leuchtspuren dieser Sternschnuppen in Richtung ihres Ursprungs weiter, so scheinen sie alle aus der Gegend des Sternbilds Leier zu kommen. Dieser „Lyriden“ genannte Meteorschauer erreicht um den 21. und 22. April sein Maximum. Vor allem bei pechschwarzem Himmelshintergrund sind die meist eher schwach leuchtenden Schnuppen zu sehen. Ab und zu wird man auch in den Nächten davor und danach noch einige dieser Partikel sehen, wie sie auf unsere Atmosphäre prallen und dabei aufleuchten.